zeitunglesen macht keinen spaß in letzter zeit. hier zum beispiel handelt es sich um das arbeitsamt, von dem ich auch zu berichten hatte. dort. und auch hier bei mir, eine leicht modifizierte version.
kürzlich bekam ich diese reaktion darauf:
Was mir nicht gefällt, ist die schon beinahe klischeehafte Beschreibung der Arbeitsamt-Mitarbeiter. Am Ende des Textes bin ich eher sauer auf die Ich-Erzählerin als auf die Umstände, denn der Leser fragt sich schon, weshalb sie in ein Berlin mit einer Arbeitslosenquote von 20 Prozent und einem Heer von arbeitslosen Journalisten zieht und dann auf Hilfe angewiesen ist, die ihr nicht zu passen scheint. Mehr noch: Sie projeziert ihren Ärger und ihre Angst unreflektiert auf eine Arbeitsamt-Mitarbeiterin. Aber Vater Staat ist nun mal nicht die große Mutti und wird es auch in Zukunft immer weniger sein. Für jeden Menschen ist nachvollziehbar, dass auch Arbeitsamt-Mitarbeiter keine Übermenschen sind, besonders nicht in Zeiten dieser komplexen Umstellung. Bei diesem Text fehlt der Abstand.
was mich einigermaßen überrascht hat, denn meiner meinung nach ist das nicht im geringsten das thema. vielmehr geht es um den offensichtlich manifestierten zustand, unter der last der derzeitigen bedingungen nicht einmal mehr in der lage zu sein, einander wahrzunehmen, um miteinander reden zu können. (wie auch der oben verlinkte artikel verdeutlicht.) dabei war mir erklärtermaßen eine parteinahme soweit als möglich unwichtig. wobei objektivität bei persönlich eingefärbten berichten sicherlich nicht bis ins detail eingehalten werden kann. aber wo ist sie das überhaupt?
seltsam also, was aus texten heraus- oder in diesem fall vielleicht besser hineingelesen werden kann. denke ich immer wieder.
tagebau
besser spät als nie
aber manchmal bin ich schon sehr spät. gestern habe ich bei der büchergilde gutenberg Erich Fromm, Die Kunst des Liebens erstanden. weil man da ja nun mal alle drei monate wenigstens ein buch zu erwerben hat. auch wenn ich es mir derzeit bücher nicht leisten kann, es hilft ja nichts. da schien mir dieses einfach mal angebracht. zumal mir auch noch auffiel, daß ich innerlich partout darauf bestand, es ‚Die Kunst zu Lieben‘ zu nennen. auch gerade eben noch. da mußte ich also einfach mal ran.
und es ist wirklich alt, du meine güte. man merkt es schon auf den ersten seiten, wo von den vielen bunten waren in den unzähligen schaufenstern gesprochen wird, an denen so gern vorübergebummelt wird. geld regiert, nicht wahr. (jaja, ich übertreibe.) 50er jahre, eindeutig, es gibt noch nicht einmal versandhauskataloge, ganz zu schweigen vom internet. (nachtrag: was rede ich, versandhauskataloge wird es doch wohl gegeben haben.) außerdem ein recht scherenschnittartiges geschlechterbild. männer suchen macht, frauen dagegen kosmetik. nun ja.
aber ich will mal nicht so sein. gleich lese ich dann also über Die Theorie der Liebe.
‚Gebet‘
Ewige Einheit,
die in Stille für uns singt,
die uns voneinander lernen läßt,
leite meine Schritte mit Kraft und Weisheit.
Möge ich die Lehren verstehen,
wenn ich gehe,
möge ich den Zweck aller Dinge ehren.
Hilf mir, allem mit Achtung zu berühren,
immer von dem zu sprechen,
was hinter meine Augen liegt.
Laß mich beobachten, nicht urteilen.
Möge ich keinen Schaden verursachen
und Musik und Schönheit zurücklassen,
wenn ich gehe.
Und wenn ich in das Ewige zurückkehre,
möge sich der Kreis schließen
und die Spirale breiter sein.
das schickt mir G als ihr morgengebet, entnommen einem buch über die lebensweise der aborigines. zur konzentration auf das wesentliche und den zweck des menschen auf dieser welt, seiner spirituellen vervollkommnung.
bei meiner derzeitigen allmorgendlichen bleischwere ein nahezu unerträglicher gedanke. eine zumutung. um nicht zu sagen ein verbrechen.
jaja, ich bin ja schon still.
denn andererseits ist mir ein leben in spiralform unendlich vertraut, ein kinderzustand, in farben, formen und kreisbewegungen zuhause zu sein. nicht aber unter menschen.
womit ich mich wohl endgültig als ‚eso-schlampe‘ geoutet habe. früher hätte man wohl ‚mystikerin‘ gesagt. beides irgendwie ein unding, das eine verunglimpft, das andere… ich weiß nicht, gab es je weibliche mystiker?
'Gebet'
Ewige Einheit,
die in Stille für uns singt,
die uns voneinander lernen läßt,
leite meine Schritte mit Kraft und Weisheit.
Möge ich die Lehren verstehen,
wenn ich gehe,
möge ich den Zweck aller Dinge ehren.
Hilf mir, allem mit Achtung zu berühren,
immer von dem zu sprechen,
was hinter meine Augen liegt.
Laß mich beobachten, nicht urteilen.
Möge ich keinen Schaden verursachen
und Musik und Schönheit zurücklassen,
wenn ich gehe.
Und wenn ich in das Ewige zurückkehre,
möge sich der Kreis schließen
und die Spirale breiter sein.
das schickt mir G als ihr morgengebet, entnommen einem buch über die lebensweise der aborigines. zur konzentration auf das wesentliche und den zweck des menschen auf dieser welt, seiner spirituellen vervollkommnung.
bei meiner derzeitigen allmorgendlichen bleischwere ein nahezu unerträglicher gedanke. eine zumutung. um nicht zu sagen ein verbrechen.
jaja, ich bin ja schon still.
denn andererseits ist mir ein leben in spiralform unendlich vertraut, ein kinderzustand, in farben, formen und kreisbewegungen zuhause zu sein. nicht aber unter menschen.
womit ich mich wohl endgültig als ‚eso-schlampe‘ geoutet habe. früher hätte man wohl ‚mystikerin‘ gesagt. beides irgendwie ein unding, das eine verunglimpft, das andere… ich weiß nicht, gab es je weibliche mystiker?
die radisch
aktuell, über die jelinek. nun ja, besonders der letzte satz. da fehlen mir die worte.