am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

maitag

heute ist frei und ich mache wahr, was ich mir seit jahren vornehme. ich nutze den balkon für mehr als nur die tomatenaufzucht. ich sitze selber hier, in sonne und wind, mit kaffee, radio und rechner. läuft!

erste schmetterlinge kommen vorbei, setzen sich ins männertreue blau, weil es da schon ausreichend blüten gibt. gegenüber wird die balkonbepflanzung so heftig gegossen, dass es bis aufs bürgersteigpflaster reicht. vom späti kommt das klacken von flaschen, das höre ich sonst nicht so. aber es hat sich die übliche besucherschaft eingefunden, schon klar. die menschen, die hunde, alles friedlich wie immer. von da wird nur gelegentlich gelärmt. und wenn, dann ist es traurig.

menschen gehen vorbei, sie quatschen, rauchen und rotzen. autos, aber nur wenige. es ist feiertag, den gängigen verkehr gibt es heute nicht. die neue kneipe hat für heute abend ein exklusives gratiskonzert eines mir unbekannten menschen mit banalem britischen namen angesetzt, der später im jahr auch die columniahalle füllen soll. es gibt einhundert (!) ticketbändchen, die ab zwölf vor ort abgeholt werden können. also hier, bei mir auf der ecke. seit kurz nach neun sammelt sich als hier das fanvolk und wartet. ein paar wenige zunächst, die auf dem boden hocken und mit ihren bildschirmen spielen. inzwischen sind es recht viele, die sich recht ordentlich in eine reihe die hauswand entlanghocken und vor sich hinquatschen.

gequatscht wurde auch gestern, bis in die nacht. bei nachtgutem wetter werden die tische offensichtlich icht pünklich gegen zehn zusammengeräumt. da kann es gerne auch mal bis nach zwölf werden. laut gegröhlt wurde immerhin nicht. aber laut genug, dass ich jedes wort verstehen kann. diese eindringlichen männerstimmen, die sich in fürcherlichem amerikanischen englisch bis zu mir in die wohnung hinein ausbreiten.

nach dem kaffee werde ich die fenster putzen, alle. darauf freue ich mich schon lange. all den baustellendreck des letzten jahres.

auf heute abend freue ich mich nicht. wenn einhundert menschen, vermutlich mehr als das, vor meinem schlafzimmer tanzen (?) werden.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner