kein schlechter tag im grunde, obwohl mir einiges daneben gegangen ist. manchmal geht es nicht anders, weil man es zu spät merkt. es nicht versteht oder erst stunden danach. manchmal ist es einfach so, wie es immer ist. nicht gut, aber nicht zu ändern, irgendwie. und deshalb schmerzhaft, immer wieder und wieder. aber dann weiß man am ende doch ein klein wenig mehr. über spiegelungen, zum beispiel, und den unterschied zwischen verwechslung und ergänzung. das ist übles zeug, bar jeder hoffnung.
ich ziehe mich immer mehr zurück. letzte woche bereits habe ich sämtliche körperliche begegnungen abgesagt, allen menschlichen realkontakt gestrichen. nicht weil ich es so will oder so soll. einfach, weil ich es nicht mehr ertrage, die hilfskontruktionen und ersatzhandlungen. daran gehe ich zugrunde.
ich gehe also in klausur.
gehe zurück in die welt, in der jeder moment mir gefährlich war. in der ich mir die einzigen menschen darin fernhalten musste, aus sicherheitgründen. auch wenn ich das als kind noch nicht wusste, tat ich das exakt richtige. ich gehe zurück in das elend, keine andere welt erkennen zu können, nicht am horizont, auch nicht am ende des tunnels. ich wusste nichts von einer welt, außer der, in der ich gefangen war.
von dort aus halte ich all mein wissen und meine erfahrung hoch. und sage, dass es unmenschlich ist, auf abstand zu menschen gehen zu müssen. unmenschlich, angst vor ihnen zu haben oder angst vor sich selbst. weil man selbst gefährlich ist, zwangsläufig, als mensch. es ist zwar genau so, immerzu, nicht nur jetzt. menschen sind einander gefährlich. aber das ist kein grund.
und das ist meine größte sorge in dieser so hauchzart grausamen zeit. dass all die jahre und jahrzehnte, in denen ich mich bemüht habe, das zu verlernen: dass alle und jeder mir jederzeit gefährlich werden können, wie auch ich ihnen. dass mir das verloren gehen wird, dass meine feinstruktur sich nicht wird wehren können gegen die grobe grunderfahrung meines lebens. die ewige angst vor den menschen.
denn menschen sind nicht menschen, weil sie einander misstrauen. sich voneinander fernhalten, in krieg und in angst. aller geschichtsschreibung zum trotz.
es ist genau umgekehrt.