am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

bonding (64)


gegen ende, obwohl ich das so richtig nicht sagen mag, denn es sind sicher noch an die 80 seiten zu schreiben, die es in sich haben, wird alles, was mir im hirn umhergeht, immer fetter, immer mehr. kaum noch zu halten, eigentlich. auch gar nicht alles jetzt im augenblick zu erledigen, fast alles ist für später, wenn der text endgültig steht.

ich bemühe mich, das alles zu halten, wenn nötig zu notieren. leicht ist das nicht, so vieles beim schreiben hängt am augenblick. das heißt, so vieles geht auch verloren, zwangsläufig. damit lebe ich, damit leben vermutlich alle, die schreiben.

ich sollte viel mehr notieren, denke ich. ich bin ausgesprochen notierfaul bei diesem projekt. das macht mir ein wenig angst, obwohl ich nicht sehe, das mir das ganze noch völlig entgleiten könnte. es ist also qualität, die ich verschenke. oder zeit. oder beides.

in wien gewesen zu sein hingegen war gut, mehr als das. es hat mir viel in sicht gebracht, das ich mir ebenfalls viel mehr hätte notieren sollen. vor allem aber habe ich endlich begriffen, warum höchstpersönlich, wenn auch viel zu kurz, in wien zu sein so wichtig war.

man kann vieles lesen über eine stadt, im netz oder sonstwo. es gibt stadtpläne, aus allen erdenklichen zeiten und epochen. es gibt fotos und bilder, es gibt so viel. gerade bei so alten, weltberühmten städten wie wien ist das überhaupt kein problem. ich habe auch etliche bücher hier, über die wiener moderne, spaziergänge in wien, hitler in wien und wenigstens drei über die kaffeehauskultur. in alle habe ich hineingesehen, das eine oder andere ganz gelesen. alles hat nicht geholfen, und jetzt weiß ich warum.

es ist unendlich simpel: ich arbeite mit einer ich-erzählerin, die nicht in wien lebt, sondern nur regelmäßig aus privaten gründen dort ist. unter anderem auch in der jetztzeit der story, die nicht viel raum einnimmt, aber umso mehr besser gebaut sein muss. meine erzählerin ist also keine touristin, sie wird sich nicht selbst die sehenwürdigkeiten aufzählen, die ohnehin jeder besser kennt. oder zu kennen glaubt. dafür kennt sie sich im privatleben der stadt aus, weiß um wetter und licht, kennt wege abseits des ersten bezirks. sie war noch nie auf dem zentralfriedhof oder ist mit dem riesenrad* gefahren und macht sich nicht die mühe, einmal wie blöd durchs stetig überfüllte café central zu laufen. wie sonst alle.

so wie ich dieser tage.

* na gut, ich gebe es zu. ich bin schon einmal riesenrad gefahren, als kind. und kam mir vor wie in einen straßenbahnwagen gesperrt, der unendlich langsam seine eigenartige runde dreht. war damals ziemlich langweilig.

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