am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

greifer

nachts kreist ein hubschrauber über meinem berlin, hämmert in wellen von oben herab. dann springt mir das migränetier mitten ins gesicht, endlich hat es sich entschlossen. nach tagelanger belagerung. frontal bespringt es mich, wie nur selten. mit einer wucht, die vielleicht alle paar monate vorkommt. meistens eher nicht mehr, zum glück. gerade als ich schlafen will, packt es mich. als ich vergessen will, mich verlieren für eine weile. gerade dann, als wüßte, wollte es genau das.

schreien will ich, toben und kämpfen. aber innen und außen sind ein problem, das findet nicht zusammen. etwas hält mich zurück, immer. und da ist nichts, kein gegner, nirgends. da bin nur ich. und die nacht.

wegen der sicherlich schlafenden nachbarn um mich herum bleibe ich still. ich knurre nur, halte den atem an, schlage ins leere. oder mich selbst, wen sonst. ich huste wie ein hund. weinen ist nicht. nie. dann krieche ich rüber ins bad und schlucke meine pillen.

später, im medikamentierten halbwahn, träume ich von einem großen greifer aus metall, wie es ihn auf müllkippen gibt. diese dinger, die riesige brocken aus dem verotteten zivilisationsgesabber reißen und fetzen und den öfen zu fraß vorwerfen. so etwas greift nach mir, tief in den rücken hinein, mitten durch meine mitte. alles in mir ist schrott.

der schmerz im körper ist niemals nur ein schmerz. er ist immer auch erinnerung. er ist verzweiflung in fleisch und blut übergegangen, ein generationentransfer. dieser schmerz ist ein abbild der angst.

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