am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

schreibzeit/78

zerfetzt natürlich, immer zwischen allem und in der nacht. ich sammle und sortiere, in mir und auf zetteln. und ich ändere die schreibtaktik, wieder weg vom fragmentarischen. das steht mir nicht zu. das ist für andere, die es feiern können, das viele, das mäandernde. ich dagegen fange vorne an, wie die leser*innen. (vielleicht.) ich schreibe bis zum ende durch.

ich bin eine linie. es ist schon genug verwirrung, in allem.

ich weiß das ende, jetzt schon, ganz präzise sogar. der text wächst von hinten, das mag an der wenig kontinuierlichen arbeit daran liegen. das gefällt mir nicht.

schreibzeit/77

zum schreiben keinen zugang gefunden, aber auch nicht wirklich gesucht. im café gesessen und Péter Nádas gelesen: Schreiben als Beruf. über stumme poetische strukturen und das mit den räumen, was ich dieser tage auch beschrieben hatte. bei ihm heißt es: … der Raum des Romans.

ich fühle mich erwischt und erkannt. ich tue alles das, ganz genau. ich kenne das, ich weiß das. ich bin allerdings allein damit.

schreibzeit/76

es geht langsam, langsam, langsam. es ist nicht möglich, schreiboffenheit zu konservieren, zu verschieben, zu vertagen. was vor zehn tagen möglich erschien, ist nun verschwunden. ich weiß das, das macht nichts. ich tue, was auch nötig ist. die fleißarbeit.

ich muss die räume öffen und begrenzen zugleich, um später alles damit bespielen zu können. um schreibfreiheit herzustellen. ich setze also muster und strukturen in den leeren raum. das ist ein bisschen brutal, auch weil es keine begründung gibt. es gibt wenig mehr als eine ahnung. es gibt erfahrung und intuition. das ist alles.

das meine ich so. muster und strukturen sind das wichtigste für das schreibgelingen. das ist es, was stimmen muss, was immer wieder zu überprüfen und zu richten ist. doch besser so gut wie nichts davon sollte am ende sichtbar sein.

und es ist ein elend, diese arbeit. es ist die pure angst, dieser schritt ins nichts, der womöglich alles bedingen wird. es gleichzeitig festschreibt und verändern wird. seltsam.

das mit der kreativität.

seelenwetter

wieder in wien und das wetter ist wie wuppertal. es ist kühl hier, regen und wind. die wohnung liegt ganz woanders, diesmal. ein anderer kiez, würde man in berlin sagen. das bringt mich gleich nach der ankunft ein wenig aus dem tritt. es wäre nicht weit zu laufen von bahnhof aus, knapp drei kilometer. doch das lasse ich, das suchen im regen, und nehme ein taxi.

kein hof diesmal, die wohnung liegt gleich an der straße. und hoch oben ist sie, gleich unter dem dach. auch wie in wuppertal, damals. das hatte ich lange nicht. es ist keine ferienwohnung, hier wohnt wirklich wer. odre es ist eine arbeitswohnung, eine malerin vermutlich. überall stehen bilder, überhaupt ist die einrichtung seltsam und interessant. manches gefällt mir, sehr, anderes nicht so. insgesamt ist es ein bisschen zu voll. aber so ist das wohl bei menschen, die gemälde schaffen.

ich habe meinen platz hier schon gefunden. einen tisch in guter höhe, einen stuhl, der funktioniert. wenn ich schreiben will, dann wäre das kein problem. sogar das papier habe ich diesmal dabei, keine ahnung ob. aber das war das erste, das ich rausgelegt habe, als es ans packen ging.

vergessen habe ich diesmal nur das ohrenspray und eine richtige jacke, eine regenjacke vielleicht sogar. das wetter dieser tage hatte ich irgendwie anders verstanden.

die fahrt war häßlich. zugfahren könnte so schön sein, aber das war jetzt meine siebte zugfahrt innerhalb von zwölf monaten. und nicht eine davon ist planmäßig und reibungslos über die bühne gegangen. ja, da war dieses wetter gestern, ich weiß. und irgendwas ist immer, das muss man verstehen. vermutlich kann ich froh sein, dass gerade noch nicht gestreikt wird. himmel, was hätte ich dann getan?! wobei natürlich auch das zu verstehen wäre, unbedingt. ich bin ausm pott, mein oppa war berchmann!

nur die stimmung, die auf den gleisen herrscht. das gemecker und gedränge, die verachtung. ich halte mich zurück, ich bemühe mich. doch das ist kein spaß.

unausweichlich

letzte nacht war wohl die übelste nacht ever. keine ahnung, ob ich geträumt habe und was. aber das knie hab ich mir verdreht im schlaf, dass ich es lange nicht mehr ausstrecken konnte. weitergeschlafen habe ich aber doch. aber nicht recht atmen konnte ich und latend schlecht war mir, was zusammengenommen sicher an der aktuellen allergiesituation gelegen haben mag. oder mit dem blöden, unkoordinierten quatsch, den ich gestern gegessen habe. das war nicht wirklich ernährung, kommt vor.

