die letzten wochen waren eigenartig, geprägt von einem thema. gewalt. macht und gewalt. angefangen hat es vielleicht auf der re.publica in form einer persönlich ersten näheren, beinah direkten begegnung mit organisiertem troll(un)wesen. ein alter hut, ich weiß. ich mag auch gar nicht weiter auf diese story eingehen, feminismus hin oder her. mir ist bekannt, daß trollerei eine weitverbreitete funsportart ist. doch eines stand mir plötzlich mehr denn je vor augen: macht wird mißbraucht, wo auch immer, und gewalt kommt gern im spaßigen mäntelchen daher. so auch im netz. das ist übel. das ist nicht leicht zu begreifen oder zu bewältigen, wenn man quasi in den schwitzkasten genommen, gewürgt und dabei so übel wie sinnlos beschimpft wird. man stelle sich das im real life vor, in der physischen welt. alles nur spaß, jaja.
gestern dann der erste mai, traditionell ein berliner kampftag. persönlich erscheinen mir die rituale nicht erst seit gestern ungemein eingefahren. angefangen von der oranisatorischen vorarbeit unter monotoner beteiligung der presse – das wenigste ist so informativ und humorvoll –, über die klassischen vorurteilsverkündigungen, auf die ich dann auch noch überdimensional genervt reagiere, bis hin zu den livenewstickern, twitterstreams und abschließend den großangelegten nachbetrachtungen. ich weiß, im letzten jahr war ich auch mit dabei.
in diesem jahr hinderte mich der seit jahren erfolglos geführte kleinkrieg mit meinem persönlichen migränegott an der teilnahme. insbesondere die blockade gegen rechts, hätte meine teilnahme durchaus verdient gehabt. die abendlichen kampfrituale hingegen? ich weiß nicht, vielleicht nicht noch einmal. wiederholungen sind stilmittel, die mit vorsicht eingesetzt werden sollten.
so saß ich am abend fürs HSB vor den tickern und streams, weit genug entfernt. lediglich ein hubschrauber kam hin und wieder auch bei mir vorbei. ich las von dem messerangriff auf einen polizisten, vielfach retweeted, der zunächst bestätigt, bald darauf jedoch revidiert wurde. kein messer, ein stumpfer gegenstand. um so schlimmer, würde ich meinen. heute morgen sehe ich dann den tritt ins gesicht einer am boden liegenden frau(?), ausgeführt von einem vermummten mit gewaltmonopol.
die gewalt sitzt locker mitunter, im fußgelenk oder im mausklick. alles nur spaß, ich weiß. doch das kommt auf die perspektive an.
gewalt lebt in jedem, besonders vielleicht in denen, die das leugnen. oder in denen, die selbstgewählt oder offiziell mit waffen ausgestattet sind. ob messer oder knüppel, wasserwerfer oder gas, stiefel, schraubenzieher oder eine schnelle netzverbindung, kombiniert mit einer fixen schreibe. am anfang ist das wort. und das wort wird tat, wird wahr. das ist kein spaß, das ist gefährlich mitunter.