tolles wm-spiel gestern abend, deutschland gegen ghana, von langweilig bis rasant, ebenso fehlerhaft wie hier und da auch genial, absurd, verspielt und hart mitunter. so, wie fußball eben ist, wenn er gelingt. ich mag das, ich bin aus dem ruhrpott, da kommt man am echten fußball nicht vorbei.
scheiße ist natürlich das mafiagehabe der FIFA, aber ach, geschenkt.
scheiße ist aber vor allem das mitunter eigenartige männergehabe drumherum. gestern nacht, etwa eine stunde nach dem spiel, brüllen unten auf der straße, gleich unter meinem balkon zwei angetrunkene jungmänner ihren frustjubel heraus. dabei entgleisen sie ungefähr mit dem zweiten wort, das ich mitbekomme. von „ghanahure“ ist die rede, falls man überhaupt von „rede“ sprechen kann im vorliegenden fall. weiter geht es mit „fotze“ und anderen, eher weiblich konnotierten begriffen. um frauenfußball geht es aber natürlich nicht, niemals. als sich die wahl der begrifflichkeiten in die rassistische richtung bewegt und dabei in die allerunterste schublade gegriffen wird, brüllt es von gegenüberliegenden balkon eine antwort: noch einmal dieses wort, und ich komm runter und hau dir eine. so ungefähr jedenfalls, was nicht der beste diskussionseinstieg ist. der blasse, junge kerl, der mir gegenüber wohnt, würde diese ankündigung niemals in die tat umsetzen. das weiß ich sofort.
dennoch bin ich froh über den einwand, obwohl er unmittelbar zur eskalation führt. mir selbst wäre zwar auch nach brüllen, in dem moment, ich bin sogar brülltauglich, wenn es darauf ankommt. doch es braucht eine menge, bis es dazu kommt. vollidioten schaffen diese hürde meistens nicht. derweil hüpfen zwei besoffene „deutschlandfans“ wie angestochen auf der fahrbahn herum und brüllen: „komm doch, komm doch, komm doch, n****r, n****r, n****r.“ vom balkon aus wird ihr aggressionpotential besprochen und belächelt, andere balkone gesellen sich dazu, deren argumente ich akustisch nicht verstehen kann. „ruhe“ brüllt es aus einer ganz anderen richtung, das hilft am wenigstens. das theater geht munter weiter, es wird das eine oder andere gefickt, vor allem diverse fotzen und mütter. was das immer soll, ich weiß es nicht. auf dem gegenüberliegenden balkon ist mittlerweile von „polizei“ die rede, noch etwas, was nicht umgesetzt werden wird.
prügel und polizei. ficken und gefickt werden.
immer geht es um die einen und die anderen. die auf den balkonen in diesem fall und die anderen, die auf der straße. das kommt mir bekannt vor, so abstoßend es auch sein mag. ich möchte jetzt nicht auf der straße sein, obwohl eine heimliche windung in meinem hirn immer wieder behauptet, daß ich von genau da komme und dort auch hingehöre.
dann ist der spuk plötzlich verschwunden, nach zehn minuten oder so, ebenso unvermittelt, wie er aufgetaucht ist. aus dem nichts, ins nichts.
von wegen nichts. das soll mir niemand versuchen zu erzählen, daß sexismus, rassismus und klassismus nicht ein wundersames zusammenspiel pflegen, grundlegende doppelpässe sozusagen, permanent ausgespielt. ausweglos.
fußball ist eben (auch) in scheiße gebettet, definitiv.