der helikopter, der am kottbusser tor in der luft steht, ist bis hierher zu hören, aber sonst ist alles still in neukölln. die autonomen-demo ist auch gar nicht bis hier gekommen. sie ist einmal durch mayfest durch und war dann am lausitzer platz schon derart zersplittert, daß beschlossen wurde, gleich zurück auf anfang zu gehen. zum kottbusser tor. irgendwie war ich schon skeptisch, als ich die route gedruckt gesehen habe. mitten durchs fest? war das in den letzten jahren auch so? blöd angelegt?
die polizei ist quasi von anfang an in die demo hineingegangen, um sie zu stören. das sagt der mann am mikro im lautsprecherwagen. deshalb wird der weg radikal verkürzt, damit wir nicht zerschlagen werden. haltet zusammen, bildet ketten. sagt auch der mikromann. die polizei sagt, ihr sollt aufhören, euch zu vermummen und straftaten zu begehen.
erfahrungsgemäß stecken hinter solchen aussagen eilige absprachen zwischen demo- und einsatzleitung, um die masse so schnell wie möglich wieder auflösen zu können. viel hilft es nicht. nachdem endlich abgebogen werden kann, geht das steineschmeißen und gasknallen gleich wieder los. ungefähr an der stelle, an der der stöbele kurz zuvor noch mit seinem rad gestanden und telefoniert hat. zuvor ist eine reihe schwarzgekleideter bundespolizisten in reih und glied an mir vorbei. auch die wissen, wie das geht, das kettenbilden. ich sehe ihnen ins gesicht, jedem einzelnen. unter dem panzer haben sie ein gesicht. keiner von ihnen lacht oder lächelt auch nur. sie sind geschickt worden, gerade eben. ein scheißjob. fußvolk zu sein, ein zinnsoldat aus gummi.
menschenmassen bewegen sich wie wasser, das weiß man und nutzt dieses wissen, bei der planung von stadien und bahnhöfen zum beispiel. wenn man mitten in eine demo hineinschießt oder dazu noch vorstößt mit einer gruppe solide ausgebildeten und bewaffneten leuten, dann passiert dasselbe. die masse schwappt zu den rändern und fließt eilig in die seitenstraßen. auch ich sehe mich plötzlich genötig, zwei oder drei, vielleicht auch fünf schritte schneller zu gehen. ohne daß mir irgendetwas hätte passieren können, nur der schwung, ganz am rand, hat mich erfasst. ich bewege mich nach außen, hinter einen blumenbottich. das wasser umfließt solche hinternisse. andere hingegen rennen und kichern dabei. eine hat angst, überrollt zu werden. zwei haben jemanden verloren und stellen fest, daß sie dahin, wo sie ihn zuletzt gesehen haben, nun aber nicht zurückkönnen. zwei typen bleiben nebeneinander stehen, drehen sich um und finden es spannend. das ist das adrenalin vermutlich. oder das bier. ein anderer pißt unbeeindruckt an die nächste hausecke.
ein stück weiter lande ich – versehentlich – mitten im “schwarzen block”. naja, beinah. eigentlich wollte ich rüber zum myfest, von da kommt immer noch musik. ich gehe aber lieber wieder zurück, und kurz darauf fließt die masse wieder erschrocken in die seitenstraßen. am kottbusser tor sammelt sich bereits eine grüne horde in reih und glied, und eine weitere hundertschaft kommt bereits angetrabt. die einsatzwagen sammeln sich in den seitenstraßen, mit laufendem motor und licht. oder sie fahren hübsche schleifen und kreise, um ihre leute in position zu bringen.
mir reichts, ich fahre nach hause. die nacht überlasse ich anderen. denen, die krieg spielen wollen oder müssen. ich lese dann morgen darüber. und glaube etwa die hälfte, vielleicht.