am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

aber

der nachgeschaltete sommer ist vorbei, es ist herbst eindeutig. ich höre und lese viel, überall, über das sterben und die toten. unsere toten, die haben wir alle, nicht wahr? irgendwo. das gibt mir zu denken, und es gäbe viel zu sagen. aber.
es ist nicht leicht. nicht wahr?

anatomisch korrekte ausbeulungen

das schreibt das gürteltier und findet es obszön.
wenn der von dem büstenraum wüßte, damals, als ich in der dekolehre war. wieviele anatomisch korrekte ausbeulungen da mit anaomisch korrektem schwarzen filzstift bekritzelt waren. und wenn die derart vervollständigten büsten (na, so heißen die dinger halt!) dann tatsächlich einmal benutzt werden mußten, weil alle anderen schon im einsatz waren – dann gab es die strenge auflage, sie definitiv und absolut immer ausschließlich bedeckt durch den verkaufraum zu transportieren.
aber vorschriften gab es ohnehin für den transport, nackt war eigentlich sowieso verboten. die damen und herren wurden mit kleinen bunten läppchen behängt, selbst wenn die arme abgenommen oder die beine auseinandergehebelt (nur die männer, mit schlitz im schritt) waren. ganz und gar unmöglich war beispielsweise eines schönen tages ein gestapelter transfer, bei dem die anatomisch korrekten ausbeulungen zufälligerweise anatomisch korrekt auf den damen zu liegen kamen. ohne arme versteht sich und mit hübschen bunten läppchen behängt.

ausreden

unwichtig zu erwähnen, daß in solchen herbstdepressiven grundstimmungen, angereichtert mit existenzangst, an arbeiten, an schreiben kaum zu denken ist. da warten dinge, seit monaten, da gäbe es etwas zu tun. dringende überarbeitungen, das dann zwangsläufig folgende weiterführen, bis es ein ganzes ist. ich weiß es doch. es geht von allein, wenn ich nur einmal anfangen würde. könnte. doch ich warte, als müsse der richtige moment sich erste noch offenbaren. diese dumme musenkuß-einstellung, das ist reiner blödsinn.
zuletzt war der anstehende umzug die dazugehörige ausrede. anders sollte ich es nicht nennen.
ich drücke mich, vergrabe mich, statt mich zu bewegen.
selbst die nägel einzuschlagen, ein paar bilder aufzuhängen, war heute ein wagnis.
aber die alte pendeluhr, für die mein opa damals, nach dem nachkriegshochwasser, das neue gehäuse gebaut hat, die ich ebenfalls eben mühselig an die wand gezimmert habe, reichlich unprofessionell, die uhr tickt seither ohne unterlaß. und sie erinnert mich. damals, als kind, wenn ich bei meinen großeltern übernachtet habe, auf dem klappsofa, oben, in dem immer unbeheizten raum. da hing diese uhr. ich habe ihr ticken gezählt, ihr pendel gespürt, im dunkeln. und nicht schlafen wollen.
was immer das heißt.

schweigen

lisa schweigt, logisch. richtig leicht ist das noch immer nicht, auch wenn es viel selbstverständlicher geworden ist, inzwischen.
B schweigt auch. wenn ich ihn anrufe, aufs band spreche, dann ruft irgendwann seine freundin zurück. was solls, ich kenne ihn ja, er kommt und geht. bis er (mir) irgendwann verloren gegangen sein wird. beeinflussen kann ich das nicht, oder wissen, was, wann. und warum natürlich. warum?
U meldet sich nicht. ich hatte sie sogar gebeten dieser tage, sie auch versucht zu erreichen. doch es herrscht schweigen. ich bin ratlos, aber was solls, ich kenne sie ja. ich weiß, was los ist. möglicherweise. diplomieren ist nicht leicht. oder was? warum?
G zwischen zwei städten, b und b; sie schweigt. nein, nicht wirklich. ich weiß, was los ist, ich weiß warum. immerhin. aber es wäre zeit etwas zu tun, verdammt.
auch die firma, der ich eine bewerbung geschickt habe, noch von wtal aus, schweigt. als ich versuche dort anzurufen, pfeift mich ein fax an. als ich versuche zu faxen, passiert rein gar nichts.
was ist das? bin ich keine antwort mehr wert? (dumme frage, ich weiß, hat alles nichts mit mir zu tun. oder?)

