am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

gibt keine andere antwort als meine arbeit zu machen …

ich versuche den blick zu heben, vorsichtig, mich wieder anzunähern – an MEMORY? – letztendlich wohl mir selbst näher zu kommen. es ist einfach zuviel zeit derzeit, freie zeit, jenseits von alltag und den pflichten, vermeintlichen pflichten, mit denen ich mich beständig lahmzulegen pflege. totstellen funktioniert nicht mehr, nicht wenn nicht alles vollgestopft und eng bemessen ist, wie üblich, und das ist es momentan einfach nicht. eine woche noch, dann hab ich urlaub. da hilft nichts. ein paar freie minuten reichen, um das denken zu entlarven, um absichten freizulegen, so sehr ich das ansonsten auch zu vermieden versuche.

warum eigentlich? seit wann?

es fällt mir überraschend schwer, mich dem zu stellen, was an arbeit ansteht. nicht die worte zu finden oder gar die zeit, nicht disziplin und konzentration sind das problem. es ist die tatsache, mich nicht entziehen zu können, keine distanz zu haben. sie auch nicht haben zu dürfen, nicht bei MEMORY.

ich öffne die datei, springe per suchfunktion an die richtige stelle, seite 73, und ich fange an. es ist ganz leicht. wie oft habe ich das getan, immer und immer wieder. einmal zwei ganze jahre lang, bis da fast 400 seiten standen. und jetzt?

auch heute habe ich es getan, habe geschrieben, tatsächlich. viel geschrieben. aber etwas ist und bleibt anders. das gefühl. ich bin nicht zufrieden, ich bin nicht fertig für heute, kann aber auch nicht weiter. es ist nicht gut so.

es ist unbefriedigend …

ich! wo das wohl sein mag?!

nähe wozu, zu wem? ich selbst?

ich schreibe nicht, ich lese. alice walker: warrior marks, female genital mutilation and the sexual blinding of women. das buch liegt schon seit monaten hier rum und wartet. das ist nicht umsonst, so ist es immer. wenn ich in mir nichts mehr finde, dann nehme ich es endlich. irgendwann. und alice ist da niemals falsch, beinah egal, um was es geht.

    ”… I have by now turned my wound into a warrior

  mark – for I have had to live with it and to trans-

  form myself, from someone nearly devastated by child-

  hood suffering, into someone who loves life and knows

  pleasure and joy in spite of it. … I am marked for-

  ever … but it is not, as it once was, the mark of

  a victim.”

    ”Those of us who are maimed can tell you it is

  possible to go on. … To love and be loved, which

  is the most important thing.”

na, so egal ist es möglicherweise doch nicht, über verletzungen zu lesen, nachzudenken, wiederzuerkennen. es ist zeit, für nähe, vielleicht.

wochenende. katze kotzt. und ich hab auch nur matsch im hirn. watt kommt denn im fernsehn?

nach und nach arbeite ich die MEMORYprotokolle in die homepage ein. zuerst die heiße phase im frühjahr 97, ein monat intensivster arbeit. es ist ein eigenartiges gefühl, diese alten aufzeichnungen derart minutiös durchzugehen, daß ich sie hier veröffentlichen kann. das alles ist so lange her, so vieles längst nicht mehr aktuell. und dennoch. vieles, das ich vergessen hatte, inzwischen. wichtiges. die art zu arbeiten zum beispiel, die gnadenlose intensität. immer an der grenze der belastbarkeit, körperlich vor allem, aber auch sonst. ist das   überhaupt nicht alles dasselbe? die eile, die aus jeder eintragung schreit. fünf jahre ist das her, und immer noch ist MEMORY nicht fertig. wenn ich das damals gewußt hätte. ich weiß nicht, was ich getan hätte. verzweiflung wäre wohl kein ausreichender ausdruck dafür. aber so ist es erträglich, irgendwie, im nachhinein betrachtet.

also: demnächst in diesem theater! irgendwann am wochenende, denke ich …

motorrad die vierte, diesmal hat der blinker aufgegeben. war ja auch mal zeit, das hatten wir ja noch nie in all den jahren … nicht nur die sicherung war durch, auch das relais und der steckkontakt im eimer. na gut, läßt sich alles auch wieder flicken, warum denn auch nicht. danach, auf dem weg zurück, plötzlich ist die maschine wieder aus. nicht tot, das nicht, alle lämpchen leuchten. aber starten geht nicht mehr. es ist zum wahnsinnig werden!

schieben und ackern, schwitzen und die gewißheit, daß ich von der ganzen elektrik nun wirklich absolut überhaupt nix verstehe. außerdem fängt es natürlich ausgerechnet jetzt an zu regnen. ich suche also alle sicherungen durch, rüttel an allen mir bekannten überbrückungen, die dieses motorrad in sich versammelt. ich drücke am scheinwerfer rum. soviel weiß ich grad noch, daß da irgendwie alle kabel zusammenzulaufen scheinen. nichts rührt sich.

dann erst stelle ich fest, daß der verbindungsschlauch vom tank zum vergaser nicht draufsteckt. und das motorrad will ich sehen, daß ohne sprit noch anspringt. dieser schweinehund von mechaniker, der kann was erleben.

letzte nacht kaum geschlafen vor schmerzen. sommerhitze und hormone sind eine bescheidene kombination. es regnet, aber die luft kühlt nicht ab, selbst die wäsche trocknet nicht …

morgen vielleicht!?

G sagt, daß es zeit braucht, alles, und daß derweil anderes sich öffnen kann. nichts ist verloren zumindest. so ungefähr. kommt mir ja vertraut vor irgendwie. aber…

kein aber!

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