am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

kein dreck mehr

die maschine, das olle motorrad, ist wie ein alter trecker. ich kann sie stehenlassen, in dreck und regen, sie lebt doch immer noch. springt an innerhalb weniger minuten, tuckert dann vor sich hin mit den üblichen kleinen aufschlucksern. so kenn ich sie.

natürlich muss zuvor die batterie, inzwischen ja mehr ein akku, keine säure, kein geblubber, ausgebaut und geladen werden. was kein problem ist, inzwischen habe ich zwei davon, da ist ein schneller wechsel garantiert. beim check der elektrik zeigt sich jahr für jahr zunächst der immer gleiche fehler: das rücklicht will nicht. das liegt am zündschloss. ich arbeite also mit ruckeln und rütteln, puste graphit in den schlitz und verteile es mit dem schlüssel. hundertmal hin und her, so weit es geht. lange passiert da nix, und jedesmal denke, dass es das dann wohl mal war.

der schlüssel, obwohl es egal ist, wie herum er eingesteckt wird, will wegen der rücklichtproblematik nur auf eine weise eingesteckt sein. das bleibt das ganze jahr so, immerzu muss ich vor dem losfahren schauen, ob das licht auch wirklich an ist. besonders nachts, und ständig bleibt da die angst, dass es irgendwann einfach gar nicht mehr geht. dann stehe ich da, es gibt ja nur eins. ein rücklicht. (gut, ich bin auch schon zwei stunden autobahn gefahren, nachts ohne rücklicht, indem ich den bremslichtschalter der fußbremse hochgedreht habe, sodass einfach dauerhaft das bremslicht an war. das hat funktioniert, war aber nicht angenehm.)

natürlich geht das rücklicht jetzt, aber es hat länger gedauert als das erste anspringen. nach monaten, vielleicht ein halbes jahr. so spät war ich lange dran nicht mit diesem alljährlichen erweckungsprozess. zum teil liegt das wohl daran, dass ich nicht mehr zur arbeit fahre, sondern jeden morgen einfach ins wohnbüro gehe. und es liegt an dem neuen e-bike, dass auf dne kleinen alltagswegenso mächtig spass macht. und den radradius ziemlich erweitert hat. es hat es tatsächlich geschafft und die motorradliebe ein klein wenig verdrängt. erst gestern war da plötzlich dieser impuls.

nach einer weile habe ich also herausgefunden, welche schlüsselseite die richtige ist und ein paar wiederholungen haben gezeigt, dass weiterhin eine grundsätzlich verlässliche lichtsicherheit besteht. wenn ich die bedingungen berücksichtige, so wie jedes jahr. zusätzlich habe ich mir eine kerbe in den schlüssel geritzt, damit ich ab sofort nicht mehr probieren muss. das hätte mir auch mal eher einfallen können.

am längsten ging das putzen. die sitzbank, der tank, die koffer und die griffe. kurz: alles, was regelmäßig angefasst wird. die spiegel blank waschen, alle lichter und das schild. (immer auch schauen, ob es nicht inzwischen auseinanderfällt.) putzen ist ein dreck, so ein maschinendreck. der geht schwer ab, das schmiere und öl im zweifel. das bleibt an den händen, den fingern, in den hautritzen, überall. schön ist das nicht, aber egal.

du willst dir doch später mal nicht die hände schmutzig machen müssen. das hab ich als kind oft gehört, wenn es darum ging, dass ich mich in der schule anstrengen soll. und nun? da arbeite ich alles, was ich arbeite, am pc oder im netz, alles mit worten und so. kein dreck. und mache mir immer noch die finger schmutzig. so schmutzig, dass es sich nicht so einfach wegwaschen lässt. dass ich warten muss, dass es rauswächst. das hat mein vater behauptet, dessen hände nie sauber waren. ich denke nicht, dass das stimmt. er hat sich einfach nicht gekümmert, es war ihm egal.

man kommt nicht an gegen den dreck, die eigene herkunft. da lässt sich nichts wegwaschen, das muss sich verwachsen.

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