der glückskeks sagt mir, ich solle den bogen nicht überspannen, um auf die länge zu reichen. (oder so ähnlich.) ob das was sexuelles ist?
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früher mochte ich Elke Heidenreich ja ziemlich gern, das gebe ich hiermit freimütig zu. ihren zugang zu büchern, zum schreiben, jenseits der wissenschaft, besonders der literarischen. aber seit Lesen! bin ich mehr und mehr skeptisch. da amüsier ich mich inzwischen doch lieber mit Thea Dorn im Büchertalk. denn: ‚Bücher schnarchen nicht!‘
gestern meinen migränetag genommen, weitergemacht, bis es nicht mehr ging, langsam in den abgrund gesunken, weniger schmerz diesmal, stattdessen plötzliche übelkeit, die ganze nacht, mit jeder bewegung. träume von hierarchien, aus denen ich nicht herausfinde oder websites, in denen ich mich verliere. mit jeden aufwachen schlagartig wieder im körper, schnappen nach luft oder durst. drängend. mich aber nicht bewegen dürfen, wegen der übelkeit. gegen 5 im büro angerufen und abgesagt für heute. jetzt irgendwie halbseitig, der rücken, der arm, das auge. alles rechts. und bloß an nichts essbares denken. morgen vielleicht. morgen. stehe ich wieder auf.
immer, wenn ich denke, daß die zwei hier sich nicht mehr sehen, sich vielleicht sogar endlich getrennt haben, weil es still ist im haus, über tage und wochen sogar. immer dann werde ich eines besseren belehrt. gestern hat sich das spiel auf die straße verlagert, nächtens natürlich, tagsüber kläffen nur die hunde und schreien die frauchen nach ordung. das klingt zwar genauso, ist aber wesentlich legitimer.
es brüllt und kreischt also durch die nacht, es rumpelt und klatscht. es klingt anders, wenn frauen sich prügeln, es klingt nicht gut. immer bleibt da die rechtfertigungsebene, der versuch von argumentation. ’nie darf ich zurückschlagen.‘ was für ein satz!
die beiden verziehen sich dann in richtung park. oder wald. was weiß ich. ich verzichte darauf, die polizei zu rufen, obwohl ich in meiner ruhe gestört bin. ich denke darüber nach, wieder einmal. aber ich lasse es.
heute morgen ist lange stille, erst gegen elf geht es los. immerhin, sie leben noch.
frage am rande: was mach ich bloß mit der wahlbenachrichtigung die mir da letztens ins haus geflattert ist?
post von der künstlersozialkasse: ich bin anerkannt. mit der schönen begründung, daß ich zum personenkreis der selbstständigen künstler und publizisten gehöre. und das ohne große verdrehungen und verrenkungen. sogar mein derzeitiger bürojob ist bekannt. trotzdem bin ich anerkannt. und zwar nicht – wie erhofft – ab august. und auch nicht – wie befürchtet – ab januar. wie, um himmels, willen hätte ich die übrigen monate überbrücken sollen? bezahlbar ist selbst der niedrigste satz nicht. das wäre also auf unversichteres dasein hinausgelaufen. nicht, daß ich dauernd krank wäre oder so gern zu ärzten ginge. aber so ganz und gar unversichert? und das mitten im anstehenden lebenswandel. (irgendwie doppeldeutig, dieses wort… ;-)
genug lamento. ich bin anerkannt und zwar rückwirkend. nicht zu fassen, das spart mir ein paar hundert. vermutlich. die genaue summe weiß ich noch nicht. und es gibt rückzahlungen bei überschneidung.
:-)
mein lektor schreibt mir, daß ich auf füllwörter achten soll. eigentlich mag ich füllwörter, sie sind rhythmusgebend. das ist wichtig. außerdem tragen sie die uneindeutigkeit von sprache, das macht die sache klar. ich weiß, daß ich nichts weiß.
andererseits. man stelle sich das wort ‚eigentlich‘ in folgendem satz vor: Die Würde des Menschen ist unantastbar. eine katastrophe. und eine alltägliche tatsache zugleich.
ab sofort achte ich also auf füllwörter.
SIE kommt zuletzt auf die bühne. die musik hat schon gespielt, der erste applaus ist durch. SIE trägt schwarz, alltagsklammotten, schwere treter an den füßen. wie immer, wie damals. SIE sieht nicht hin – nirgends – setzt sich nur auf den stuhl, schlägt die beine übereinander.
das gerade gegenteil von dem, was ich gelernt habe, ob als musikerin oder lesende. ins publikum sehen! besser nicht setzen! auf keinen fall die beine! was solls? SIE hat die augen zu, fast die ganze zeit. obwohl man von der bühne ohnehin kaum etwas sehen kann. ich weiß das, hab im letzten jahr fast eine stunde da gehockt. schweigend auf einem wasserkasten, nach meinen zwei leseseiten. man sieht nichts. und hört nichts.
SIE beginnt mit rilke. english. british.
SIE sagt nicht viel, dazwischen, eines folgt aufs andere. virtuos, nicht nur die musiker. es paßt einfach, alles. es schwingt. auf unterschiedlichen leveln, mitunter, aber es trifft sich. es paßt eben.
tempowechsel von stück zu stück. keine steigerung, ständiger wechsel. manchmal steht SIE. bei SLEEPER zum beispiel. dann wieder setzt SIE sich, die beine übereinander. die texte auf dem notenständer fliegen los. was solls? irgendwann platzt der knoten, der saal kocht, von einen augenblick auf den nächsten. und hört nicht mehr auf damit, trotz langsamerer stücke. trotz der balladen.
dann macht SIE pause. be back in a minute. die musiker machen weiter, erst flügel und chello. dann gitarre und percussion. seltsam, daß die leute rauslaufen, vor dem vorhang rumquatschen. auch im saal. zum kotzen.
SIE kommt wieder, es geht weiter. als wäre da ein bruch gewesen. nein! kein bruch. die alten, bekannten stücke, in rein akustischer begleitung, statt der vertrauten 80er synthiesounds. kein echo, kein hall. das spart SIE sich für die soften sachen. kein unnötiges gebrösel, nur die härte, wie immer. das saal ist nicht zu halten. wer ist eigentlich auf die idee gekommen, das konzert ausgerechnet ins forum zu legen? mit der alten kinobestuhlung!
die ganze zeit, SIE tut nichts. außer sprechen. kein wippen, keine show, kaum ein lächeln. SIE hat viele pausen, da ist die musik. mit der scheint SIE nichts zu tun zu haben. nichts? doch es paßt. immer. und SIE wartet eben. schweigt. das gehört dazu.
das letzte stück – OUR DARKNESS – ebenfalls ohne schnörkel. aber hart und präzise. am schluß drückt SIE das mikro nach unten. das stück ist noch nicht zu ende, noch lange nicht. aber SIE ist fertig. SIE wartet, bis schluß ist. dann geht SIE. ein kurzes winken, fast schon abgewandt.
rilke als zugabe, der panther. und noch eins. und noch eins. und ende. fast zwei stunden.
die musik, ja. aber hat jemand gemerkt, daß SIE eine dichterin ist? daß IHR instrument das wort ist? daß SIE nur gast ist in der musik? in der welt?
und wohin hab ich mich verloren? seit den 80ern. romane geschrieben und zeugs, ja, und salsa gespielt.
aber wo war ich? die ganze zeit.