der unfall arbeitet noch in mir. vier tage später entdecke ich immer noch neue stellen, die langsam blau werden. gerade eben erst unter dem linken knie. kaum zu spüren, auch wenig sichtbar. kein vergleich also zu dem riesgen, aktuell dunkelroten hämatom, das sich auf einer seite über den gesamten linken oberarm ausbreitet. die aufprallstelle ganz oben am arm hat gegen mittag auf einmal angefangen zu schmerzen, einfach so, ohne dass ich sie berühre. in den letzten tagen hat sie sich überraschenderweise kaum gemeldet, ich konnte sogar darauf schlafen. da war ich eher mit hals und nacken beschäftigt, eine art muskelkater, hat die ärztin gesagt. vermutlich durch die ruckartige bewegung des kopfes beim aufschlag, so denke ich mir das. das legt sich langsam, habe ich den eindruck.
langsam wird mir auch klar, was das glück ist, das ich bei der sache offensichtlich hatte. den schlag, den ich gegen die schulter bekommen habe, hätte ich nicht im gesicht haben wollen. auch nicht sonstwo weiter zu körpermitte, das hätte mir mit sicherheit in weitere kollisionen mit der tür oder dem rad eingebracht. dann wäre ich womöglich nicht einfach so wieder aufgestanden, und hätte all den blödsinn geredet und gemacht. noch im schock, auch wenn ich mich nicht so fühlte.
zum beispiel einfach weiterzufahren, ohne wenigstens namen und nummern zu erfragen. ohne wenigsten zu erwägen, die polizei hinzuzuziehen. überhaupt, ohne mich hinzusetzen, zur ruhe zu kommen. das muss ich besser machen, auch wenn ich ein nächstes mal lieber nicht in erwägung ziehe.
was mich am meisten überrascht ist, dass ich auch in einer solchen situation nicht nach schuld frage, nicht nach schuldigen suche. zum einen ist das offensichtlich, zum anderen aber könnte in einem schlechten moment ebenso ich in einem auto sitzen und genau diesen blödsinn machen. ganz ausgeschlossen ist das nicht.
das ist zufall, das ist glück, auch das.
da muss ich nicht schreien und zetern, wenn die menschen sich nicht völlig danebenbenehmen. wenn sie nicht mit aller kraft alle verantwortung von sich weisen oder flüchten gar. wenn sie stattdessen erschrocken sind und verwirrt, wie ich auch. dann sind wir zusammen, einander begegnet, sowieso.
dass ich so bin, auch in einem solchen moment. das freut mich, denn so will ich sein. so heilt es besser, alles.