am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

schreibzeit/83

diese wienzeit wird anders sein als die bisherigen, das zeichnet sich jetzt schon deutlich ab. in den letzten beiden jahren vor allem war ich vorwiegend suchend und findend unterwegs, hab mich umgesehen beim umhergehen. habe zu lernen versucht, was diese stadt ist, was sie sein will und was sie mir sein könnte. das war gut und ist durch und durch gelungen. endlich. ein paarmal über die letzten jahre und jahrzehnte hatte ich es mit und in wien versucht, und jedesmal bin ich nicht wirklich angekommen. habe hier keinen grund finden können, kein verstehen und keine liebe.

das ist jetzt anders. wien ist jetzt anders, es ist mein wien geworden. ein ganz kleines bischen zumindest, und das musste es. denn ich habe das alles schließlich nicht ohne hintergedanken getan. es ging immer auch ums schreiben, um den nächsten, den aufkommenden text, in dem es um eine reise nach wien geht. deshalb konnte mir diese stadt unmöglich ein leeres wort bleiben, eine hülle für irgendetwas, das ich nur behaupte.

jetzt also wird dieser text real, immer wieder ein verrücktes, gewagtes unterfangen. wie wellenreiten vielleicht, das kann man sicher auch nicht wirklich selbst steuern. und ich merke, wie es funktioniert, weil wien mir jetzt funktioniert. gestern musste ich eine gebürtige wienerin sprechen lassen. (nein, keinen dialekt oder so, das mache ich nun wirklich nicht.) aber reden über wien, unter anderem. reden als wienerin, die nicht mehr dort lebt. das hat funktioniert, ich bin entzückt.

funktioniert in dem sinn, dass ich mich getraut habe, die frau einfach reden zu lassen. ohnehin geht es ja grundlegend darum, eine figur zu finden, zu erfinden. außerdem geht es um die geschichte, in deren korsett diese figur steckt. aber es geht eben auch um wien. in dem zusammenhang war es gut, dass ich wusste, was geht und was nicht. und dass ich wusste, was ich warum kurz nachrecherchieren muss.

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