irgendwann in der nacht starre ich in eben diese und weiß, dass ich nicht mehr tun kann, was ich alles noch vorhabe. dass ich im leben nicht mehr dazu kommen werde, zum beispiel, die beiden latten rechts und links an den neuen schrankaufsatz zu schrauben, damit ich dort endlich die türen anbringen kann. das ist ganz sicher geträumt, das denke ich noch im traum. aber man weiß ja nie.

näher war ich nie an der selbstverständlichkeit meines todes, irgendwann wird da dieser schnitt. unausweichlich.

am morgen war das knie wieder völlig okay, und das mit den latten habe ich auch problemlos erledigen können. ich wäre sicher noch dazu gekommen, die türen anzubringen. hätte ich nicht eine davon auf den boden fallen lassen, mit einer ecke ausgerechnet. die musste dann erstmal wieder repariert werden, also geleimt. das dauert an. morgen ist ja auch noch, wenn ich nicht wieder vorher träume.

ansonsten gearbeitet, wie das so ist. viel zeugs übersetzt und gleich ins backend der webseite weggeschafft. außerdem einiges vorbereitet, dass dann nächste woche drankommt. neben dem, was ohnehin noch aufläuft. das macht in gewisser weise zufrieden, auch weil es geld bedeutet. da kann ich quasi zusehen, wie die summe sich aufrechnet.

was fehlt ist die leere, die glatte zeit. die schreibarbeit vor dem schreiben. das finden, verdammt. am ende ist da diese gewissheit, dass ich diesbezüglich etwas falsch steuere. wenn ich überhaupt steuere. genau da sollte ich ansetzen, vermute ich.

schreibzeit/75

ich stelle fest, dass ich ganz nebenbei erste resultate zu vermelden habe. kein stück text, aber planung. schreibzeitplanung.

erstmal drei tage in wien, auf dem weg nach klagenfurt. das war ohnehin schon gebucht, weil münchen in diesem jahr ausfällt. jetzt also schreibzeit, logisch.

im august dann doch noch einmal die kleine stadt bei berlin. zum abschied vielleicht, einmal noch im sommer. die gebuchte wohnung hat einen zauberhafte balkon mit blick auf enem walnussbaum.

im herbst dann wieder wien, eine andere gegend. favoriten. die unterkunft ist günstig, liegt am hauptbahnhof und ich bin nicht ganz sicher, ob sie zum arbeiten zu hundert prozent geeignet ist. aber es gibt einen tisch, darauf habe ich geachtet. sonst muss ich improvisieren.

über weihnachten zu hause, ausnahmsweise. muss ja auch mal wieder.

ostern 24 dann wieder wien, die große kleine stadt, wie ich sie jetzt heimlich nenne. ganz in der nähe, am westbahnhof, aber deutlich günstiger als die hiesigen etablissements. und mit badewanne, da hab ich echt schwein gehabt.

schreibzeit/74

das papier liegt zu hause, das habe ich inzwischen verwunden. in die digitalversion habe keinen blick geworfen, das wäre nicht gut. ich habe lediglich die alte version als alt abgespeichert, um platz für neues zu schaffen. in dem neuen befindet sich derzeit aber noch all das alte. (so ist das digitale, man wird es nicht so einfach los.)

himmel, das könnte auch die zustandbeschreibung meines derzeitigen lebensalltags sein!

die aktuelle schreibarbeit geschieht unabhängig von digitalen versionen oder papier. unauffällig auch, ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll. ich suche nach der haltung, die in den schulbüchern früher erzählperspektive hieß. oder so ähnlich. später, im studium, wurde das weiter ausgearbeitete, aber das schaue ich nun nicht extra nach. ich habe mir das nicht gemerkt, denn natürlich ist das alles unsinn.

wenn der text noch gar nicht geschrieben ist.

dann geht es darum eine haltung zu finden, nicht ein gefühl. auch keine moral, das am allerwenigsten. die haltung bedingt die sicht, zusammen mit der position. daraus allein wächst der text, denn haltung und position bestimmen, ganz grundsätzlich, was gesehen und gesagt werden kann. es bildet sich quasi ein erzählradius, innerhalb dessen allein ich arbeiten kann. und dieser radius muss sich in mir ausbreiten, nicht im material. bei mir zumindest, da ist das so.

keine angst, das ist keine akademische wahrheit, das erfinde ich gerade. um es mir selbst zu verdeutlichen.

ich sitze also nicht am schreibtisch, ich laufe durch die stadt. ich höre musik. ich denke nicht an das material, das es ja durchaus gibt, gespeichert sogar. (deshalb sehe ich es gar nicht erst an.) ich versuche gar nicht zu denken, auch nicht zu fühlen, zu verstehen. oder zu erfinden gar. ich versuche, offen zu sein, doch ich weiß nicht, wofür.

ich halte nichts, obwohl ich es finden muss.

ich versuche es mit knapper kargheit. (also armut?) dann neutralität und weite. ich mühe mich mit mitleid und abwägung. lande schließlich bei zartheit und farblosem licht, aber warm. ich suche, die fetzen zu fischen, die dabei entstehen. sie zu sehen und zu halten. ob sie tragen.

