am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

verkehren im frühling

frühling in berlin, seit gestern oder vorgestern vielleicht. draußen ist alles voll, auf einmal, mit menschen, mit autos und mit fahrrädern. fahrräder vor allem, das erschreckt mich ja immens. auch, weil es immer mehr werden, und in dieser gruppe kaum noch regeln aufrecht erhalten werden.

ich selbst bin so lala unterwegs. das rad schläft nicht den ganzen winter durch, aber doch schon ein bisschen. und ich denke nach, bevor ich die regeln breche. neulich zum beispiel, als ich hinter einem aktiven blaulicht herfuhr, ein rettungsfahrzeug. als das mitten auf der engen straße stehenblieb, dachte ich, dass es womöglich blöd sein könnte, wenn ich da nun einfach rechts vorbeifahren würde. hab ich aber dann doch getan, ganz vorsichtig und langsam und mit deutlichem abstand zu den türen.

geschenkt, dass mir dann ein flotter rader entgegenkam, auf meiner rechten seite, wo es vielleicht zwei meter platz gab. geschenkt auch, dass mit der radler hinter mir dann reingefahren ist, als ich scharf bremsen musste, weil vor dem blaulichtwagen eine fußgängerin die straße kreuzte, ihr nach ein kind auf einem kleinen fahrrad. wozu hab ich ein plastikschutzblech. immer hin hab ich noch ein zaghaftes „sorry“ gehört, von hinter mir.

ich bin schnell mit dem e-bike, wenn ich das will. aber ich verzichte darauf, wenn an wochenenden all die schwervermittelbaren unterwegs sind. die fahren, wohin sie wollen, ohne auch nur einen gedanken daran zu verschwenden, den mitmenschen vorab einen kleinen hinweis zu geben.

der hammer aber sind dann doch autos, bzw. deren lenker (absichtlich nicht gegendert). besonders die, die auf der kleinsten strecke von vielleicht fünfzehn bis zwanzig meter versuchen, von null auf hundert zu beschleunigen. ohne rücksicht auf verluste, dafür sind so autos ja wohl auch da, oder!?

den vogel abgeschossen hat jener kleinwagen, der sich in eben jener fahrtechnik präsentierte, schon als er sich neben mir vor der roten ampel stand, war das erkenntlich. vor einem demoende standen wir, das auch noch. pech, dass der wagen nicht sofort durchkam, wo ich auf dem rad mich bereits vorsichtig durchschlängeln konnte. und gar nicht schlimm, weil er mich, von null auf hundert, ohnehin gleich sofort wieder hinter sich bringen konnte. blöd allerdings, dass er dann durch die kleine straße, in die wir beide einbiegen wollten, einfach nicht durchpasste. da stand so ein scheiß-dhl-fahrzeug im weg. (so die stimmung im kleinwageninneren, die sich bis zu mir übertrug.) kann man ja mal übersehen, so ein großgelbes dings.

der spaß hörte auf, als der wagen, in eben dieser stimmung, den rückwärtsgang eingelegt bekam, und der fahrer einen null-auf-hundert-sprint rückwärtssprint hinzulegen gedachte. wo nun aber leider ich mich befand, mittig, auf meinem kleinen, aber flotten e-bike.

da musste ich mal kurz losbrüllen, so zurückhaltend ich normalerweise auch bin. sehr laut und sehr kräftig, statt klingel, die ich so schnell gar nicht gefunden hätte. ja, das kann ich, kräftig und laut, man glaubt es nicht. der wagen stoppte dann auch, so krachig, dass er wackelte. keine ahnung, ob das mein brüllen bewirkt hat, aber gut. kein unfall zu meinen ungunsten, immerhin.

anschließend wurde es absurd, dabei ist es doch noch gar nicht so richtig heiß. ein fußgänger fing auch an zu brüllen, und zwar den fahrer anzubrüllen. er war also auf meiner seite. daraufhinstieg der kleinwagenfahrer aus, um kundzutun, dass er eine mutter zu ficken gedachte. nicht meine, soviel war klar. das ganze passierte über meinen kopf hinweg, und ich bekam zunehmend ein klein wenig angst vor körperlicher gewalt. die vermutlich nicht mich getroffen hätte, aber da ich mich exakt in der mitte befand. man weiß ja nie. das mit den kollateralschäden, you know?!

dann plötzlich wurde ich wütend. weil mir auf einmal klar war, dass ich benutzt und missbraucht wurde, für einen fetten männerstreit, ein dekoratives hin- und hergeprotze, ohne schwanz. und ich saß da fest, kam weder vor noch zurück. vor mir stand der leere kleinwagen, hinter mir mein protziger retter in der not. breitbeinig, immer noch brüllend, als könnte ich das nicht selber.

am ende habe ich ihn angebrüllt, zum ausgleich, nicht noch einmal den kleinwagenficker. er solle doch mal aufhören, ich wolle weiterfahren. da wusste er nichts mehr zu sagen und hat sich getrollt.

das war komisch. aber richtig.

und ganz meins, denke ich.

1 Gedanke zu „verkehren im frühling“

Kommentare sind geschlossen.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner