am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

autark

es ist noch nicht lange her, da hat mich jemand „sozialer autist“* genannt. nicht ganz so direkt, eher in vielen kleinen oder größeren episoden und lehreinheiten, denen ich entweder nicht zu folgen gewillt war oder aber nicht folgen konnte. ich habe das vorgehen gegen mich schlichtweg nicht verstanden. zu der prozedur gehörte auch ein beständiges kritisieren meines charakters, bzw. ein herausstellen meiner charakterschwächen. ich gebe zu, daß man mir mitunter mit fug und recht ein hohes agressionspotential und gelegentliche negativitäten vorwerfen kann. ich weiß aber auch, daß ich all das letztendlich nicht bin. überhaupt, ich glaube nicht an charakter.

der vorgang erstreckte sich über wochen und monate und mündete in eben dieser „diagnose“, ein unzulängliches, gehemmtes, aggressives, undankbares, untaugliches, unbrauchbares wesen zu sein, wie kaum ein anderes. kein mensch eigentlich, tendentiell „autistisch“ mit dem schwerpunkt „asozial“, geschädigt eben, verantwortungslos und natürlich schlecht.

das war schwer zu tragen, diese art von wertung und ständiger belehrung, das nennt sich wohl erziehung. wobei ich diesem alter längst entwachsen zu sein glaubte.

der versuch, mich aus dem geschehen zu entziehen, gelang nur schwer. noch heute träume ich davon, regelmäßig, bin entsetzt und zerschlagen von dem geschehen. zum ersten mal im leben erkenne ich alptraumhaftes darin, und ich hatte schon viele schlechte, auch schreckliche träume. die ich dennoch nie so bezeichnet hätte.

eines steht jedoch fest, seitdem mehr denn je: ich bin kein autist, ich bin eigen und autark. ich bin selbst und bewußt.

doch auch rückzug, die sehnsucht nach stille und langsamkeit in wirren zeiten, dem sein bei mir allein, wird mir gerne als schwäche und unvermögen ausgelegt. daß rückzug aber etwas schlechtes sei, ganz ehrlich, das schient mir einem kriegerischem, einem agressiven denken zu entspringen.

doch was rede ich? über dinge auch noch, zu denen ich nicht tauge. unmenschliches wrack, das ich bin. das weiß ich doch jetzt, wurde mir ja nachhaltig beigebracht.

* was selbstredend ein mißbrauch des begriffs ist, ich weiß.

3 Gedanken zu „autark“

  1. ach so. damit ich nicht auch noch in den verdacht gerade, etwa masochistisch zu sein. es gab gründe, nicht in die konfrontation zu gehen und die sache auszufechten. gute gründe, die an dieser stelle nicht thema sein sollen. unter denselben umständen würde ich mich nicht viel anders entscheiden. ich würde wieder auch so etwas klaglos über mich ergehen lassen, es noch einmal aushalten. wollen und können natürlich. (mysterien der wiederholung.)

Kommentare sind geschlossen.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner