am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

meinwien/1

die stadt empfängt mich mit der größten menschenmasse auf einen schlag seit immer, wie mir scheint. am hauptbahnhof bin ich noch nie angekommen. der wiener hauptbahnhof scheint auf den ersten blick ein riesiges durcheinander zu sein. westbahnhof wäre so viel schöner gewesen, nur einen kilometer laufen bis zur unterkunft. nachdem mir aber der in selben zug gereiste und in wien beheimatete klagenfurtgast mir grob die richtung gewiesen hatte, taxi links, u-bahn recht, es gäbe auch einen bus, ging alles ziemlich schnell. die wochenkarte für die kernzone kostet 17,10€, wobei ich nicht weiß, was genau die kernzone ist. aber egal, das ist gekauft. keine stunde später stand ich in meinen appartement, keine 25qm, aber alles drin. ein überaus bezahlbares stück wohnen in wien für mich.

auch gestalterisch wie für mich gemacht. gelungene details, platzsparend und geschickt gelöst, keine besonderen möbel, viel aus dem bekannten möbelhaus, aber lustig eingesetzt. eine deckenlampe zum beispiel hängt an der küchenwand. eine begehbare dusche, durch die man auch zum klo geht und bilder, die nicht stören, ja, zum teil sogar passen. die hinterhoflage bescherte außerdem eine wunderbare ruhe. allerdings nur, bis in der nachbarferienwohnung die klimaanlage eingeschaltet wurde. die brauste und brummte dann die ganze nacht vor meinem einzigen fenster.

dennoch dachte ich gleich: sowas als zweitwohnung, als schreibzeitort, als altersarmutssitz vielleicht haben zu wollen. zu besitzen am besten (haha). damit sackte die utopie zügig in sich zusammen, logisch.

heute dann, schlafen und aufwachen ohne wecker. was nicht wirklich viel später war als in den tagen zuvor und auch nicht wesentlich später als sowieso. aber eben ohne wecker. auch nach dem aufstehen ziemlich rumgedümpelt, etwas orientierungslos, weil es ab jetzt keinen plan mehr gibt. schließlich aber doch endlich geduscht, dann milch für den kaffee besorgt und auch sonst ein bisschen den kühlschrank gefüllt. es ist ja übersichtlich, die zeit bis freitag.

jetzt erst, es ist fast nachmittag, kommt mir die frage, was ich denn hier will. 2019 gab es da eine idee, aber ich erinnere mich kaum noch. jedenfalls wollte ich 2020 zurückkehren und weitersehen. klar, da sind noch die zwei weiteren bücher (haha), die beide mit wien zu tun haben. eines ein bisschen, das letzte, wenn es denn dazu noch kommen wird, recht viel. darauf wollte ich hinarbeiten, das weiß ich noch.

und es gab die idee, vielleicht hierherzuziehen. immer schon, seit ich klein war. später ist kurzfristig zürich dazwischengekommen, was ich heute kaum noch nachvollziehen kann. dann war es wieder wien. doch auch der gedanke, sich durch die welt zu bewegen ist mir in den letzten zwei jahren so dermaßen aus dem kopf verschwunden, dass ich eindeutig begonnen habe, mich in neukölln einzurichen. für immer womöglich, obwohl ich in berlin so zehn bis fünfzehn jahre nur bleiben wollte.

meine mitbewohnerin in klagenfurt hat mich gestern an mein wien erinnert, als sie davon sprach, in fremden städten gerne in ferienwohnungen zu residieren, um das alltägliche leben dort ein wenig ausprobieren zu können. vielleicht tue ich ab heute einfach das.

und ich gehe hin und schaue mir das haus an, in dem mein opa im august 1902 gemeldet war. dieses haus, es steht noch. (viel mehr dazu hab ich noch nicht herausbekommen. ich muss erstmal herausbekommen, wie man solche alten geschichten herausbekommt. wenn überhaupt.)

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