am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

branding/7

buddha am schreibtisch

seit gestern sitze ich am text. nicht mehr davor, aber auch noch nicht darin. ich schlage mir mit grobem werkzeug eine schneise, und weiß noch nicht recht, was ich tue.

einen neuen anfang habe ich gebaut, etwa eine seite. den rest schiebe ich aus bereits bestehenden textfetzen zusammen. das war so nicht geplant, aber es war ja nicht der text schlecht, den ich vor etwa einem jahr begonnen habe. es war der ansatz, die einstellung, alles ohne zusammenhang.

den zusammenhang, oder besser einen hintergrund, den muss ich nun einfügen. unterheben oder einziehen, was auch immer. ich weiß, was es ist. eine kleine ausgangsgeschichte, die ist schon da. das einwirken in die alten textteile ist eine aufgabe, die kraft kostet. besonders, weil es dazu im grunde papier braucht. das alles ist so grob, das lässt sich am bildschirm kaum überblicken. das gibt es aber hier nicht, keinen drucker, keine papierarbeit.

so ist das jetzt, das lässt sich halt nicht ändern. ich will auch nicht meckern, ich preise das privileg, hier sein zu dürfen. mir eine unterkunft leisten zu können, mit küche, bett, schreibtisch und netz, um fast eine woche lang nur zu schreiben und zu laufen. das allein ist köstlich.

zufrieden macht mich die arbeit jedoch nicht. eher im gegenteil, das alles macht mir angst. noch habe ich nichts in der hand. alles mag mir wieder entgleiten, was sich über die letzten wochen entwickelt, verfestigt und recht stabil in meiner nähe aufgehalten hat. ob ich es aber greifen kann, halten und nutzen letztendlich.

dabei geht es nicht darum, ob ich einen text formen kann. das kann ich. immer. es ist die frage, ob ich die richtige haltung zu finden vermag, sie solide einzuflechten in der lage bin. ob ich also meine sprache weit genug öffnen kann, um die spannweite zwischen krieg und familie zu umfassen.

das alles frei von schuld und qual. obwohl es ein elend ist, und die zeit des schreibens sicher nicht ohne ein solches sein kann.

branding/6

buddha am schreibtisch

was die arbeit angeht war es mir heute reich, wirklich gut. gehadert habe ich in den letzten tagen, neben den widrigkeiten des alltag, gestohlene fahrzeuge und arbeitsverweigernde rechenmaschinen, wohl vor allem damit, dass mir durch den nerv der letzten woche die stimme und stimmung abhanden gekommen ist. das aber ist so, immer wieder, das lässt sich nicht zwingen. es ist der biorhythmus des schreibens, da muss man sich fügen.

dafür ging es heute hervorragend mit der weiteren ausarbeitung der struktur. oder, wie ich es gestern schon formuliert habe, das schaffen des raumes, die dimensionen und begrenzungen, die ich später dann zu betreten gedenke. um sie zu beschrieben.

sechs große kapitel sind geplant und seit heute auch, mehr oder weniger, mit erzählabsicht angefüllt. also das erste deutlich mehr als das letzte, so muss das sein. ich bin eine geradeausschreiberin, auch wenn ich das für diesen text anders zu denken versucht habe. das war vermutlich einer der fehler, die mir im ansatz passiert sind. im ersten versuch vor etwas mehr als einem jahr. text den ich nunmehr zu verwerfen habe, das ist auch keine leichte übung. da steckt ja durchaus auch etwas drin.

für fünf kapitel also sind nun haupt- und nebenstränge markiert, damit ich mich daran entlangarbeiten kann. für das sechste kapitel gibt es noch wenig, eben weil es das sechste kapitel ist. es soll auch eher eine art epilog sein, wenn alles läuft, wie es laufen soll.

nein, das tut es natürlich nie. aber egal.

überschriften gibt es auch, alle sechs. es gab schon vorher welche, aber zwei habe ich geändert und eine verschoben. das wird vermutlich auch nicht so bleiben, aber es kommt dem kern schon recht nahe. so denke ich heute.

für morgen bleibt nicht viel, ich habe, nachdem ich es im café zusammengekritzelt habe, danach gleich alles in ein dokument getippt. da kommt es mir sicher vor, ausbaufähig. für morgen bleibt da vor allem, die stimmung wiederzufinden. meine stimme als erzählwesen. meinen atem, mein wissen und meine liebe.

schreiben will ich all das, was ich heute entworfen habe, ohne eine spur von denunziation oder verachtung für meine figuren. obwohl die sich wirklich nicht dafür eignen, wenn ich ehrlich bin.

branding/5

buddha am schreibtisch

ich muss anfangen.

irgendwo muss ich einfach anfangen, nur so findet sich eine stimme. die stimme, die ich suche, die neue. eine haltung, eine poesie, eine andere welt.

