am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

#insight

nein, es ist keine gute idee, dieses romanmanuskript an seinen endpunkt führen zu müssen, an den tiefsten fluchtpunkt, ausgerechnet in dieser unerträglichen zeit. die immer unerträglicher wird, jetzt, wo es kalt wird und dunkel. es ist nicht gut, wenn die kiste der vergangenheit sich öffnet, zwischen abstandhalten und gesichtsschutz. weil die erinnerung sich öffnet an die umfassende verlassenheit und den permanentem gesichtverlust. damals. ja, das war schlimmer, das war fundamental. und es war endlos. aber es hat mich auch alles gekostet, jahre und jahrzehnte vor allem, um ein wenig menschwerdung zu erreichen.

was aber soll ich tun, jetzt, wenn sich freunde lieber fernhalten, aus angst. und das dann auch noch fürsorglich finden. was kann ich tun, außer verzweifeln. ganz still für mich allein, weil die verachtung, diese unfassbare egozentrik, die dieser art altruismus zugrunde liegt, kaum zu vermitteln sein wird. was soll ich tun, außer zuzusehen, wie ich zerfalle. wie ich wieder das wrack werde, als das ich damals ins leben gerotzt wurde.

ich will das nicht mehr. es reicht, ich habe genug. es ist einfach zuviel verlangt. ich kann das nicht, noch einmal. also suche ich nach einem weg, das alles für mich zu beenden. einen ausweg, und finde keinen. ich sehe nur, dass es mir eine ewigkeit offeriert. im tausch gehen nichts.

die zeit werde ich nicht haben, noch einmal ein leben zu bauen. einfach so ins leere. auch die kraft wird kaum noch reichen. ich sehe, was ich damals gesehen habe, als kind. ich sehe mich verhungern.

das gute ist, ich weiß, wie es geht. und besser noch: es wird wieder niemand merken.

wie der mann auf dem fahrrad heute. fährt an mir und dem motorrad vorbei, hält dann an und dreht sich zu mir. seit zwanzig jahren oder so, sagt er, sieht er diese schöne, alte maschine. und jetzt, zum ersten mal, ihre besitzerin. ich korrigiere ihn auf sechszehn jahre, so lange bin ich jetzt in berlin. und wir reden ein bisschen, dreck und öl und wind und strecke. er fährt auch, nicht nur fahrrad. das war der erste fremde mensch, mit dem ich seit über einem halben jahr irgendwie persönlich gesprochen habe. das war schön, fast soetwas wie kennenlernen. es gibt ja seitdem keine gelegenheit mehr.

und er hat nichts gemerkt, glaube ich. wie weit ich schon weg bin. wie sehr es mich irritiert. dieses reden, dieses kennen. wie fremd, diese welt.

das muss ein ende nehmen. endlich.

nur eines noch: hört endlich auf zu predigen ihr moralapostel, ihr besserwisser, ihr elenden schwätzer. längst habt ihr alle idioten und leugner entfolgt, und euern ekel über sie ausgespuckt. ist das nicht genug? (ich stelle euch nur still und stumm auf facebook und sonstwo. das merkt ihr nicht einmal.) aber immer noch proklamiert ihr die wahrheit, maßregelt die dummheit der menschen, der meisten. als wärt ihr selbst keiner und nicht ebenso, mensch und dumm und überfordert. mit vorliebe verweist ihr auf andere besserwissenschaftler oder auf die wiederkehrenden schreckensberichte. zur ertüchtigung der anderen, die es noch nicht verstanden haben. oder es zu vergessen drohen. (wer denn? ich, die euch noch nicht entfolgt hat.) nur keine freude, keine erleichterung, so angebracht sie auch ein mag. das macht weich, das macht angst. ja. aber nicht mir.

wer seid ihr, dass ihr tut als wüsstet ihr mehr und sowieso bescheid. oh, ihr götter, ihr seid erleuchtet. richtig?!

doch auch ihr wisst nichts. ihr seid nicht anders als ich, als alle. ihr glaubt das nur. weil es hilft, für eine weile.

ha! da bin ich euch voraus. in diesem elend, das mir so vertraut ist.

3 Gedanken zu „#insight“

  1. Ich sehe das eben erst bei dir, dass dich die Besserwisserei auch so stört.

    Diese feste Gewissheit, dass das eigene hohe Ross das Recht gibt nach unten abzurotzen.

    (Um mal kurz diese Vokabel aus deinem Text, für den anderen Kontext auszuleihen.)

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