am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

reiseunterwegs, papierlos

die phase des unterwegsseins, das ist mir ja immer ein jammer. dazu gibt es keinen grund, eigentlich kann ich das gut. äußerlich betrachtet gibt es da nichts zu beanstanden. und natürlich wird es leichter und besser, seit ich nicht mehr die allerbilligsten reiseoptionen nutzen muss und mich, eigentlich, nicht sorgen muss, falls etwas grundfalsch laufen sollte. ich würde ja auch dann nicht mittellos im straßengraben landen.

diesmal also bahn, 1. klasse, weil mir als bahncard-50-kund*in der genau passende zeitraum als bonus zugeworfen wurde. das lehne ich doch nicht ab, und die erfahrung sagt: ist schon schön. es gibt ledersitze, vermute ich, es hat deutlich mehr platz, besonders zur seite, zum nächsten reisenden lebewesen. da halte sogar ich die sieben bis acht stunden aus. locker.

natürlich ginge da noch mehr, etwa mit der bahncard 100, vielleicht sogar noch 1. klasse. da müsste man wohl nicht die nahezu übliche verspätung auf dem zugigen bahnsteig abwarten, sondern säße wahrscheinlich irgendwo in einer lounge, wo es sitzplätze gibt, netzanschluss und eine toilette. unter diesen umständen wäre die bahn nahezu perfekt, möchte ich meinen.

etwas vergisse ich immer, wenn ich verreise. das ist gesetz, und es ist jedesmal eine erleichterung, wenn mir dieses etwas dann unterwegs einfällt. den kaffeebecher, dachte ich, da war ich fast noch in sichtweite meiner berliner wohnung. große erleichterung, weil der nun wirklich weitgehend unnötig ist. es ist immer gut, wenn ich etwas unwichtiges vergesse. oder etwas, das sich problemlos vor ort besorgen lässt.

gestern abend saß ich dann aber am rechner, alles schon sauber arrangiert in der ferienwohnung, der arbeitsplatz fertig verkabelt, da fiel es mir ein. der papierausdruck des vor etwa einem jahr begonnenen neuen romans, so etwa dreißig seiten, die liegen zu hause in der ablage unter dem schreibtisch. wo sie auch hingehören, nur eben nicht jetzt. in leipzig hatte ich den kleinen packen noch mit, da lag er auf dem tisch, ungenutzt. und jetzt?!

natürlich habe ich die digitale version hier, alles gut. könnte man meinen. aber es ist jetzt eben zeit für papier. in diesem text muss ich alles überdenken, vermutlich großzügig streichen. ach was, alles zerfetzen muss ich, es zerreißen. sodass am ende nicht viel bleiben wird.

wie soll das gehen, ohne papier?

rennstrecke

das wünsche ich mir nicht, solche taktfolge von dingen, die zu erledigen sind. so, wie sich das in den letzten zehn tagen gestaltet hat. bitte nicht. zwischen arbeit und arbeit, immer hin und her, dass ich am ende nicht mehr weiß, wie ich den kopf halten soll, die augen, um den bildschirm zu erkennen. das muss ich nicht, nur das vergesse ich zu leicht.

dazwischen beim ausräumen eines kellers helfen, fremde umzugskisten packen und die heimischen bauarbeiten vorantreiben. tango tanzen nicht zuletzt und diesen film anschauen. das auch noch, mich völlig überwältigen lassen. es scheint ein jahr der filme zu werden, kinofilme. wie lange ist es her, dass ich dafür in die kimos gelaufen bin. um mitgerissen zu werden, weggerissen, überwältigt eben.

jetzt ist schluss damit, das ziel ist erreicht. den rest des monats, bis in den nächsten hinein, habe ich urlaub. endlich. gepackt habe ich irgendwie ganz nebenbei, und bezweifle das. der koffer ist wenig mehr als halb voll, das kann nicht stimmen. für die paar tage leipzig hatte ich mehr stopfen müssen. aber das war auch der kleine koffer, sage ich mir. und es macht ja auch nichts, wenn ich etwas vergesse. irgendetwas vergisst man schließlich immer, sonst ist es kein urlaub. wenn es etwas wichtiges ist, dann kann ich es kaufen, ich reise ja nicht zum mond.

das allerdings ist immer noch so ein ding. so denken zu können, dass ich einfach etwa kaufen kann, wenn es fehlt. aber das nur am rande, ich kann das nicht vergessen.

nur noch zum zug rennen muss ich morgen. rechtzeitig, obwohl man bei der bahn ja nie weiß. ab da werde ich gefahren, hoffentlich. und natürlich wird es nicht so wirklich ein urlaub. eher eine schreibdenkzeit mit angeschlossenen blogbauarbeiten. wie immer will ich nicht reisen, aber wenn ich da bin, werde ich es lieben. es gibt nichts, was wichtiger wäre, gerade jetzt.

raus aus allem!

mein linkes ohr

ganz leise und überaus vorsichtig möchte ich dennoch gerne etwas sagen. am freitag, auf der behandlungsliege meiner osteopathin, da merke ich auf einmal, dass es weg ist. das pulspochen in meinem linken ohr, das mich seit acht oder neun monaten ständig begleitet hat. seit covid, im letzten sommer.

mein covid damals hat mich einen monat kraft gekostet, den geruchsinn erst gekillt, dann verdreht, bis heute mitunter, und beide ohren für eine weile wie versiegelt. nicht einmal mehr luft ging da noch durch, so sehr ich mich auch bemüht habe. und als das wieder ging, war da dieses pulsrauschen links, immerzu. nicht so laut, dass ich es im alltag ständig hätte hören müssen, aber doch jeden morgen, jeden abend, und wenn es mal still wurde zwischendrin. dann wurde es nicht wirklich still. dann war es da, dieses rhythmische schleifen und rauschen, je nachdem. unüberhörbar.

besonders an das einschlafen musste ich mich gewöhnen. es gab nächte, in den das nicht gut ging, manchmal auch gar nicht. das ist wirklich nicht schön.

jetzt ist es weg, seit freitag. also vier tage schon, damit hatte ich nicht mehr gerechnet. und ich sage das hier nur mit großer vorsicht, damit es nicht prompt zurückkommt, zu mir. aber.

ich bin sehr froh.

geblieben ist ein rauschen und manchmal ein helles fiepsen darin, das dann schnell wieder abnimmt. so war es davor auch schon, wenn auch nicht ganz so laut. es ist nicht mein bestes ohr, das muss ich zugeben. ich glaube, es gab da mal einen hörsturz mit anfang zwanzig, den ich nicht habe behandeln lassen. (nicht  fragen, das weiß ich erst heute, wie das geht.)

vielleicht wird das ohr ja wieder, wie es vorher war. mein hilfsohr, als solide unterstützung für das andere, das richtig gut funktioniert. das würde ich sehr begrüßen. aber ich will nicht zuviel verlangen.

einstweilen bin ich beglückt.

maschinen

große, kleine freude an der neuen nähmaschine heute. gekauft hatte ich sie ja schon vor ein paar wochen, wenn nicht monaten. getauscht, gegen die alte aus den siebzigern, die mir zu schwer war und viel zu schwer einzustellen auch.

die neue stand dann hier, und ich wusste nicht so recht. sind ja halbe computer inzwischen, die dinger. aber ich nähe ja nichts komplexes, keine kleidung oder sowas. ich mache nur kissen kleiner oder nähe etwas nach, am besten schön gerade lange nähte. das geht. biel mehr kann ich nicht und will ich auch gar nicht.

mit der alten war selbst das aufwändig, da hab ich so manches einfach mit der hand erledigt. was nicht besonders gut geworden ist, stoffe sind nicht meine stärke. schlimmer noch als streichen und kleben, ich bin und bleibe aus holz. aber können kann ich das schon ein bisschen. und wollen will ich es auch, wenn es mal anfällt.

die neue maschine ist leicht, hat sogar einen griff oben. das ist praktisch. sie ist auch ganz einfach einzustellen und schnurrt nur so vor sich hin. ohne zu rappeln und zu wackeln. perfekt! drei kissen habe ich geschafft und dann schnell noch aus einem der reste einen neuen bezug für das heizkissen gebastelt. der alte war wirklich hässlich, von anfang an. über ein jahr habe ich das ertragen. der neue jetzt ist schreiend orange, das tut gut.

so etwas macht mich zufrieden, derzeit. zutiefst zufrieden.

irre komisch, dass die alte, in letzter zeit nur noch so selten benutze maschine, jahre ist das her, trotz allem bewegungsmuster tief in mich eingegraben hat. handgriffe, die ich automatisch durchzuführen versuche, die dann aber daneben gehen. der schalthebel, um den fuß anzuheben, ist seitlich nicht hinten. ich greife daneben. der schalter für das rückwärtsnähen ist zwar an derselben stelle, aber ich muss nicht draufdrücken, sonder ihn herunterdrücken. also verpasse ich den einsatz. das ist so komisch, so gut.

werkzeuge und kleine maschinen sind mir eine immerwährende freude, ein inbegriff an machbarkeit und macht. zur schönheit natürlich, nur um der schönheit willen. nichts anderes als das.

niemals.

der karl und die krone

gestern war ein guter tag, viel sonne und wind. alles hell. ich habe pflanzen gekauft und den balkon gemacht. eigentlich alle pflanzen begärtnert und gedüngt, auch innen die. dazu war zeit, das war gut, vielleicht wird dann doch endlich mal frühling. vorher ein bisschen physio und andere termine, recht früh am tag. auch gut.

nur der wind, der hat irgendwann überhand genommen. meine alufolievogelscheuche auf dem balkon, um das taubenpärchen vom nisten in einem meiner gut geschützen blumentöpfen abzuhalten, hat gezetert und gewettert. gewettert, noch bevor das wettern angefangen hat. regen, die ganze nacht. ich komme mir langsam vor wie zurück in wuppertal. das macht der klang des wassers, der dauerregen draußen, wenn ich im bette liege. so war das, damals.

heute war es vorbei mit der hoffnung auf frühling. die winterschuhe, die ich gestern in die hinterste ecke verbannt hatte, habe ich gleich wieder vorgeholt. wenigstens das ein paar, zum einkaufen. danach nichs als arbeit, stundenlang. nebenbei wurde ein könig gekrönt. das war bizarr.

dieses britische theater lief so vor sich hin, ich sah kaum zum bildschirm, hörte die musik mehr, als das, was die die kommenator*innen von sich gaben. hingesehen habe ich ausgerechnet, als der karl die krone auf den kopf gekriegt hat.

wie bizarr. dass da ein erwachsener mensch, ein alter mann, im grunde, sitzt und das alles mit sich machen lässt. um ihn herum immer drei bis fünf männer, die ihm zeug umhängen und eben dieses ding auf den kopf setzen. gesalbt wurde hinter verschlossenen türen, ein intimer vorgang vermutlich. wie sex.

irgendwann wurde mir insbesondere das blöde gerede dabei zuviel, und ich habe mich weggeschaltet von dem absurden zeug. mittelalterliches getue, in dem glaube und macht als einheit ausgegeben wird. und alle haben sie komische kleider an und tragen seltsame waffen, nur zur schau.

alles quatsch, heute.

ins abo fallen

da hat die bvg es doch tatsächlich geschafft, mich über den tisch zu ziehen! nach dem ganzen durcheinander von erst 9-euro-ticket, dann drei monate 29-euro-ticket, die schließlich auf sechs oder sieben monate ausgeweitet wurden, das weiß ich grad gar nicht, hab ich doch tatsächlich übersehen, dass die erste kündigung des 29-euro-tickets, also die nach den ursprünglichen drei monaten, in dem moment hinfällig war, als ich zügig und freudig der erweiterung bis ende april zugestimmt habe, das war ja ein tolles ding.

gestern habe ich also meinen plastikfahrausweis entsorgt, um dann heute festzustellen, dass mir am vormittag 48 euro vom konto gebucht wurden. 48! für ein absolutes unsinnsabo, das für mich überhaupt keinen sinn ergibt. (naja, ich hatte es selbst so gewählt, weil man das ja musste. das billigste also, das erst ab zehn uhr gilt. falls ich das mit der abokündigung nicht begreifen würde, so vorausschauend war ich. hahaha! jetzt hab ich den salat.

okay, das ist so, mir doch egal. doofe bvg, was habt ihr von sowas?

aber ich verstehe und muss es noch einmal deutlich sagen, dass arme menschen das nicht tun, so ein abo buchen, ist nun echt kein wunder. so ein monster, bei dem man auf jedes wort achten muss, und am ende doch nicht genau wissen kann, wie das ding nun läuft. zu verdreht das alles, zu versperrt, und schuld sind am ende die nutzer*innen. wer sonst!?

ich stelle mir das vor. nein, ich muss mich nur erinnern. es ist ein schock, wenn auf einmal die hälfte oder ein drittel des monatsbudgets nach abzug der fixkosten verschwunden ist. das muss mal gesagt sein. (das ist der grund, warum ich früher nie etwas habe abbuchen lassen. immer in der hoffnung, solche notfälle noch irgendwie abwenden zu können. ähnlich wie ich auch nie mit karte bezahlt habe, aus angst, mich zu verzocken.)

zusammengefasst: es ist ein elend und ein skandal, wenn 48 euro das halbe oder ein drittel des budgets darstellen.

rein in den mai

in berlin empfängt mich eine ziemlich runtergekühlte wohnung, und das mitten im frühling, anfang mai. das ist seltsam. außerdem empfängt mich polizei, überall. das immerhin ist stimmig, tag der arbeit in berlin.

ich fahre nach hause, setze mich an den schreibtisch und arbeite. nicht schreiben, das nicht. einen der brotberufe greife ich auf und erledige ein bisschen. da hat sich was angesammelt, in nur zwei tagen abwesenheit. vor allem aber schreibe ich die rechnung, eine satte diesmal, yeah!

ich freue mich auf das eigene bett. das sage ich jedesmal, ich weiß. es ist eine wahrheit, die ich immer wieder genieße. zu hause, das ich so etwas habe. ganz für mich. manchmal spüre ich die überraschung also darin. die gewissheit, dass das nichts selbstverständliches ist, nicht für mich.

also, egal wie kalt es gerade noch ist, irgendwann dieser tage steht der balkon auf dem plan. die tomaten machen sich gut, aber alles andere fehlt. peperoni, männertreu und die schwarzäugige vor allem. der lavendel von letzten jahr hat überlebt. sehr gut sogar, auch das ist überraschend. was tut sich da, was lebt.

ich bin gespannt, was passiert. ich lasse es laufen, wie es will. mal sehen, was da noch kommen mag. in diesem jahr wächst schönheit, wie von allein. davon bin ich überzeugt.

anderswo

großartige erschöpfung, wer hätte das gedacht, zur hölle. dafür nicht auf einer veranstaltung gewesen, einer party oder was auch immer. nur ein paar stunden in den messehallen, danach zum essen und reden für ein paar stunden. intensiv.

heute morgen dann statt früh los, raus zu messe, einfach mal im bett geblieben. dann aufgestanden, aber im schlafzeug geblieben. kaffee wollte auch nicht helfen, war aber gut. immerhin. gegen vierzehn uhr geduscht, die gestern gewaschenen klamotten angezogen und derart verknittert schnell noch zum supermarkt. danach ins zentrum von leipzig gefahren und ein wenig herumgelaufen, planlos.

das kenne ich alles noch sehr wenig, hatte aber keine energie, mich ausgerechnet heute besser zu informieren. an einer goethe-figur bin ich vorbeigegangen, das hat mich nicht überrascht. ist ja alles was mit büchern hier derzeit.

ich mag leipzig, für mich hat die stadt eine seltene ruhe. das ist vermutlich individuell zu verstehen, also nur für mich gültig. aber das ist ja genug.

das übrigens ist ungefähr meine art zu reisen. irgendwo sein müssen oder wollen, weil es einen grund gibt. dieser grund muss nicht zwingend etwas mit dem ort zu tun haben, das ist zweitranging. kann aber durchaus auch mal vorkommen, recht bald schon sogar. aber das allein ist es nie.

dann also da sein, irgendwo, und ständig überfordert. erschöpft von der anreise, sowieso. das ist das schlimmste, vielleicht das eigentliche problem. doch ich weiß es nicht genau.

auf der zeit der anwesenheit an diesem anderen ort lastet ein beständiger druck der begrenzheit auf mir. das kann ich nicht ändern. es ist lästig, selbst ich spüre das. dieses gefühl, dass ich nicht da sein darf, wo ich bin. wohin ich mich selbst befördert habe, eigenmächtig.

ich bleibe abwesend, wenn ich anderswo bin. ich verpasse mich selbst an diesen orten, es gibt nur augenblicke, mitunter. momente des staunens, dass ich bin, wo ich bin.

doch anschließend sehne ich mich, fast immer. als wäre ich nie dort gewesen.

verkehren im frühling

frühling in berlin, seit gestern oder vorgestern vielleicht. draußen ist alles voll, auf einmal, mit menschen, mit autos und mit fahrrädern. fahrräder vor allem, das erschreckt mich ja immens. auch, weil es immer mehr werden, und in dieser gruppe kaum noch regeln aufrecht erhalten werden.

ich selbst bin so lala unterwegs. das rad schläft nicht den ganzen winter durch, aber doch schon ein bisschen. und ich denke nach, bevor ich die regeln breche. neulich zum beispiel, als ich hinter einem aktiven blaulicht herfuhr, ein rettungsfahrzeug. als das mitten auf der engen straße stehenblieb, dachte ich, dass es womöglich blöd sein könnte, wenn ich da nun einfach rechts vorbeifahren würde. hab ich aber dann doch getan, ganz vorsichtig und langsam und mit deutlichem abstand zu den türen.

geschenkt, dass mir dann ein flotter rader entgegenkam, auf meiner rechten seite, wo es vielleicht zwei meter platz gab. geschenkt auch, dass mit der radler hinter mir dann reingefahren ist, als ich scharf bremsen musste, weil vor dem blaulichtwagen eine fußgängerin die straße kreuzte, ihr nach ein kind auf einem kleinen fahrrad. wozu hab ich ein plastikschutzblech. immer hin hab ich noch ein zaghaftes „sorry“ gehört, von hinter mir.

ich bin schnell mit dem e-bike, wenn ich das will. aber ich verzichte darauf, wenn an wochenenden all die schwervermittelbaren unterwegs sind. die fahren, wohin sie wollen, ohne auch nur einen gedanken daran zu verschwenden, den mitmenschen vorab einen kleinen hinweis zu geben.

der hammer aber sind dann doch autos, bzw. deren lenker (absichtlich nicht gegendert). besonders die, die auf der kleinsten strecke von vielleicht fünfzehn bis zwanzig meter versuchen, von null auf hundert zu beschleunigen. ohne rücksicht auf verluste, dafür sind so autos ja wohl auch da, oder!?

den vogel abgeschossen hat jener kleinwagen, der sich in eben jener fahrtechnik präsentierte, schon als er sich neben mir vor der roten ampel stand, war das erkenntlich. vor einem demoende standen wir, das auch noch. pech, dass der wagen nicht sofort durchkam, wo ich auf dem rad mich bereits vorsichtig durchschlängeln konnte. und gar nicht schlimm, weil er mich, von null auf hundert, ohnehin gleich sofort wieder hinter sich bringen konnte. blöd allerdings, dass er dann durch die kleine straße, in die wir beide einbiegen wollten, einfach nicht durchpasste. da stand so ein scheiß-dhl-fahrzeug im weg. (so die stimmung im kleinwageninneren, die sich bis zu mir übertrug.) kann man ja mal übersehen, so ein großgelbes dings.

der spaß hörte auf, als der wagen, in eben dieser stimmung, den rückwärtsgang eingelegt bekam, und der fahrer einen null-auf-hundert-sprint rückwärtssprint hinzulegen gedachte. wo nun aber leider ich mich befand, mittig, auf meinem kleinen, aber flotten e-bike.

da musste ich mal kurz losbrüllen, so zurückhaltend ich normalerweise auch bin. sehr laut und sehr kräftig, statt klingel, die ich so schnell gar nicht gefunden hätte. ja, das kann ich, kräftig und laut, man glaubt es nicht. der wagen stoppte dann auch, so krachig, dass er wackelte. keine ahnung, ob das mein brüllen bewirkt hat, aber gut. kein unfall zu meinen ungunsten, immerhin.

anschließend wurde es absurd, dabei ist es doch noch gar nicht so richtig heiß. ein fußgänger fing auch an zu brüllen, und zwar den fahrer anzubrüllen. er war also auf meiner seite. daraufhinstieg der kleinwagenfahrer aus, um kundzutun, dass er eine mutter zu ficken gedachte. nicht meine, soviel war klar. das ganze passierte über meinen kopf hinweg, und ich bekam zunehmend ein klein wenig angst vor körperlicher gewalt. die vermutlich nicht mich getroffen hätte, aber da ich mich exakt in der mitte befand. man weiß ja nie. das mit den kollateralschäden, you know?!

dann plötzlich wurde ich wütend. weil mir auf einmal klar war, dass ich benutzt und missbraucht wurde, für einen fetten männerstreit, ein dekoratives hin- und hergeprotze, ohne schwanz. und ich saß da fest, kam weder vor noch zurück. vor mir stand der leere kleinwagen, hinter mir mein protziger retter in der not. breitbeinig, immer noch brüllend, als könnte ich das nicht selber.

am ende habe ich ihn angebrüllt, zum ausgleich, nicht noch einmal den kleinwagenficker. er solle doch mal aufhören, ich wolle weiterfahren. da wusste er nichts mehr zu sagen und hat sich getrollt.

das war komisch. aber richtig.

und ganz meins, denke ich.

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