am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

igeln

Gut, wenn man sich so schützen kann wie ein Igel.

eigenartig, beinah gleichgültig, dabei ebenso spannend wie auch beiläufig. sprachlich nahezu banal und dennoch: gut. treffsicher und packend.

Dirk Kurbjuweit, Angst

nachtrag: allein das opfer, der tote, der ermordete geht unter. es ist sogar so, daß das opfer die ganze zeit der täter ist. gewagt, immerhin.

ekel, größenwahn und zweifel

so ist das, so schreibt das selbst. so kenne ich es, mein schreiben. ganz genau so. bis auf das mit dem nikotin vielleicht, aber sonst.

Ich schreibe, weil nichts mich so sehr überraschen kann wie das, was beim Schreiben entsteht: Weil es nichts mit mir zu tun hat. Weil es von sich aus lebt. Weil es auch da sein könnte, wenn ich nie gewesen wäre.

Matthias Nawrat bei Volltext, Der Mückenschwarm

bezeugen

gestern in der s-bahn. beim versuch, Carolin Emckes Von den Kriegen zu lesen, bleibt mir nach exakt zehn seiten schon die luft weg. das will was heißen, denn ich bin nicht zimperlich. ich sehe hin, immer. ich sehe auch dahinter. und selten lese ich dinge, die mir genau das schon sagen. in aller schlichtheit.

Eine Vielzahl von Parasiten fraß sich ungestört durch den Rest eines Menschen.

es geht übrigens ums hören, nicht ums sehen. bleiben noch dreihundert. seiten.

konturiert

alice miller fertig gelesen. eher enttäuschend. wenn ich das therapielamento abziehe und die ständige bekräftigung der eigenen verstricktheit darin, bleibt wenig. und nichts, das ich nicht längst wüßte. zum glück, das war vor fünfundzwanzig jahren durchaus anders. (das drama des begabten kindes, am anfang war erziehung, du sollst nicht merken usw.)

immerhin: schlagworte gesammelt. bestehende klarheit nachgezogen. bestätigt. und erkannt, warum mich therapie und analyse nie wirklich interessiert haben.

Alice Miller, Die Revolte des Körpers

kaum mehr stoff

fast kommt es mir so vor, als hätte die blöde lesung mir tatsächlich das lesen verhagelt. in dieser woche vorwiegend den kindle zur hand genommen, erst den tischer, für eine bessere ebookübersicht,  dazwischen Andosina von annina luzie schmid. mehr nicht. die kurze novelle ist mir eine ziemlich fremde welt, diese welt der jungen frauen. ich bin schon so lange nicht mehr jung. ich weiß nicht  einmal mehr, ob ich jemals jung gewesen bin. vermutlich nicht. dennoch, hier und da reißt mir der himmel auf. oder die erde öffnet sich. ich weiß es nicht so genau, aber schlecht ist das sicher nicht. nur bin ich eben zu alt, zu wenig unfertig, zu sehr ganz woanders beheimatet. seit jeher. eine bessere besprechung findet sich bei den guten büchern der klappentexterin.

auf papier versuche ich es jetzt mal mit einem krimi, den die kaltmamsell mir nicht nur ans herz gelegt, sondern sogar frei haus geschickt hat. aber krimis sind eigentlich auch nicht so recht was für mich. fürchte ich. obwohl, Der Nachbar spielt in südengland. immerhin.

herta müller

mist, verpaßt:

Welch zarte Andacht unter der Zuhörerschaft! Vor Neid muss die gesamte Pfarrerschaft erblassen, ist derlei doch selbst in den schönsten Gottesdiensten dieser Stadt nicht zu erleben. Nur die Mutigsten, also sehr Wenige wagten hier und da ob des heimlichen, untergründigen Witzes der von ihr vorgetragenen Texte leise zu schmunzeln. Keiner hüstelte, niemand fingerte am Bonbonpapier.

und ich hätte, in meinem durchaus gehobenen alter, auch noch den altersdurchnitt senken können:

Im Übrigen hinterließ das Festival an diesem Abend den Eindruck, als gehöre es zu den Sonderveranstaltungen der subventionsgestützten Vor- und Vollruheständlerbetreuung.

quelle: berliner zeitung

besoffen, bestürzt

Ich saufe Bücher derzeit, wie früher nach der Schule, zwei bis drei in der Woche*. Ich komme nicht nach mit den Schreiben hier, mit dem Beschreiben des Lesens. Ich muss ja auch noch ein bisschen arbeiten, hier und da.

Manche Bücher gehen nahtlos rein, verteilen sich im Körper, im eigenen System, als seien sie dafür gemacht. Andere gehören mir nicht, gehören einfach nicht zu mir. Das muss nicht am Buch liegen, in den meisten Fällen liegt es an mir. Oder am Thema. Es gibt so viele Dinge, die ich nicht bin, nicht verstehe. Und manche davon erschließen sich auch nicht durchs Lesen. Das ist weder Pech noch Glück, das ist einfach so. Ich kann lesen, wie es ist, über die Kindheit hinaus in einer Familie zu leben. Wie es ist, Menschen zu verlieren, die bislang tagtäglich da waren. Ihre Stimme, ihre Gedanken, ihre Gegenwart. Wirklich verstehen werde ich es wohl dennoch nie. Das weiß ich, und das macht nichts.

Nur wenige Bücher leben dazwischen, zwischen Einverleibung und bleibender Fremdheit. Manche Bücher laden mich ein, verführen mich mit Sprache und Geschick, aber lassen mich dennoch außen vor. Zurückgewiesen, als wäre ich es nicht wert. Sie lassen mich nicht ein, kommen aber auch nicht zu mir. Nicht freiwillig. Diese Bücher lassen mich enttäuscht über die Unmöglichkeit zurück, nicht gelassen, nicht entspannt. Mit dem Gefühl, etwas Wichtiges nicht erreicht zu haben. Das ist selten, und das ist tragisch. Das sind die Bücher, die ich nicht vergesse, obwohl ich kaum etwas von ihnen weiß.

weiter im common reader

(eine lobpreisung des lesens sowie eine schamlose kombination aus buchliebhaberei und lesungsveriß, keine rezension)

derek jarman’s garden

Here, I walk out to the sea in the dark with Tilda and we discover that handfuls of flints thrown to the ground produce a shower of sparks.

derek jarman's garden

Here, I walk out to the sea in the dark with Tilda and we discover that handfuls of flints thrown to the ground produce a shower of sparks.

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