am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

anders gendern

gegen mittag wird vor dem schlafzimmerfenster wieder gedengelt. drei männer machen sich an der baumscheibe auf der anderen straßenseite zu schaffen. keine ahnung, worum es geht. ob sie den baum retten wollen oder seine fällung vorbereiten. was immer die absicht ist, diesmal sind sie schnell fertig. zwei der männer stehen anschließend eine weile bei dem stromkasten, wie an einer theke, und reden.

ich bin neugierig, vielleicht reden sie darüber, was sie da machen. was mit dem baum geschehen soll. das würde ich wirklich gern wissen. es handelt sich um einen der beiden bäume, die mir das fenster direkt vor meinen bett abschirmen. im sommer, aber auch ein bisschen im winter. ich gehe also ins bad und öffne das fenster, um zu lauschen.

frauen können eben nicht autofahren, höre ich. es der jüngere der beiden, der derart tönt. sieht man doch, sagt er, die können nicht einmal rückwärts einparken. der ältere steht mit dem rücken zu mir. er sagt nichts, oder er schreit nicht so. ihn kann ich nicht verstehen. ist doch wahr, sagt der jüngere noch ein bisschen lauter und läuft dabei aufgebracht ein paar schritte im kreis, dann wieder vor und zurück. auch wenn die statistik etwas anderes behauptet, das immerhin weiß er.

die statistik sagt, dass mehr männer unfälle bauen, aber eigentlich ist es anders, das weiß man d0ch. das sieht man doch, man kann doch nicht, es ist eben. so!

das sagt er noch, auch immer im kreis, ich kann ihm nicht mehr folgen. oder ich will nicht, das ist so derart blöd, ich kann nicht einmal darüber lachen. es scheint sich um eine art gendern zu handel, eines ohne * und ohne jeglichen sinn. einfach zu behaupten, dass keinerlei vielfalt existiert, nur das eine und das andere. und das andere ist immer das mindere, logisch.

über den baum habe ich so leider auch nichts erfahren.

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