am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

anderswo

ich bin eine ganz schlechte reisende. schlimmer noch, reisen bedeuten für mich grundsätzlich beinah so etwas wie eine katastrophe. ich bleibe lieber zuhause. ich bin am besten dort, wo ich mich auskenne. alles andere macht mir angst. dabei ist es nicht so, daß ich nicht reisen kann. ich schaffe es durchaus, relativ unbeschadet von einem ort zum anderen zu gelangen. und wenn ich erst einmal unterwegs bin, dann finde ich es sogar richtig gut. manchmal zumindest. auf dem motorrad zum beispiel, obwohl gerade da die unwägbarkeiten ja eigentlich noch größer sind. trotzdem.

genau weiß ich nicht, was die angst ausmacht. die fremden menschen plötzlich, in bussen, zügen und flugzeugen. die fremden orte und sprachen. meine verlorenheit, die sonst meistens nicht einmal mir selbst überhaupt noch auffällt. unterwegs aber schon, immer. da ist das unvermiedlich. da bin ich, was ich bin. ein haufen nichts. ein wirrer klumpen mensch. ein schwerfälliges monster.

die angst ist vielleicht die, verloren zu gehen. versehentlich, weil niemand auf mich aufpasst. weil es niemand merken würde, wenn ich einfach verschwände. wenn ich liegen bliebe,  irgendwo am rand der großen straße. das kann passieren, das weiß ich. es gibt da geschichten. die angst also, mir selbst verloren zu gehen. daß ich mich nicht wiederfinde und mich deshalb selbst nicht wieder nach hause bringen kann. daß ich auf einmal nicht mehr weiß, wer ich bin. wer ich vielleicht war, irgendwann einmal.

andere reisen mit freuden, flüchten gefahrlos aus ihrer welt, gehen einfach anderswo hin. sie sind unterwegs und doch auch immer bei sich. offensichtlich. es sieht so einfach aus, bei ihnen, bei den anderen. bei allen anderen. während ich hinter ihnen herhetze, jedesmal, wenn ich mitmuß. wenn ich mitreise, aus irgendeinem grund. wenn ich mit fremden unterwegs bin. oder mit bekannten, die mir im selben moment fremd werden. da draußen. wie ich keuche vor panik, bevor ich noch die erste tür hinter mir geschlossen habe. wie ich suche und rate, die neue welt um mich herum in ordnung zu bringen versuche. wie ich die kraft kaum aufbringe, das alles auszuhalten. irgendwie. und keiner begreift es, niemand ist bei mir. alle sind begeistert und toben und jubeln durch die welt.

dabei tue ich doch, was ich kann. ich gehe die wege, die ich gehen muß. viel ist es nicht. aber ich kann eben nicht viel. so ist das.

übrigens: ich sollte endlich packen. jetzt sofort. wenn ich nicht morgen vielleicht doch einfach zu hause bleiben will.

4 Gedanken zu „anderswo“

  1. Oh, das kenn ich, es ist eine Katastrophe, schon Wochen vorher bin ich schlecht gelaunt und überfordert. Aber wenn man dann angekommen ist, und grob weiß wo alles ist und wie es sich verhält, dann ist es herrlich.

  2. angekommen. ausgepackt. jetzt gehts wieder. netz fluppt auch wie geschmiert. das ist fein.

    die größte sauerei war übrigens terminal c in tegel zu erlaufen. das völlig fremde hotel dagegen, in der völlig fremden stadt, das ging intuitiv. ;)

  3. Sehr viele würden die Stille deinerseits bemerken und dann nach dir suchen. Ich wäre einer der Suchenden und würde nicht aufgeben, ehe ich dich gefunden habe. Trotzdem: nicht verloren gehen!

Kommentare sind geschlossen.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner