am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

ich weiß nicht

wie soll ich es ausdrücken?
’so denken alle‘, hat meine mutter früher immer geschrieen, wenn sie nicht mehr weiter wußte. so hart, daß ihre stimme nach hinten überschlug. ’so wie ich, das ist normal.‘ dabei war sie verzweifelt, lebte allein in ihrer welt, in die sie uns doch alle mit hineinzwang. wieder und wieder schlug sie alle türen mächtig zu. hinter sich oder vor sich. wo ist da der unterschied?
nichts hören, nichts sehen. können. wollen, am ende. nichts wissen. inmitten der welt, die klein wird, auf diese art. eng und immer enger. das denke ich heute, jenseits der kinderangst. schlimm und immer schlimmer, in all den jahren, die nur ich längst ganz woanders verbringe. und mein vater, der früh gestorben ist, als hätte es keinen anderen weg gegeben. (nun ja, für ihn, aber was weiß schon ich? das war schließlich seins.)
irgendwann sind sie alle zu, die türen. das zumindest ist eine wahrheit.
aber so ist das, in den inneren zirkeln der emotion, in kleinen, überschaubaren gesellschaften. da geht es zur sache, wenn es sein muß. und es muß oft, zu oft. am meisten aber, wenn es um schuld geht und die frage, wer denn angefangen haben könnte. da gibt es nichts. da hilft auch nichts. da muß man durch, auch wenn es keinen ausweg gibt. keine letzte antwort, die alles klären könnte. nur schweigen. vielleicht. in einem gewissen rahmen, bevor es unerträglich wird.
so wird alles zum kampf, letztendlich, und auf diese art entstehen wohl auch kriege, vielleicht nicht nur die kleinen. verstörung und zerstörung liegen dicht beieinander, in sichtweite sozusagen. wie liebe und haß, die in einem wort verschmelzen können.
am ende trägt nur mitgefühl das wesen der objektivität. so seltsam das auch klingen mag.

verdichtet

was ist das denn? zermahlen und zerrieben, verkocht zu einem brei? was weiß ich?
am meisten würde mich wohl interessieren, ob das in handarbeit geschieht. oder ob es pc-verdichtet wird, also dem zufall überlassen ist.
nachtrag: könnte auch mal besser aufpassen. hier stehts ja.

blogjournalismus

bei all dem gerede über blogs und journalismus in letzter zeit könnte ich mir glatt dämlich vorkommen, habe ich dazu doch nicht das geringste beizutragen. dennoch tauchte bei mir heute etwas auf, weit abseits dieser diskussion, das einen wirklichen sinn macht. dieses blog fand sich auf der siebten oder achten googleseite, die ich auf der suche nach informationen zur aktuellen lage im tsunamigebiet aufgeschlagen hatte. ein zustand, der mir, nach ziemlich genau drei monaten, mangels medienpräsents, was allerdings zu erwarten war, nahezu unvorstellbar ist.

overblogged

wer verlinkt wen, wer liest wen, wer kommentiert wen, wer bashed wen, … und warum das alles?
an mir zumindest rauscht es reichlich vorüber, streift mich nicht einmal am rande. selten suche und finde ich einen link auf meine seite, noch seltener interpretiere ich dieses. oder aber das völlige fehlen solcherlei gebahrens mir gegenüber. manchmal gibt es einen ansatz, ein leichtes grummeln. zu einem wirklichen emotionalen rotieren aber kommt es selten. früher vielleicht, in meinen internetlernzeiten. in den anfänglichen chats und communities. das war hart mitunter, aber das muß sein. man lernt eben. und dann lebt man.
einige leser sind mir bekannt, ein paar auch persönlich. aber es sind mehr als nur diese, wenn ich den statistiken glauben schenken darf. von einigen wenigen weiß ich, daß ihnen gefällt, was hier passiert. eine oder zwei schätzen es sogar sehr. das wiederum freut mich, natürlich. ebenso sehr.
ansonsten dümpel ich am rand herum, werde kaum beachtet, obwohl der gedanke doch seit jahren schon umgesetzt ist. lange bevor ich wußte, was das ist, das sich ‚blog‘ schimpft.
begonnen habe ich anfang 1997 mit einem austausch über das schreiben, das seinerzeit arbeitsprotokolle genannt und ganz und gar ohne internetunterstützung umgesetzt wurde. also per post verschickt, an eine einzige person. ;-) das ding ist heute zum teil, zensiert und gekürzt, hier nachzulesen. der rest folgt, vielleicht, irgendwann.
mitte 2002 führe ich das ganze dann händisch via internet weiter. immer noch nennt es sich ‚Protokolle‚, zeigt ein rudimentäres design, selbstgemacht eben, und ist – immer noch – für keine suchmaschine lesbar. also ganz und gar unauffindbar. außerdem ist es von oben nach unten aufgebaut, schön ordentlich, wie ein tagebuch eben. von blogs habe ich nämlich anfangs tatsächlich immer noch nichts gehört, aber das kommt dann bald.
weil ich das auch will, ein echtes blog, gehe ich schließlich anfang 2003 entschlossen hier hin. ich lerne eine menge, insbesondere zum thema gestaltung, html usw., aber auch in bezug auf communities, wieder einmal, und will dann bald wieder da weg. nicht, weil es nicht ein prima angebot ist, sondern einfach nur, weil es nicht meins ist. nicht mein ding, wenn ich anfange, für leserInnen zu schreiben. auf kommentare zu warten, in kommentarchats abzudriften.
so bin ich also hier (den link schenk ich mir. ;-) gelandet. fast drei jahre im blogbusiness und ziemlich genau acht jahre im thema. dementsprechend wird es zeit, dachte ich heute, auch mit dem blick zum mond, eine art reset durchzuführen. zurückzufinden zum ursprung, wie auch immer das aussehen mag. ich weiß es selbst noch nicht. aber es geht wohl um konzentration, wie so oft in letzter zeit.

musik? na gut…

frau modeste, obwohl es gar nicht stimmt, daß ich nie über musik schreibe.

1. Wieviel gigantische Bytes an Musik sind auf deinem Computer gespeichert?
derzeit etwas über 4,5. der rechner ist alt, die festplatte auch, ich muß immer wieder radikal ausmisten.

2. Die letzte CD, die du gekauft hast…
ghost dog, the way of the samurai, soundtrack, aber das sagte ich ja bereits. ;-)

3. Welches Liedl hast du gerade gehört, als dich der Ruf ereilte?
gar kein liedl, der fernseher lief.

4. Fünf Lieder, die dir viel bedeuten oder die du oft hörst.
ach lieder, das ändert sich doch ständig, stündlich sozusagen, da gibt es doch kein ende. und überhaupt – konserven… das ist doch alles pfusch, second hand, mehr nicht. ich erzähle lieber von fünf liveerlebnissen.

4.1. oh! that chello – thomas beckmann spielt charles chaplin – ca. 1989/die börse wtal
eigentlich mein erstes konzert ever, zumindest das erste ansatzweise klassische. ich schätze, daß ich etwa 24 gewesen sein muß. ich hatte keine ahnung, im familiären haushalt gab es seinerzeit ganze drei klassische platten. die kleine nachtmusik, die moldau und rigoletto. der rest war operette und schlager. (was ich heute gehässigerweise – immer noch – als grundsätzlich naheliegend möchte.)
zum ersten mal erkenne ich die qualität von performance. und zwar im gesicht von beckmann. wenn er spricht und erklärt, und das tut er viel an diesem abend, dann sieht er aus wie zwölf. er grinst und feixt, die ganze zeit.
zwei sekunden später, wenn er spielt, ist er ein anderer mensch. und instrumente atmen, als würden sie singen. auch das lerne ich an diesem abend.

4.2. sainkho namtchylak u. a. – im rahmen von unter wasser fliegen – 1993/die börse wtal
mein vater stirbt. nicht am tag des konzertes, tatsächlich erst ca. vier monate später. aber es ist der tag, an dem es klar ist. obwohl es auch vorher schon klar war, trotzdem macht das einen unterschied. vor oder nach der operation, vor oder nach der endgültigen ärztlichen diagnose. den ganzen tag telefoniere ich mit irgendwelchen verwandtschaften, fünf stunden, ohne unterbrechung. mitunter habe ich meine mutter und meines vaters freundin im direkten wechsel am höhrer. beide lüge ich an. die freundin weiß von meiner mutter, meine mutter weiß von nichts. sie lebt aber auch nicht mit meinem vater, also was solls. vielleicht wird das ja wieder, sagt sie. ich weiß nicht warum sie das sagt. die sorge um meinen vater kann es nicht sein. den würde sie am liebsten eigenhändig, immer schon. oder auch nicht, was weiß denn ich, in diesem moment. vermutlich ist es die plötzliche präsents von sterblichkeit. ich könnte meiner mutter die wahrheit sagen, die hoffnung nehmen, oder was auch immer. ich tue es nicht, und das wird sich in den nächsten monaten als eine grundlegende fehlentscheidung herausstellen. aber mein onkel hat mich darum gebeten, und ich muß mich entscheiden, wie immer, zwischen der einen und der anderen seite. vermutlich will mein onkel sich so lediglich meine mutter vom leib halten. und er nutzt mich als werkzeug, heute weiß ich das. damals war ich jung.
als ich in die börse komme, bin ich leer wie selten zuvor. ich bin spät, einiges ist schon gelaufen. es ist brechend voll, und ich winke bekannten gesichtern nur von weitem. ich bin zu müde für jedes weitere wort. und das ist erst der anfang, das weiß ich. i was born near a river, that does not exist any more, sagt sainkho als sie die bühne betritt, kurz vor ihrem auftritt.
frage mich jetzt bitte niemand, wie es war. ich weiß es nicht, es geht durch mich hindurch. aber es ist gut, auch so.
später habe ich die cs lost rivers gekauft, aber da ist nichts von diesem abend drauf. logisch.

4.3. mari boine – 1996/die börse wtal
2 ½ stunden dynamik pur, ohne den geringsten spannungsverlust. und das meine ich so! mari kommt auf die bühne, beginnt mit einem der schwersten gesangspassagen, die, wie schon auf der cd deutlich ist, fast jenseits ihres kapazität liegt. aber eben nur fast. nachdem in den höhen zunächst nur luft kommt, hat sie sich schnell freigesungen. was für ein ansatz, so zu beginnen.
wie gesagt, 2 ½ stunden wird durchgearbeitet, ohne jeglichen verlust. präzise percussion, von einem jungen trommler, dessen grandioser spaß an der sache bis in die letzte reihe blüht. bis ins letzte ausgespielte soli, freudig und leicht begleitet. überhaupt, eine bühnenkommunikation, der man euphoriert zusieht. dazu eine fantastische technik, ein derart transparenter sound, daß man hineingreifen könnte. mitten ins geschehen, in den klang. lediglich die geige geht hier und da unter. drei zugaben, nach satten zwei stunden. und dann, als sogar ich schon gehen will. da kommt mari noch einmal, allein, für eine letztes akapellastück.
leider ist die combo von damals weitgehend nicht mehr zusammen. heutige konzerte klingen anders. auch nicht schlecht, aber anders. wer hören will, versuche es mit den ersten drei cds (Gula Gula, Goaskinvella, Leahkastin). die klingen, muß ich entgegen meiner konserventhese leider sagen, absolut so, wie dieses konzert. (nur daß man beim dritten mal hören eben sämtliche feinheiten auswendig kennt, die live dann doch immer wieder anders sind.)

4.4. mi querida – sephardische lieder – ca. 1999/bücherladen wtal
(linkhinweis: 4. punkt von oben, eine eigene seite gibt es offensichtlich nicht)
das sollte man nicht machen, den verkaufsraum des bücherladens als konzertraum umzufunktionieren. es ist ein riesiges geräume, nach feierabend, und außerdem, wenn eine percussionistin ihr equipment ausbreitet, dann braucht das – eigentlich – viel platz. aber was soll der geiz, das publikum steigt freudig über tische und stühle, vorbei an den ausgebreiteten glocken, rasseln und waterdrums.
auch die drei musikerinnen haben es infolge der enge nicht leicht, zwischen den stücken sortieren sie sich nur umständlich an die richtige stelle. (percussionisten, you know! immerzu muß alles komplett umgebaut werden.) es ist ein ziemliches gelächter, immer wieder. ich denke an die schönen anekdoten von hinterrücks abstürzenden schlagzeugern. (nicht sehr lustig, ich weiß.) zum glück ist das in diesem fall nicht möglich, weil hinten die fest installierten bücherregale stehen.
schluß mit internen den boshaftigkeiten. eine sängerin mit klasse, dazu die ungekrönte königin der smallpercussion und dann noch die harfe. das hab ich vorher auch noch nicht gewußt, wieviel raum eine harfe füllt. sie ist es, die alles klanglich zusammenhält. mal abgesehen vom phantastischen chorgesang und einem exzellenten programm.
ich weiß nicht, ob es aufgrund der enge des raumes ist oder warum. die musik ist überall, vorne und hinten. und innen irgendwann.

4.5. DASKwartett (speakers on! und klick!) in ‚die hamlettmaschine’ – 2003 in einem theater in köln, obwohl eine produktion des bochumer prinzregenttheater/ musik:eckard koltermann.
eigentlich eine theateraufführung, was soll das also hier? auch bin ich nicht gerade ein leidenschaftlicher fan von heiner müller. (bitte keine diskussion!) zu allem überfluß verläßt eine befreundete kölnerin, mit der ich die vorstellung besuche, nach ca. 10 minuten angewidert das geschehen. wie gesagt, heiner müller… (nein, keine diskussion! ;-) es ist ein abend, an dem ich theater an sich studiere. sprechtechnik hier, bühnenbild da, inszenierungseinfälle. ist es zuviel, neben text und musik, auch noch videosequenzen einzuspielen? usw.
ansonsten höre ich musik und ich sehe auch musik, denn die vier sind sozusagen lebender bestandteil des bühnenbilds, darüber hinaus auch in die inszenierung integriert. die videosequenzen der spielerinnen sind die einzig lohnenden, soweit ich mich erinnere. die musik ohnehin. auch alles andere, was ich von ihnen aus anderen zusammenhängen kenne.
anschließend erzählt mir die erste geige ihre wahrnehmung des stückes. es ist immer wieder ein genuß, herauszukriegen, wie verschieden die bühnenperspektive ist. das stück hat sie erst vor kurzem überhaupt zu lesen gekriegt, sagt S. nur auf nachfrage. gut, die musikerinnen hatten natürlich auch und vor allem separat geprobt. aber ganz ohne textzusammenhang? (na ja, heiner müller…) die videoprojektionen kennt S überhaupt nicht, sie guckt ja ständig nur in die noten. überhaupt hat sie nicht den geringsten gesamteindruck. ganz am schluß steht sie für bestimmt zehn minuten im hintergrund auf einem podest, während vorne monologisiert wird. (verzeihung!) da hat mein knie so geknackt, sagt sie. konnte man das hören?
im übrigen ist DASKwartett mein derzeitiges lieblingsensemble, das ich, leiderleider weit weg im westen, nur wehmütig zurückgelassen habe. (die erste geige kommt mich im übrigen bald besuchen. wer hinweise für auftrittsmöglichkeiten, festivals, jazzorte o.ä. hat… dann kommen sie vielleicht alle!)

5. Wem wirfst du dieses Stöckchen zu (3 Personen) und warum?
eigentlich mag ich so was ja nicht. aber als angebot vielleicht: elsa laska und daily mo, und dann noch mamassiv, weil ich schon auch irgendwie neugierig bin.

(nachtrag: die börse wtal googeln gilt nicht, es ist längst nicht mehr derselbe ort.)

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