über ein jahr ist es her, dass ich aus diesem textansatz gestiegen bin, nicht gefallen, weil ich noch einmal tief in das andere, das vorherige projekt einsteigen musste. das ist aber nun fertig, seit ende februar in etwa. es ist durch, bonding ist wirklich durch! und verschwindet im nichts, womöglich.

das muss mir gleich sein, das muss mir sein, als wäre es längst auf dem weg. und es ist auf dem weg, es hängt nicht am erfolg. es geht nicht um mich.

alles ist text, es ist immer der text, den ich gerade suche.

ich muss also anfangen fürs erste, alles neu machen.

ganz von vorn, das ist alles.

branding/4

am freitag den bestehenden text vor mich gestellt, fünfundzwanzig seiten, wie auf ein podest oder eine staffelei. dann zur axt gegriffen und los, weil zwei drittel davon weg muss. das heißt, ein neuer text soll entstehen, etwas anderes muss aus dem kommen, was bereits existiert.

zum abend hin auf etwa elf seiten gekommen, was nicht genug war. aber gut, hervorragend sogar. weil also keine fehler zu erwarten waren, in aller ruhe zum tango gegangen. gegessen, getanzt, geredet und getrunken.

in der nacht noch gedacht und über den titel entscheiden, die aufteilung. das dann am samstag gleich umgesetzt und etwa die hälfte des textrumpfs durchgearbeitet. fast mit leichtigkeit, muss ich sagen. so leicht, dass zwischendurch ganz entspannt das küchenregal abgebaut, umgebaut und wieder angebaut habe. was wesentlich länger gedauert hat, als ich gedacht hatte. das war schon ein bisschen mies.

erst spät also, am abend schon, in die zweite hälfte, von der ich dachte, dass sie nicht so aufwändig sein würde. wenig umzustellen, nur kürzen, keine probleme. von wegen. die abendarbeit lief nicht besonders rund, keine zufriedenheit wollte sich einstellen. nur frust und müdigkeit. aber runter auf knapp zehn seiten war ich am ende dann doch.

heute gleich am morgen eingesteigen. hinten eingestiegen, wo es mir nötig schien nach den unsauberheiten des vorherigen abends. leicht war es nicht, ich musste zum letzten mittel greifen. mir alles laut und langsam vorsagen, nicht nur schnell, damit es schnell geht. oder gar nicht, weil. nein, gar nicht geht gar nicht. rezitieren muss ich immer.

vier stunden waren das oder mehr noch, sechs vielleicht. doch das ergebnis ist gut, unter neun seiten bin ich gekommen. die dramaturgie stimmt, die spannung sogar. das denke ich, weiß es aber im grunde nicht.

ich höre trotzdem auf, da ist es noch hell. weil ich weiß, dass mehr nicht mehr geht, nicht an diesem wochenende. ich lasse den text und schicke ihn ab, zum gegenchecken. weiter geht es dann am donnerstag, die letzten feinheiten erledigen. so ist der plan.

keine zehn minuten später falle ich in mich zusammen, in eine tiefe, vor allem auch körperliche erschöpfung. es war ein anstrengendes wochenende, damit hatte ich so nicht gerechnet. das schreiben vor allem hat alles von mir verlangt, das vor allem hatte ich nicht auf dem plan. das bauen war ein leichtes dagegen, trotz leichtem muskelkater.

und jetzt ist mal schluss hier. in ein paar stunden fängt die neue arbeitswoche an.

branding/3

wenig scheine ich preisgeben zu wollen von diesem neuen projekt. dem folgenden aus dem anderen, über das ich hier so viel hinterlassen habe. vielleicht weil es zunächst einmal darum ging, einen anfang zu machen, einen plan zu finden. und zu schauen wie es funktioniert, diesem dann schreibend zu folgen.

nun, es hat funktioniert, im großen und ganzen. es ist etwas tragbares entstanden in den letzten wochen, genau wie ich es wollte. das schreiben hat sich keinem neuen stil, wohl aber einer neuen haltung geöffnet und ist wie gehabt in einen wechsel von fließen und stocken geraten. viele fragen sind noch offen und etliche neue werden erst noch zutage treten, denn bislang existiert vielleicht ein viertel des textes. oder ein fünftel vielleicht? auch das weiß ich noch lange nicht.

es ist ziemlich großartig. alles. genau richtig für das aktuelle stadium und in gewisser weise berauschend.

letzten sonntag habe ich die schreibarbeit abgebrochen. zum einen muss ich noch viel lernen, viel lesen über das thema. mich wegbewegen von der eigenen perspektive, den persönlichen lebenslegenden. geht es um autofiktion? um liebe? um krieg? ich muss all die fragen noch finden, bevor ich mich an die antworten wagen darf.

außerdem muss ich jetzt wechseln zu dem anderen, dem alten text. da wollen noch zirka 350 seiten überarbeitet werden. keine ahnung wozu, aber ich bin gespannt. wie ich jetzt dahin zurückfinden soll? keine ahnung, echt nicht.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner