hinter allem ist musik. ich höre es, schon immer. und immerzu. ich weiß es. dass ich das nie erreichen werde.
die bewegung der welt. dort hinein möchte ich sterben.
zweiundzwanzig ist fertig, ausgedruckt und abgeheftet. wieder weit über das ziel hinaus geschossen und fast dreimal soviel wie gedacht geschrieben. aber da habe ich eben falsch gedacht, vielleicht aus sicherheitsgründen. damit ich nicht vor angst in die knie gehe, wenn ich mir vorher klar vor augen führe, was es tatsächlich zu tun gilt. das material selbst, den stoff kenne ich genau, und ich weiß um die notwendigkeit der belebung. das kostet zeit und kraft, sammelt seiten und ist die einzige möglichkeit. zu schreiben, zu leben. alles andere wäre selbstbetrug. wie auch betrug an der literatur.
ein ende ist also geschafft. jetzt kommt das zweite, das vermeindlich kleinere. und das eigentlich schwerere, weil da noch vieles geklärt werden muss. morgen muss ich also lesen, die binnengeschichte, das alles noch einmal in mir entfalten. um auch das abzuschließen. viel mehr sollte ich mir nicht vornehmen, vielleicht für das gesamte wochenende nicht.
ziemlich genau vier wochen gebe ich mir für dieses ende, das wirkliche ende. seitenzahlen, wie neulich schon gesagt, verkneife ich mir besser. die erfahrung der letzten monate spricht dafür, da lag ich immer sehr daneben. aber wenn es so etwa dreißig werden, käme das manuskript letztendlich auf zirka vierhundertfünfzig seiten. das klingt doch fett und satt und rund.
nein, das klingt unglaublich!
nebenbei sammel ich neuerdings frische arbeitstitel und schreibe sie mit den alten in eine kleine textdatei. auf einmal kommen sie, ich weiß nicht, woher. und warum. das ist auch alles nicht wirklich gut, bis auf einen vielleicht. den ich hier natürlich nicht verrate, wo kommen wir denn da hin.
buchtitel sind schwer, unfassbar schwer. zu suchen, zu finden, eigentlich nicht möglich. im grunde hänge ich auch immer noch an „bonding“, was es exakt treffen würde. aber das ist englisch, und es lässt sich so gut wie nicht übersetzen. das, was ich meine. darüber hinaus macht die andere bedeutung es für meine zwecke komplett zunichte. in beiden sprachen. das ist gemein, das denke ich jetzt seit jahren.
diese woche läuft alles ein bisschen besser als in der letzten. weniger schmerzen, besserer schlaf, wenn auch nicht unbedingt mehr. alles geht tiefer, ist deutlich klarer auch und gesetzter. erschöpft bin ich dennoch, das wird sich nicht so schnell legen. einen monat noch, etwas über vier wochen. ich mag mich in seitenzahlen irren, immer und immer wieder, mit jedem kapitel aus neue. über die zeit für die letzte stecke bis zum ende diskutiere ich nicht, da täusche ich mich auch nicht. hoffe ich.
heute morgen habe ich geträumt. ich weiß nicht mehr, was. ich hatte eine ahnung, den ganzen tag über. da war etwas, jenseits der erinnerung. worte dafür habe ich nicht gefunden.
außerdem illusionen. viel platz in den u-bahnen heute, mein stammcafé am nachmittag so gut wie leer. stundenlang. keine ahnung, ob das an covid-19 liegen könnte. tatsächlich?
keine illusion sind die kämpfe und kriege in der welt. dazu schlechteste politik der dümmsten, kurzsichtigsten art, für die am ende immer andere zahlen, anderwo.
mit ihren leben, auch wenn sie überleben. die kinder, die kinder.
leipzig ist abgesagt, also doch, da kann man nix machen. traurig bin ich, das stimmt. in den letzten paar jahren war ich ja immer dort, und wenn nur für einen tag. immer! in schnee und eis und sonnenschein, in menschenmassen, einsamkeit, begeisterung und erschöpfung. ich werde es vermissen, alles. ich kenne das so gut inzwischen, sogar die wege in der stadt.
all die möglichkeiten. all die menschen, die ich sonst nirgends treffe. weil sie überall wohnen, nur nicht in berlin. und selbst, wenn sie in berlin wohnen. man sieht sich dann doch oft nur dort. leipzig ist eine schöne stadt.
vielleicht auch eine möglichkeit, denke ich immer wieder mal. wie damals, als das aus anderen gründen möglich gewesen wäre. was sich dann aber schneller zerschossen hatte, als ich die möglichkeit hatte, mich darauf auch nur einzustellen. ideen zu entwickeln und das eine oder andere wort dazu zu verlieren. keine chance!
aber wer weiß, leipzig ist ja dennoch eine schöne stadt. nur diesmal halt nicht.
was auf der anderen seite bedeutet, dass mir ab sofort vier weitere aufeinanderfolgende, erweiterte wochenenden zum schreiben zur verfügung stehen. eines mehr als gedacht. und das widerum bedeutet, dass meine chancen, das manuskript tatsächlich bis ostern fertig zu bekommen, wieder deutlich gestiegen sind. ich hatte mich schon leicht zu fürchten begonnen, nachdem das vorletzte kapitel sich unbedacht wieder einmal mehr als verdoppelt hat. und demensprechend doppelt so viel zeit beansprucht hat. und immer noch nicht so recht fertig ist.
und. und. und.
das ist ewig und alles, so scheint es mir. das ist nicht gut.
schreiben. das ist irrsinn, im grunde. jetzt, gegen ende eines solchen projekts, sehe ich es wieder überdeutlich. es ist der reine wahn.
jahrelang ist es wie ein spiel im inneren universum. es ist traum und quälerei, konstruktion und zufall. und niemand sieht mir zu dabei. ohne rücksicht drehe, schiebe und biege ich die dimensionen.
in ein ausgedehntes momentum des eigenen seins.
das am ende in eben dieses eigene hinein exodiert. das ich. dieses kleine ich in dieser großen welt. das dem niemals genügen wird.
was geschrieben steht.
sonntag. relativ früh wach geworden, trotzdem ausreichend geschlafen, daher einigermaßen lebendig. im hirn dennoch schwach, vielleicht aufgrund der überraschend schmerzreichen vergangenen woche. erst die eine hand, dann der daumen der anderen, am freitag dann die gegenüberliegende schulter. große gelenke sind anstrengend, weil eben auch groß im schmerz. alles andere lässt sich problemlos ohne extramedikation aussitzen. schultern nicht. gestern und heute hat sich dann noch der nacken gemeldet, der den kopf nicht mehr halten wollte. ich bin etwas unsicher, ob auch das zum rheumakomplex gehört. ich vermute nicht. das ist eher der allgemeinen fehlhaltung und der lädierten nackenbandscheibe zuzuschreiben. denke ich. folge auch der schmerzerbedingten ausweichbewegungen.
egal. alles kein vergleich zu meinem zustand vor etwa einem jahr. nichts hindert mich derzeit derart nachhaltig am schlaf, dass ich am ende kaum mehr ich selbst bin. also alles gut. im moment sowieso. das ding scheint jetzt durch zu sein. was immer es war.
schreiben. war heute nicht angesagt. nur ein bisschen denken und notizen für das nächste, das letzte kapitel machen. damit da nichts verloren geht. das war alles. dann noch die beiden übersetzungen von februar durchgegangen und rausgeschickt. gleich danach die rechnung dafür fertig gemacht, zum zügigen rausschicken, morgen. ich bin ein wenig unsicher, in der firma scheint derzeit alles drunter und drüber zu gehen. seit wochen hat sich da niemand gemeldet. unschön.
leipzig. nach ein wenig hin und her in meinem kopf, entgültig dafür entschieden. mich also nicht von der aufkommenden corona-panik mitreißen lassen, obwohl ich immunsystemgedrosselt womöglich einer der risikogruppen angehöre. wer weiß das schon, egal. stattdessen einfach fröhlich im buchmessenprogramm geblättert.
bass, das auch noch. ich suche ja nach unterricht für nach dem buch. also dem manuskript, das ja zu ostern fertig sein wird. davon gehe ich aus, und dann kommt es in andere hände. erstmal. dann will ich mich mal mit diesem saiteninstrument auseinandersetzen, zumindest so ein wenig. das da seit jahren in der ecke steht. im internet schon ein wenig fündig geworden, bin gespannt.
so war das heute, an diesem sonntag. der mich trotz allem erschöpft hat. das scheint derweil meine linie.