am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

das ausnehmen von fisch ist etwas, das ich nebenbei erledige. eigentlich rede ich mit jemandem, weiß aber nicht, mit wem. ich gehe sogar zurück in den traum, nachdem ich schon fast aufgewacht war, um das herauszufinden. da sind aber auf einmal nur noch zerkochte fischfleischfetzen und wirbelknochen mit bedrohlichen gräten. darin finde ich die leber, eine kleine unversehrte kugel. ich habe die leber, rufe ich, als hätte ich einen schatz gefunden, einen preis gewonnen. doch das interessiert niemanden.

erst als ich im wasser bin, sehe ich all das blut. ich schwimme inmitten von toten tieren, toten menschen, in fetzen und brocken von fleisch und von blut. ich schwimme weit hinaus, wie die anderen, die auch noch leben. wir sind viele, es ist eng. es gibt nur den einen weg. nach einer weile wird das wasser klar, ich schwimme gleichmäßig und ruhig, wie noch nie zuvor. an einer stelle bleibe ich. ich habe keine angst mehr, zu ertrinken, nicht in wasser, nicht in blut, in diesem lebendtoten rot. auf einmal bin ich allein, da ist niemand mehr. kein mensch, kein tier, kein leben. dann will ich zurück an land, nachsehen. will alles wissen.

ich stelle fest, daß das ufer mir kilometerweit entgegengekommen ist. kein blut mehr, das land ist vertrocknet, nur aufgerissene, harte erde, auf der ich laufe. immer weiter, immer noch allein, als hätte niemand überlebt. das kann nicht sein, denke ich, als ich mich im bett wiederfinde. ein neuer tag wartet, ich muß weiter.

auf der messe erfahre ich von der unmittelbar bevorstehenden veröffentlichung meines neuen buches. angst und freude mischen sich, bis ich das cover sehe. mein name über einem nicht mit mir abgesprochenen titel, irgendetwas mit SCHULD. in das buch hineinzusehen wage ich nicht. mir ist klar, daß es nicht erkennen werde, daß es nicht von mir sein kann. so gehe ich in die präsentation und lesung. so werde ich wach.

ein haus gebaut, ganz allein. eines aus papier, an dem ich lange konzipiert habe, damit es in mein zimmer paßt. während der fertigstellung dann leider festgestellt, daß mir das alles zu eng wurde. nur ein paar zentimeter zwischen matratze und zimmerdecke, gerade so viel, daß ich mich zum schlafen hätte hineinquetschen können. wie soll ich so leben, wie konnte ich, denke ich. noch vor dem aufwachen.

mit einem hammer nagle ich meinen füller in einen ast. die goldfeder bricht und die spitze bleibt im holz stecken. auch der füllerkorpus geht dabei kaputt. das ärgert mich maßlos, vor allem bin ich jedoch beschämt. weil ich aber nicht allein bin, lasse ich mir besser nichts anmerken. klammheimlich verstaue ich die armseligen reste meines schreibgeräts in meiner hosentasche.

später, beim aufstehen, sage ich mir laut: ich spiele nicht, ich möchte den kopf frei haben.

canyon

dicht hinter mir mein vater, wie zum schutz. er erzählt geschichten, redet und redet. er schaut über mich hinweg, erklärt mir die landschaft, die wirklich grandios ist. daß ich unmittelbar am abgrund hocke, merkt er dabei nicht. ich bitte ihn, still zu sein, was er auch tut. damit ist er verschwunden.

ich aber bleibe, nicht nur im traum, nahe der schlucht.

träume. sind wieder da, ja. ich weiß von ihnen, erinnere mich kaum, aber rieche sie quasi. vernehme die schatten schwindender bildern und lasse sie ziehen, danach.

alles gut, ich arbeite daran. ansonsten bleibt tango.

spät abends, als ich in den krieg zog, neulich erst, so wie jede nacht. da war da auf einmal eine überraschende stille und weite im toten land, im staubigen dunkel des altvertrauten. da hätte ich reden können und verstehen, vielleicht sogar schlafen. oder sehen, wieder sehen können. das war eine überraschung, so groß, daß ich es fast vergessen hätte. alles.

wie auch den weg. dorthin.

nachts treibe ich meine wölfe zusammen, wir müssen umziehen. es sind hunderte, das hatte ich völlig vergessen. schweigend und still, mit ruhigen, sanften augen gehen sie ihren weg. jeder einzelne, auf meiner höhe angekommen, schaut mich an. ich schaue zurück. durch die gitter, die ich ihnen schuf.

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