kranksein ist fein. man macht die seltsamsten dinge zwischen nerv, rotz und tränen. zum beispiel alte fotos einscannen, um sie alten freunden via facebook zeigen zu können. dieses hier unter anderem:
das ist so alt, daß es eigentlich gar nicht mir gehört. es zeigt meinen vater, wie er, irgendwann in den 50ern vermutlich, irgendwo in den bergen, ohne zweifel beim skifahren, eine mir unbekannte junge dame zu bezirzen versucht. seine versuche seinerzeit waren nicht von erfolg gekrönt, man sieht es der dame bereits ein klein wenig an. so ist diese unbekannte dann auch nicht meine mutter geworden und ich eine ganz andere.
na egal, wenn ich mir ihn da so anschaue, wesentlich jünger als ich heute, mitte zwanzig vielleicht. womöglich habe ich mir das kleine bißchen nettheit, das ich manchmal tatsächlich zu besitzen scheine, aus seinen augenwinkeln gestohlen.
anderswo habe ich über ihn einmal folgendes geschrieben: der einzige mensch, der mich je direkt ins gesicht geschlagen hat. das stimmt, das hat er und nicht nur ins gesicht. damals war das erlaubt, die elterliche sorge war noch eine gewalt. lektionen in intimität. so habe ich das gleich im anschluß an den ersten satz genannt. und wenn mich dieses bild sehe, dann weiß ich, warum das genau so stimmt.
da mein vater inzwischen seit fast 20 jahren nicht mehr lebt, ist heute ohnehin weder sein flirten noch sein schlagen von irgendeinem interesse. wichtig ist nur noch das in seinen augenwinkeln, denn das ist mir geblieben.
und fehlt ihm ein fingerglied?
stimmt. das war das erste stück, das er sich an einem freischwingenden kreissägeblatt zersemmelt hat. zu der zeit wohl noch ganz frisch und kaum verheilt. später kamen dann noch weitere verstümmelungen an der anderen hand dazu. ein schreiner halt.
das hat ihm nicht gefallen, glaube ich. diese achtlosigkeit. aber als erst einmal ein anfang gemacht war…