katzen klonen

US-Firma will Haustiere klonen.
eigentlich entsetzlich, wenn auch zu verstehen, irgendwie. das tote tier zu ersetzen, es nachzubauen, was für eine hoffnung. doch, ich verstehe das, durchaus. ein anderes tier ist schlicht und einfach undenkbar. keine katze habe ich je getroffen, deren kopf so perfekt in meine hand gepaßt hätte. keine, der ich die ohren hätte streicheln dürfen. keine wie lisa eben.
aber den tod zu negieren, zu verleugnen? und damit die möglichkeiten die, möglicherweise, in der fähigkeit zu sterben liegen?

herbstzeitsterben

heute morgen bin ich endlich dazu gekommen, bei meinem zahnarzt anzurufen, schnell den jahrestermin machen, der noch dazu exakt in die paar tage, die ich demnächst wieder kurz in wtal sein werde, passen sollte. der richtige zahnarzt ist wichtig, einer, der ein guter handwerker ist und außerdem nicht zu schnell, zu rücksichtslos für mein nur geringes vertrauen gegenüber diesen blutrünstigen schlächtern. so einer, wie meiner eben.
ging aber nicht, das mit dem termin, ich habe keinen gekriegt. der mann ist inzwischen verstorben.

party?

sach ma wo hier party ist! das schreit gerade draußen eine stimme, die klingt als gehöre sie einem 12jährigen.

loser

ich erkläre den herbst für eröffnet, meinen herbst. es ist nicht, weil es kälter geworden ist. es ist noch nicht kalt, das weiß ich auch. obwohl ich schon ein bißchen mit der heizung übe. scheint, als wäre auch die immer noch unvertraute größe der wohnung irgendwie zu bewältigen. vielleicht sogar besser als die dachwohnung in wtal, unisoliert, ein bißchen pappe, stroh und dann schon der dachstuhl. jetzt sitze ich mittig zwischen je zwei anderen beheizten wohnungen. das also ist es nicht.
es ist all die zeit, die anstregung der umstellung, das schleppen und bauen, das kein ende nimmt. daß immer etwas nachkommt, hier ein stück, da ein stück. und alles ist schmutzig, staubig, nicht frisch und neu, wie ich es gern hätte. immer noch habe ich die anlage nicht zusammengebaut, keine musik, seit wochen nicht. warum?
oder es ist die jobsuche. fünf euro zehn die stunde – oder so ähnlich – wurden mir heute geboten, das ist grotesk. das ist berlin, halbierter lebensstandart. und dann haben sie mich doch nicht genommen. das letzte sonnenwochenende habe ich auf einem seminar verplempert, in dem mir eingehämmert werden sollte, daß es 95% loser und 5% erfolgsmenschen gibt. für einen anderen job, den ich – wenn ich ehrlich bin – sowieso nicht gewollt hätte. stunden um stunden (und das mit migräne) simpelste firmenphilosophie in beständiger wiederholung. fragwürdig, aber ‚diskutier nicht, mädel.‘ geplapper von veränderung und offenheit. aber ‚wenn du nicht willst, dann willst du eben nicht.‘ und ‚kein geld zu haben ist unsozial, weil man dann das geld anderer nehmen muß, die das sicher besser gebrauchen könnten.‘ immerhin, sie haben bis in den zweiten tag gebraucht, um mich auszumustern.
den job in wtal, den hätte ich gern mitgenommen. so was in der art zumindest. aber das hilft jetzt auch nichts. und noch ist das konto ja nicht völlig leergeschrubbt.
es ist herbst.

beats

inwendig übt sich der sprachfluß im alltäglichen, sinnlos vielleicht, noch ist kein rhythmus gefunden, keine struktur, immer noch kartons, immer noch sind regale zu bauen, fußleisten zu streichen, überhaupt, die dinge und sachen wollen verstaut sein. rhythmus ist auch ordnung, irgendwie, mathematik. außerdem brauche ich einen job, ein neuer auftrag täte es auch, fürs erste.
der rhythmus eben, zwischen innen und außen, den es zum arbeiten braucht, zum schreiben. ich zumindest. oder? alles offen.

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