am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

gegen morgen angst träumen und inhaltlich gleich wieder vergessen. statt dessen diese gefühl im brustraum, den ganzen tag. auch nicht hilfreich.

dahinter etwas echtes vermuten, verborgen in einem tiefen dunkel, beinah raum- und klanglos noch. dies also als einziges für wahr nehmen, ersatzweise.

nachts in traumschleifen nackte angst ausgeschwitzt. und alle hoffnung dazu. jetzt auf. it’s meaningless.

offroad

in einer abendlichen runde spricht eine mir unbekannte frau vom motorradfahren auf sand. ich kenne das, dazu möchte ich etwas sagen, kann es aber nicht, weil ich plötzlich keine stimme mehr habe. also gehe ich stattdessen weg, zu meiner maschine, die dicht beim eingang steht. zu meiner überraschung muß ich etliche einzelteile aufsammeln, die jemand auf dem boden verteilt hat. nichts schlimmes, aber doch ärgerlich. zuletzt rolle ich die kiste weg, aus dem raum hinaus, die straße hinunter. ich fahre nicht. und sage auch nichts, immer noch nicht. ich will nur weg, aufwachen.

man gibt mir einen preis, nicht den ersten, den zweiten oder den dritten. einen undankbaren vierten, aber dazu viel geld. fünfstellig. ich bin zufrieden. so kann ich ungesehen weitermachen.

gefangen in der eigenen wohnung, die ich nicht aufgeben kann. wegen der vielen leichenteile, die ich darin versteckt habe. die man dann finden wird. hände vor allem.

es ist die kälte, die kälte macht mich fertig, nicht der krieg. ich hocke am straßenrand und betaste die wenigen dinge, die mir geblieben sind. die alte uhr zum beispiel, die schon lange nicht mehr läuft. als ich aufstehen will, falle ich stattdessen und bleibe auf der straße liegen. dann finde ich ein offenes haus, unverriegelt, nicht verbarrikadiert. keine ahnung, wie ich hineingelange, aber innen ist es warm. an die großen heizungen komme ich zwar nicht heran, die sind umringt von menschenmassen, etwas abseits finde ich aber ein warmes stück rohr an einer wand. dort hocke ich mich hin und strecke die hände aus, das ist genug. bis ich wach werde, denke ich. vorher kommt aber noch der mann und sagt, ich könne auch bei den tieren schlafen.

ich stehe draußen. ich darf nicht mehr rein. ich will auch nicht, ich kenne das. alles. ich will so nicht leben. ich stehe also draußen und will rein. irgendwo.

weil ich einfach nicht mehr außen vor sein kann. (beim aufwachen ein augenblick verzweiflung.)

mein onkel sagt „frido“ zu mir und macht mich damit zu vater und bruder in einem. mein, sein, dein. was so falsch gar nicht ist, in vielerlei hinsicht. schwimmen in den identitäten, nicht nur im traum. auch unter der dichten schicht des tages trennt sich nichts mehr, bleibe ich wehrlos, verbunden. und angstvoll, wie immer.

ich und noch wer, wir warten auf unsere letzte folter. wir wissen, beide, daß die welt draußen längst wieder in ordung, der krieg lange vorbei ist. nur wir hier unten, auf der letzten etage des parkhauses. wir wurden vergessen. wir warten noch, wir vergessen nicht. ich bereit mich vor. ich wühle in dem trog mit dem morast, ich schiebe die körperteile darin auf die seite. die hand meines vaters zum beispiel. und all das andere, undefinierbare zeug, das ich mir nicht nahe wissen möchte. nicht näher als an meine hände zumindest. dann warte ich wieder.

menschen fahren in ihren autos davon, aber niemand kommt bis zu uns. nur ihre hunde kommen und pissen uns an. es wird dunkel im dunkeln, bald ist nirgends mehr ein geräusch. ich schleiche ins büro und schreibe eine nachricht an den rand einer autowerbung. die schußwaffen sind nicht mehr intakt, schreibe ich. dafür werde ich ausgelacht.

als ich zurückkomme ist die andere nicht mehr da, ich bin nur noch für mich. ich warte und mit mir ist die angst, die wächst. ich denke an die menschen, nur wenige etagen über mir, die von all dem nichts mehr wissen. ich bitte und bete, daß ich nicht zu guter letzt noch sterbe. nicht so kurz vor dem ziel, vor dem ende. ich will das überleben, auf einmal. ganz am rand der hoffnung, der größten aller ängste, höre ich auf einmal nur noch mein flehen.

doch da ist kein gott, da ist nur schweigen. da ist nichts.

es dauert, bis ich begreife, daß es auch für mich vorbei ist. daß niemand mehr kommt, mich zu prüfen, mich zu richten. zuzurichten. daß die tür offen ist und ich gehen kann. gegen könnte. wenn ich nicht wüßte, daß ich nackt bin, nur mit einer dünnen schlafanzughose bekleidet. außerdem verdreckt und bepisst, völlig verkommen. und ich kann das nicht ändern. nicht hier unten.

wie lächerlich ich wirken werde, da oben, wo längst alles wieder in ordnung ist. wie unwirklich, auch für mich selbst, eine illusion. alles nur einbildung, ein schlimmer traum. so werde ich gleich mit ihnen. so vergesse ich mich.

so werde ich wach, und es ist ein sonntag. ein sonniger sonntag. fast schon mai, mein monat. mein mai.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner