am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

mercy

ich versuche mir vorzustellen, wie und warum dinge nicht real werden. dass das nichts außergewöhnliches ist, im gegenteil. fast alles, was menschen sich ausdenken, ihre ideen und vorstellungen, werden keine wahrheit. in vielen fällen ist das gut so, fürchte ich. (ich sehe diese welt, wie sie derzeit ist. das jetzt, ohne jedes erbarmen.) es könnte sonst alles noch viel schlimmer sein oder werden.

doch es geht auch viel schönheit verloren, verliert sich in der weite und wirkt in der ausdehnung. vielleicht, offen für alle. verfügbar. das hoffe und das glaube ich zumindest. auch wenn kaum etwas davon je zu sehen sein wird, es ist da. und es bleibt als gnade.

anders wäre das alles nicht zu ertragen.

perspektiven

gestern alles geschafft, was ich mir vorgenommen hatte. noch vor vierzehn uhr alles geputzt, die dokumente abgeladen, eingekauft und den eintopf gekocht. dann hat der besuch abgesagt, und ich saß ein wenig abgehängt da. einerseits entäuscht ob der vielen vergeblichen vorbereitungen, andererseits überrascht von der plötzlich glatten zeit. die ich dann wohl eher wenig klug genutzt habe.

ein bisschen pc-einrichtung und pc-aufräumung, so weit, so gut. dieses verdammtes sicherungssystem hingegen werde ich wohl nie wirklich begreifen. da ich das aber bald grundlegend zu ändern gedenke, ist es womöglich erstmal nicht so wichtig. ich sichere einfach alles wichtig per hand, einfache oder doppelte usb-taktik, wie gruselig. für den rest hoffe ich auf das beste.

immerhin war ich klug genug, nicht nahtlos weiterzuarbweiten, wie ich es sonst immer tue. wo immer zeit ich, mache ich geld. das war mir so lange nicht möglich, dass ich mitunter wie manisch werde. nicht wegen des geldes vorwiegend, mehr aufgrund der möglichkeit. so gefalle ich mir gar nicht.

auch heute habe ich nur kurz nachgesehen, ob es neue tasks gibt. da waren keine, zum glück, denn die wäre ich wohl nahtlos angegangen. da hätte ich mich nicht zurückhalten können. aber von den alten, die auch nicht wenige sind, habe ich die finger lassen können. gut!

stattdessen hat der tag begonnen mit ein paar bastelarbeiten. das holz für die neuen flurbücherregale, das in letzte woche schon bestellt hatte, ist noch nicht da. jedenfalls hat man mich nicht angerufen, vielleicht habe ich eine falsche nummer notiert. vielleicht ist auch kein holz verfügbar, ist ja alles nicht so ohne derzeit. überhaupt habe ich für ungefähr die halbe planung satte zweihundert euro hingelegt, das ist enorm. selber bauen ist schon lange kein schnäppchen mehr.

weil also das holz noch nicht da ist, habe ich eben den zweitschreibtisch im schlafzimmer mit einer kabel-und einer bildschirmhalterung aufgerüstet. sowas kann dann auch schonmal drei stunden dauern, vor allem, wenn das gestern erst gelieferte simple ikea-ding in zwei verschiedene anwendungshälften zersägt und zurechtgebogen werden wollte. sollte oder musste. naja. jetzt ist fertig.

zwischendrin schaue ich in die straße runter, wo auch heute etliche bauarbeiter wuseln. kipplaster fahren vor und bagger fahren herum, menschen mit schaufeln und sägen, immer wieder gummihämmer. die perspektive ist ein bisschen wie damals im sandkasten. ich stehe da, schaue hinab und schiebe material herum, damit straßen werden und häuser, brücken und tunnel. sehr lustig. eine erinnerung, keine illusion. jedenfalls nicht ausschließlich.

es ist schon fast dunkel, als ich die textdatei öffne. immerhin, ich schreibe ein wenig. das erst macht mich zufrieden.

gummi geben

eine oder zwei stunden länger geschlafen heute, dank wohlgeformter ohrstöpsel. die ersten in meinem leben, die für mich funktionieren. das ist gut. anderseits helfen die besten ohrstöpsel nicht gegen trittschall. unten auf der straße werden steine geräumt und wird erde bewegt. das bewegt den boden unter mir. unten im haus wird eine wohnung renoviert, von da kommt seit tagen ein kratzen und schleifen und heute morgen ein heftiges schlagen. und unter mir der boden, der ist aus holz. mal entspannt ausschlafen funktioniert so natürlich nicht.

immerhin erfahre ich, dass ich durchaus noch traumfähig bin. zwischen all dem lärm springe ich zwischen fremden, surrealen räumen herum. nicht besonders ergiebig, all das, mehr oder weniger erinnerungsschrott. dinge, die ich längst vergessen glaubte. oder hoffte, aber das stimmt wohl nicht.

gleich mit dem frühstück stürze ich mich in arbeit. ich will einiges schaffe, heute und morgen, dass ich vielleicht einmal ein wochenende zum schreiben habe. anders geht es doch nicht. zwischendrin gehe ich einkaufen, für den besuch morgen, aber rosenkohl darf ich nicht machen. das ist schade. auch morgen ist dann alles zugetaktet. küche putzen, bad auch ein bisschen, überall saugen. nochmal einkaufen, zum türken, den salat will ich lieber frisch. und nachtisch, denn zum kuchenbacken kommt ich eher nicht. obwohl ich alles dafür eingekauft habe, aber da ist ja auch noch arbeit. die drei dokumente, die ich heute erstellt habe, müssen endkontrolliert und dann zugestellt werden.

zwischendurch schau ich immer wieder den straßenbauarbeiten zu. bei der kreuzungsgestaltung werden einige korrekturen durchgeführt, die kurven und rundungen werden neu gezogen. dabei kommen stangen und schnüre, aber auch riesige winkel und andere, mir unbekannte geräte zum einsatz. am ende aber hockt da ein mensch mit einem gummihammer.

rage

sieht so aus, als gäbe es nicht viel zu sagen. ich arbeite mich durch die zeit, das ist alles. jeden morgen gegen sieben knallen die straßenbauarbeiten los, langsam wird das lästig. so sehr ich mich freue, über die fahrradstraße vorm fenster und auch über die beobachtbaren fortschritte. tagsüber ist mir diesbezüglich eine kleine begeisterung möglich. zum beispiel zu beobachten, wie sich die gestalt der kreuzung, an der ich wohne, langsam vor meinen augen ausformt. irgendwie asymetrisch wird es und für autos recht eng. gut so, möchte ich sagen, wenn ich bedenke, wie viele unfälle ich an dieser immer schon kleiner, recht enger nebenstraßenkreuzung in den letzten neunzehn jahren schon gesehen habe.

die arbeiten rund um die kreuzung sind seit letzter woche voll im gange, daneben wird zeug weggeschaftt, überflüssige steine und erde. der rest wird geglättet und planiert. das ist ein gutes zeichen, denke ich. es geht in den endspurt. auf den straßenschildern ist ein ende der bauarbeiten für den zehnten dezember prophezeit. ich bleibe gespannt, aber es scheint in etwa stimmen zu können.

nachteil ist, dass aktuell alles rund um meinen wohn- und arbeitsplatz passiert. auch samstags, übrigens. jeden samstag, in voller stärke und mit allen maschinen. und auch schon um sieben uhr. das ist weniger schön. das haus hat ein holtreppenhaus und holzdecken, das heißt: alles wackelt und bebt, bei der kleinsten erschütterung schon. bagger, die kopfsteine in lkw werfen. rüttelmaschinen und kleine planierraupen, das durchdringende pfeifen der großen kreissäge. obertöne.

presslufthämmer finde ich wirklich schlimm, aber presslufthämmer scheint es nicht mehr zu geben. ich habe mich umsonst gefürchtet. diese arbeit macht einfach der große bagger, er lässt die große schaufel auf die randsteine oder den asphalt fallen bis diese zerbrechen. das ist schlicht und gut, aber bei mir wackelt der boden, die regale, ein leichtes klirren und rappeln. all die dinge, die bei mir so rumstehen, geraten in rage. um sieben uhr am morgen mitunter, gegen mittag oder kurz vor schluss. diese milden nachmittage dieser tage.

alles andere, was soll ich sagen. ich hoffe, es geht vorbei. alles.

umbauwesen

die baustelle vorm fenster hält sich tapfer. die im bau befindliche fahrradstraße, an der ich wohne. ich bin froh, dass es stetig vorrangeht, andererseits ist es seit wochen immer laut hier. mitunter extrem laut, auch am samstag neuerdings. dann nicht ganz so früh wie an den wochentagen, also nicht um kurz nach sieben. mehr so um neun vielleicht, aber doch mit allem nötigen werkzeug, kreissägen und so. noch zwei monate, heißt es. dann sind wollen sie fertig sein. im nächsten jahr also wird es vielleicht wieder stiller hier. aber wer weiß.

ich bleibe auch tapfer, und ich freue mich über die veränderung vor der tür. viel platz für fahrräder, das ist doch gut. nur ein wenig anstrengend gerade.

überhaupt alles ist anstrengend, es gibt ja solche tage. auch der tangounterricht gegen mittag, zu dem ich mich nur mühsam aufraffen und druchringen konnte. da ging es nicht darum, keine lust zu haben. vielmehr zweifelte ich an meiner kraft. im grunde war damit klar, dass das nicht mein tag ist heute und überhaupt, im allgemeinen nicht so recht meine zeit. doch eigentlich ist das dumm, es gibt keinen grund. auch das ist mir klar.

der tango hat es dann bewiesen, der tango kann das, kann quasi alles. wenn man ihn lässt. wobei es natürlich auch steht und fällt mit der qualität der gewählten lehre. ich, bzw. wir haben es gut getroffen derzeit. mehr als gut.

zurück zu hause lag der steuerbescheid im kasten, auch gut. ich meine, wirklich gut. zwar habe ich mich bei der anfallenden nachzahlung verschätzt, weil ich nie weiß, wieviel an vorsteuer ich abziehen darf. aber sonst stimmt alles so in etwa. ich komme also klar, kein problem.

auch wenn ich etwas getan habe, was mich einiges an geld kosten wird in den kommenden drei monaten. also, es ist noch nicht ganz durch, aber in der kommenden woche wird es wohl vertragsreif. hoffentlich. mehr sag ich erstmal nicht.

schreibzeit/80

nachtrag wien oder zusammenfassung meiner arbeit dort. tatsächlich war ich ja zum arbeiten da, zum schreiben.

es ist wenig text entstanden, das sagte ich schon. das war auch irgendwie klar, so sehr am anfang. da weiß man nie. was ich tun konnte, und getan habe, war struktur. nicht nur die beschäftigung damit, inzwischen sehe ich, dass ich struktur geschaffen habe. oder anders: nicht geschaffen, aber sie sind entstanden. durch das wegfahren, das laufen in der stadt, die verwirrung und enttäuschung. (von und mit mir.) eine erste art von struktur, sie sind jetzt da. das ist gut.

die kapitel standen ja schon, so in etwa. und den anfang hatte ich schon zu schreiben versucht, vor ungefähr einem jahr. den text habe ich aufgerissen und neu zusammengeschoben, teile gestrichen und eine neue story untergeschoben. damit habe ich schon ja vor wien angefangen.

seltsamerweise hat bei der neuorientierung das ganze gebilde angefangen, von hinten her zu wachsen. vom ende, ausgerechnet das vorletzte und letzte kapitel wollten sich unbedingt ausformulieren. das war nicht gut. diesen fluss musste ich stoppen, so sehr ich das auch bedauerte. auch das war noch vor wien.

das vielleicht wichtigste: ich weiß jetzt, nach wien, dass die ersten fünf kapitel in sich geschlossen sein werden und jeweils nicht nur einen bestimmten inhalt vermitteln, sondern auch eine bestimmte färbung erhalten sollen, eine stimmung. es geht um offenheit und gefangenschaft, um weite und verzweiflung, um zuversicht nicht zuletzt. hoffnung. ich weiß nicht, ob mir das gefällt. aber es scheint gut zu sein. das letzte kapitel dann wird ganz anders, aber dazu will ich noch nichts sagen.

insbesondere die angestrebte geschlossenheit der kapitel kitzelt mich, sehr, das könnte gut werden. das könnte richtig sein, in der schwere der story ein gewinn.

ich bin gespannt.

ich hoffe, das ich das in meinem alltag unterbringen kann. jetzt, wo die arbeit, all die brotjobs wieder bei mir, in mir einziehen.

knapp erwischt

sonntag mit sonne. ich erledige das zeug, das zu erledigen ist. ich mache die wäsche, räume koffer und taschen weg, schaue in den text. da ist alles gut, finde ich. auch die anstehenden übersetzungen laufen locker.

das alles ist nebenbei.

für heute hatte ich wahlen als event auf dem schirm, viel mehr nicht. nicht besonders spannend, aber eben wichtig. zu wissen, auch das. stattdessen brennt es nun in anderen teilen der welt. da, wo es immer schon kurz davor ist. so lange, dass es kaum noch relevant schien. plötzlich, so heißt dann das, was lange vorbereitet sein muss. feuer, krieg und terror. und ein paar hundert meter weiter, auf der sonnenalle, wird eben das gefeiert.

das ist widerlich, ich will hier nicht sein.

ich weiß kaum, wo noch hinsehen, um ruhe zu finden. früher gab es in solchen momenten einigermaßen verlässliche informationen auf bbc, parallel dazu twitter. früher eine solide kombi, so war dann auch ich in der lage, mich zu orientieren. aber twitter ist kaputt, taugt für im grunde gar nichts mehr. am wenigsten jedoch für informationen.

was mache ich nun, mit meinem text noch kaum begonnenen auch, der ebenfalls auf kriegsgeschehen basiert. ein alter krieg, schon eine weile her. knapp verpasst und doch erwischt. denn kriege leben ewig weiter, sickern in ihre menschen wie beton.

herbstzeitreisende

die rückfahrt, gestern, den ganzen tag im grunde. elf stunden im zug. oder in verzug, denn geplant waren etwas über sieben, das hatte ich ursprünglich einmal gebucht. meine freude darüber ist minimal, eigentlich gar nicht vorhanden. das wäre fast die überlegung wert, im zweifel doch auf flugmeilen umzusteigen. wenn die unbequemlichkeit schon dieselbe ist, dann macht es vielleicht der zeitgewinn wett.

nein, natürlich nicht. jedenfalls nicht innherhalb von deutschland odererreichbaren anrainern.

das problem lag übrigens, und das sollte wohl erwähnt sein, nicht grundlegend bei der deutschen bahn, sondern ausnahmsweise bereits im öbb. der railjet machte einen außerplanmäßigen halt in regensburg, zur grenzkontrolle. zwischen österreich und deutschland. keine ahnung, worum es ging, bis zu mir ist die kontrolle nicht gekommen. kurz zuvor hatte im standard gelesen, dass österreich gerade gestern wieder grenzkontrollen eingeführt hat. allerdings an der grenze zur slowakei, und es wohl klar mit welcher intention. dennoch war ich irritiert.

zwanzig minuten standen wir da, für mich blieben knapp drei minuten umsteigezeit. in der zeit ist es in münchen nicht zu schaffen, von gleis sieben zu gleis zwanzig zu gelangen. so schnell kommt man noch nicht einmal aus einem vollen zug. ich konnte der gerade noch die anzeige sehen, die gleich darauf erlosch. ein zug war da nicht mehr. der musste pünktlich los, wie es sich für die deutsche bahn gehört.

der münchner hauptbahnhof ist ein desaster derzeit. eine einzige baustelle, wie mir scheint, irrsinnig laut, presslufthämmer und so, und natürlich wahnsinnig voll. auch ohne die cosplayer. kurz war ich versucht, mir für die wartezeit einen platz außerhalb zu finden. da ist aber auch alles verbaut, und obwohl mir münchen nicht ganz fremd ist, hätte ich fast nicht wieder hineingefunden, in dieses bahnhofsbaustellenmonster.

bei der ankunft ist es dunkel, am südkreuz funktionieren die rolltreppen zu den oberen gleisen nicht, bei einsteigen in die s-bahn werde ich gleich mal angemeckert. (nicht ganz zu unrecht, aber.) auf den letzten schritten bis zur heimischen haustür setzt leichter regen ein.

in berlin ist es kühl, besonders in der nacht. als wäre ich in eine andere jahreszeit gereist. heute habe ich die heizsaison begonnen, am siebten oktober erst. immerhin. das war, trotz allem, im letzten jahr deutlich früher.

müdes grün

ich bin müde, das muss ich sagen. reisemüde, obwohl die reise noch nicht zuende ist. im gegenteil, morgen ist wieder der tag des unterwegsseins. nicht mein liebster zustand, soviel steht fest. vor allem der gedanke an die üble anreise macht mich gleich wieder kirre.

so, oder so ähnlich, war dann auch der tag. kein ziel mehr, kein plan. warten auf das verpacken meiner paar dinge. warten auf das losmüssen, rechtzeitig, der wecker und die eile. das suchen und das schleppen. die angst, mich zu verlieren.

wieder müssen, müssen, müssen.

dennoch habe ich mir schnell noch ein paar neue wiengegenden ein ganz kleines bisschen erschlossen. vielleicht. egal, wo das war, ich will nicht weiter langweilen. aber es gibt recht plötzlich sehr ruhige, beinah stille straßen mitten in der stadt. darauf stoße ich immer wieder mal, das ist zufall. das ist schön. und manchmal kommt es vor, da sieht man, von einer straßenbahnhaltestelle oder so, beim warten auf grün an einer fußgängerampel, die waldigen hügel außerhalb. dunkles grün.

es wird schon gehen, denke ich. morgen ist eben stress, das gehört dazu. aber ich denke auch, dass es jetzt erstmal reicht. in diesem jahr war ich für meine verhältnisse wirklich verdammt viel unterwegs. vielleicht zu viel.

eigentlich hatte ich schon angefangen, über weihnachten oder neujahr nachzudenken. zeit hätte ich, geld auch und die arbeit, den text. den ganz sicher. überhaupt entfliehe ich ja nur allzu gern der berliner silvesterböllerei, dem allgemeinen geschossnebel in den straßen. aber vielleicht lasse ich das, denke ich gerade. vielleicht bleibe ich in dieser tiefen zeit schlicht und einfach zu hause.

das ist schließlich auch raum. mal sehen, was sich dort ergibt. welche gegenden, welche wälder. wo will ich sein?

in sechs monaten erst komme ich zurück nach wien. wieder in eine ganz andere ecke, darauf freue ich mich schon. sehr.

trotz allem.

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