am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

wie dichtung und wahrheit zusammengeht

oder auch nicht.

gestern abend die neuköllner buchkönigin besucht, eine lesung – das heißt wohl eher einen vortrag – von marion tauschwitz über ihre hilde domin biographie gehört. ich mag ja buchläden lieber als bibliotheken, die sind in jedem fall lebendiger. eine lesung dazu, also echte schreibtätige in fleisch und blut an einem tisch mit einem skipt vor sich, das verbindet oft vieles miteinander. gestern war es die gegenwart von leibhaftigen büchern, eine sehr schöne auswahl in dem laden, vielleicht ein klein wenig klein, mit einem hauch von literaturwissenschaft. oder so ähnlich. wenig schreibkunst allerdings, vorwiegend geschichte. lebensgeschichte, aber das ist es eben, was eine biografie zu bieten hat.

die literaturwissenschaftlerin in mir versteht den wunsch, die dichtung im gelebten leben zu verankern. ich habe selbst einen deutlichen hang zum biografischen interpretationsansatz, ja sogar zum psychologischen mitunter. das ist mir peinlich, weiß ich doch, wie schnell das ungenau wird, unverständlich und falsch. es gibt blinden flecke, überall, und wir sehen sie nicht. das ist ihr wesen, auch in der wissenschaft. vielleicht gerade da. an einem gewissen punkt geht es doch immer nur um das eigene. das sollte man nicht nur wissen, man sollte es bedenken. unbesehen.

die dichterin wünscht sich ohnehin leere hinter dem wort. kein armseliges kleines leben, das herhalten muß, um die wucht eines textes stützen. und ihn damit einengen, beschränken auf vergangene zeiten und räume. wozu?

es gibt kein gelebtes leben, das sich belegen ließe. anders als durch dichtung, meine ich.

2 Gedanken zu „wie dichtung und wahrheit zusammengeht“

  1. Im anderen Zuhause liegt eine Biografie von Hilde Domin, wer sie geschrieben hat, weiß ich leider nicht mehr. Aber ich kann mich erinnern, dass sie mich atemlos gemacht hat – und das ganz und gar nicht im positiven Sinn.
    Einmal habe ich auch eine Dokumentation mit ihr nach fünf Minuten zusehen abgebrochen, obwohl ich sie eigentlich ansehen wollte. Ich habe diesem rasanten Rhythmus einfach nicht folgen können.
    Daran müsste ich mich erst über einen längeren Zeitraum gewöhnen. Was für eine Lebensgeschwindigkeit!

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