noch ist damit nicht genug.

passt

ich schlafe lange und träume viel. wirres zeug, nicht der rede wert. wie ich gummibärchen kaufe, zum beispiel, einen riesigen plastikeimer, und drinnen ist ein plastiklöffel, damit sollen wohl die bärchen gelöffelt werden. bah!

natürlich sagt das nichts über mein derzeitiges essverhalten, überhaupt gar nicht.

viel zu spät also breche ich auf zum augarten, eher halbherzig, und ich verfahre mich gleich zu beginn, kriege mich wieder ein, finde mich im laufen, habe aber mein handy vergessen. also weiß ich nicht, wo ich hinlaufe, aber egal. und dann wird alles anders.

so geht urlauben für mich, glaube ich. von außen wie ein großes, leeres nichts.

ich kaufe eine lederhose, mehr oder weniger spontan. eigentlich wollte ich das schon lange, hatte aber in münchen nie den mumm. hier scherze ich mit der dezent bedirndlten verkäuferin und finde mich gar nicht peinlich. zumindest solange ich nicht in den spiegel schaue. denn da steht mir eine alte frau gegenüber, in kurzen kinderhosen, die selig grinst.

  • die haben sie fürs leben, sagt das dirndl.
  • für den letzten rest, denke ich. (denke ich.)
  • sagen sie das nicht, sagt das dirndl.
  • (oups!)

dann finde ich eine u-bahn, die mir vertraut vorkommt, hier ist ja alles mit farbe, das hilft. so komme ich wieder in die gegend, in der ich wohne. und hier angekommen kann ich laufen, ohne nachsehen zu müssen. ich rate die richtung, biege ab in kleine straßen, verzeihung gassen natürlich, und komme genau da aus, wo ich denke dass ich auskommen müsste. alles stimmt, die gegend findet sich zusammen in mir. ich rate sogar die straßenbahn, korrekt, die mich bis vor die tür bringt. die 49.

beim gehen denke ich text. bruchstücke, die einen ansatz für das nächste projekt sein könnten. das, dessen papier ich zu hause vergessen habe. im grunde sind es weniger als bruchstücke. nur satzfetzen, die die neue richtung markieren könnten. stilistisch vor allem. das ist gar nicht so schlecht, vielleicht sogar das deutlich bessere vorgehen. ganz neu, ganz anders. an nichts altes gebunden, das ist ja gescheitert.

sagte ich schon, dass der neue text von einer reise nach wien handelt? vor über vierizig jahren, ende der siebziger.

die dinge finden sich.

los

wer sich das schreiben traut, traut auch der unsicherheit, irgendwann. dem unvorhersehbaren, der veränderung. all dem, was sich nicht mehr rückgängig machen lässt.

gut, man kann auch einfach erzählen, ohne jegliche persönliche erfahrung einzubeziehen. weder die vergangenheit, noch die gegenwart, von einer zukunft ganz zu schweigen. aber davon rede ich nicht, das ist mir unbekannt.

aktuell fließt mir alles ineinander, der text, die zeit und ich. ich sitze gar nicht lange da und arbeite, heute zumindest nicht. dennoch geht es gut voran, das vorletzte kapitel sitzt. aber den ganzen tag, stundenlang mitunter, trage ich daran. es arbeitet in mir, ob ich am rechner sitze oder nicht. ob ich wach bin oder schlafe, ob ich bügle oder rauslaufe, weil och es drinnen nicht mehe aushalte.

wenn ich laufe, werde ich traurig. wobei ich ja nicht laufe, ich gehe nur. ich habe musik auf den ohren und gehe durch die straßen, durch die stadt. ich gehe nirgendwo hin, ich habe keinen weg, und am ende tut es weh, wieder zurückkommen zu müssen. dahin, wo ich nicht mehr viel erkenne. so fremd bin ich geworden.

mit den worten muss vorsichtig umgegangen werden, mehr noch aber mit den geschichten, den gefühlen, der energie. mit all dem, was unter den worten begraben liegt, mal schlafend, mal hellwach und wartend. auch was sich zwischen den worten verkriecht, um gar nicht erst gesehen zu werden. und das natürlich all das, was an der oberfläche tanzt, und manchmal darauf herumtrampelt, ganz so als häbe es keine zweifel.

doch das offensichtliche täuscht. ich bin nicht wichtig, ich bin das instrument. ich als mensch nutze mich, um andere menschen zu verstehen. ganz egal, ob es sich dabei um von mir erfundene oder um reale menschen handelt. ich selbst bin das bild der anderen, die mich manchmal so erschrecken.

darüber schreiben zu können und zu dürfen, das ist ein geschenk. eine gabe, mit der ich allein dasitze, schon mein leben lang. und jetzt erst recht, in diesen zeiten von angst und abstand. diese entmenschtheit, die mich mehr und mehr erfasst.

das alles wollte ich gar nicht sagen, sondern etwas anderes. aber so ist das im schreiben. wenn man es lange genug geübt hat, dann geht es seinen weg. durch eine hindurch, ganz von allein.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner