am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

besoffen, bestürzt

Ich saufe Bücher derzeit, wie früher nach der Schule, zwei bis drei in der Woche*. Ich komme nicht nach mit den Schreiben hier, mit dem Beschreiben des Lesens. Ich muss ja auch noch ein bisschen arbeiten, hier und da.

Manche Bücher gehen nahtlos rein, verteilen sich im Körper, im eigenen System, als seien sie dafür gemacht. Andere gehören mir nicht, gehören einfach nicht zu mir. Das muss nicht am Buch liegen, in den meisten Fällen liegt es an mir. Oder am Thema. Es gibt so viele Dinge, die ich nicht bin, nicht verstehe. Und manche davon erschließen sich auch nicht durchs Lesen. Das ist weder Pech noch Glück, das ist einfach so. Ich kann lesen, wie es ist, über die Kindheit hinaus in einer Familie zu leben. Wie es ist, Menschen zu verlieren, die bislang tagtäglich da waren. Ihre Stimme, ihre Gedanken, ihre Gegenwart. Wirklich verstehen werde ich es wohl dennoch nie. Das weiß ich, und das macht nichts.

Nur wenige Bücher leben dazwischen, zwischen Einverleibung und bleibender Fremdheit. Manche Bücher laden mich ein, verführen mich mit Sprache und Geschick, aber lassen mich dennoch außen vor. Zurückgewiesen, als wäre ich es nicht wert. Sie lassen mich nicht ein, kommen aber auch nicht zu mir. Nicht freiwillig. Diese Bücher lassen mich enttäuscht über die Unmöglichkeit zurück, nicht gelassen, nicht entspannt. Mit dem Gefühl, etwas Wichtiges nicht erreicht zu haben. Das ist selten, und das ist tragisch. Das sind die Bücher, die ich nicht vergesse, obwohl ich kaum etwas von ihnen weiß.

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(eine lobpreisung des lesens sowie eine schamlose kombination aus buchliebhaberei und lesungsveriß, keine rezension)

über das begehren

Manchmal werden Bücher persönlich. Das heißt, eigentlich werde sie das bei mir immer, irgendwie, aber nicht immer muss ich etwas dazu sagen. Das wäre zu persönlich, das gehört nur mir. Doch diesmal geht es nicht anders. Ich bitte um Verzeihung.

Dieses Buch geht mich an. In seiner glasklaren Sprache, seiner Tiefe und Komplexität, mit seiner Zartheit und Wucht.  Und das mit der Homosexualität, ja sicher, das auch. Aber mehr noch das Werden und Wachsen überhaupt, die Suche nach dem Selbst, der Quelle hinter allem. Treibend, wie das Begehren selbst. Ebenso das Anderssein, grundsätzlich, das Randständige.

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lesen und wissen

Als Kind schon war ich schwer auf drauf, dauernd auf  der Suche nach Lesestoff, koste es, was auch immer. Man mag es an  diesem frühen Bild bereits erkennen. Early Adopter, oder wie nennt man das? The Portrait of the Artist as a Young Addict? Wie auch immer, in jungen Jahren trieb mich die Not zu seltsamen Beschaffungsstrategien. Der Zufall hatte mich in einen Haushalt mit nur wenig Büchern gesperrt, mich gleichzeitig aber als eine Art Leseüberflieger gestaltet, sodass ich die zur Verfügung gestellten  Kinderbilderbücher schnell satt hatte. Möglich ist auch, dass die vielen ungelesenen Sternausgaben, die mir zum Zerfetzen in den Laufstall geworfen wurden, ihren Anteil an dieser fatalen Entwicklung hatten.

Immer wieder sehe ich mich in den folgenden Jahren die elterliche Wohnzimmereichenschrankwand nach Stoff durchforsten, noch unentdeckt und ungelesen. Meist mit wenig Erfolg. Eines der Highlights jedoch, das mir bis heute präsent ist, war ein hellblaues Babybuch, das ursprünglich wohl der Planung und Durchführung der korrekten Aufzucht meiner Person gedient haben muss. So las ich über Flaschenfütterung und Windelwäsche, Stubenwagen und Mittelohrentzündung. Lauter Dinge, denen ich erst knapp entkommen war. Sehr interessant und sicher auch hilfreich. Was ich jedoch nicht endgültig zu beurteilen in der Lage bin, da es inzwischen als sicher anzusehen ist, dass ich dieses Wissen in diesem Leben nicht mehr zur Anwendung bringen werde.

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wie das leben weitergeht

Was wissen wir in Deutschland noch von jüdischem Leben, von jüdischer Kultur, die hier vor ein paar Jahrzehnten so gnadenlos, so nachhaltig vernichtet wurde? Was wissen wir von dem Davor? Und vor allem, was wissen wir von dem, was danach kam? Überleben hört nicht auf am Tag der Befreiung. Überleben zieht sich durch die Jahre, durch die Leben, es greift durch die Generationen hindurch.

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lob der faulheit

Diese elende Welt ist eingeteilt in Leistungsträger und Minderleister, in Sieger und Versager also, in Schwätzer und Schweiger nicht zuletzt.

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gelesen habe ich dieses buch übrigens vor über einem jahr, also ende 2009. anschließend lag es ein paar monate neben meinem bett und das letzte halbe jahr dann auf meinem schreibtisch, bereit zur rezension. auch eine art von müßiggang. ;)

leben und lesen

bücher haben mir leben bedeutet, früher. sonst gab es das nicht, nirgends. daran erinnere ich mich heute, wenn ich das eine oder andere in die hand nehme. nach jahren, jahrzehnten mitunter. alle noch da. eines habe ich heute umgestellt. hinüber zu der lyrik ist es gewandert, obwohl das nicht so ganz paßt. trotzdem. da hat es früher schon einmal gewohnt. raymond queneau, stilübungen. über dreißig jahre alt. in der ecke steht noch der name der schulrektorin, die es mir damals geschenkt hat.

natürlich hat sich mein verhältnis zum lesen geändert mit der zeit. ich bin erwachsen geworden, längst schon, vieles überfliege ich nur noch. das meiste eigentlich. und das nicht nur, weil es inzwischen das internet gibt. es ist einfach so, der lesestapel ist gleichbleibend groß. frank schirrmachers, payback wartet. muß einfach sein, denke ich, obwohl es mir sicher keinen spaß machen wird. albrecht kiesow mit dem schönen titel weniger arbeiten – mehr verdienen, ist irgendwie ganz weit aus dem blickfeld geraten. dabei ist es ein so schönes buch, güldene schrift auf sattem rot. verursacht mir dennoch übelkeit, seit ich es das erste mal in der hand hatte. da geht es um effektivität und richtiges denken. oha! (nicht gerade mein thema.)

zum glück gibt es ja viele bücher in der welt. gute bücher, witzig und hilfreich zugleich. zum beispiel darüber, wie man es schafft, bücher nicht zu lesen und dennoch darüber zu sprechen: Lesen oder nicht lesen im Common Reader.

modeste im common reader

über stuckrad-barre und einen deutschlandbecher: So ein Steak ist dann eigentlich schnell gegessen. Man trägt ab. Ich werde leider voraussichtlich noch dieses Jahr platzen, der J. aber kann sich das Nachtischessen noch leisten. Crème Brûlée soll es sein, murmelt der geschätzte Gefährte, vielleicht auch die Schokoladenvariation, genau weiß man das noch nicht, und ordert doch noch einmal in der Karte. “Deutschlandbecher.”, sagt der J. auf einmal und schaut mich traurig an. Ich nehme ihm die Karte aus der Hand. Für € 20 erhält man einen Eisbecher und das neue Buch von Benjamin v. Stuckrad Barre, das Texte enthält, die mit “Zeitgeistreportage” nicht ganz zutreffend umschrieben sind.

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