am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

kalt

es ist herbst, unverkennbar. mit mir in der schreibwohnung lebt eine heimliche, heimtückische mücke, die mir nachts in die stirn, die schläfen oder die unterarme sticht. jede nacht ein bisschen mehr, es scheint eine gierige mücke zu sein. oder eine ganze familie vielleicht, eine blutsaugersippe. außerdem wird es inzwischen früh dunkel, viel zu früh, finde ich. so warm es also tagsüber in der sonne auch  sein mag, wenn die nacht und sie kommt früh, dann wird es kalt. ich sage es ungern, aber es ist ziemlich schnell dunkel und ziemlich kalt in der nacht.

solange ich noch arbeite und nicht schlafe, drehe ich also die heizung auf. zu hause ist das einfach, da weiß ich, wie sich das verhält. die hiesige hat mich ein wenig erschreckt, indem sie auf stufe zwei bereits so heiß wurde, dass ich den heizkörper nicht mehr gefahrlos berühren konnte. soviel zum thema: die stufen auf den thermostaten bedeuten eine bestimmte temparatur und ermöglichen so eine exakte wärmeregelung. von wegen! überhaupt ist es eher seltsam, dass es in dieser wohnung drei steigleitungsstränge gibt, jeweils einen für küche, bad und raum. mehr räume gibt es nicht, und die anderen beiden benehmen sich nochmal ganz anders. einigermaßen normal, wie mir scheint. aber die nutze ich kaum.

ich bin müde. es ist spät, die arbeit für heute ist beendet. in den nachrichten habe ich schnell noch die täglich neu zu verzeichnenden kriegsverbrechen zur kenntnis genommen. für mehr reicht es heute einfach nicht, keine analysen, keine debatten, keine verbalen kleinkriege im tv. allerdings, immerhin und nicht zum ersten mal, den herzlichen wunsch gen himmel (oder was auch immer) geschickt: möge dem amtierenden, mordbesessenen zaren eine zügige abreise beschert sein. nach den haag, so schnell wie möglich. (oder sonstwo hin.)

viel mehr als das vermag ich heute nicht zu ertragen.

schreibzeit/66

es bleibt angenehm und irgendwie einfach, wieder einmal hier in der kleinen stadt zu sein. über ein jahr ist es her, und ich habe nicht wirklich gearbeitet, damals. ich dachte, es sei vorüber. dieser ort hätte mich verlassen, sodass auch ich ihn verlassen müsste. innerlich vor allem, vielleicht längst schon verlassen hatte. die entscheidung, mich doch noch einmal hier einzumieten, war eine mischung aus zufall und versehen. oder einfach nur ein schnellschuss, so gut wie unüberlegt. eine entscheidung, um mir ausreichend zeit zu schaffen, doch wieder richtig in den text zu gehen. kontinuierlich vor allem. ihn also endlich abzuschließen, fertig zu machen, soweit ich nur kann.

danach soll mir alles egal sein, wirklich alles.

also, es läuft gut. aber ich muss zugeben, dass nichts in mir brennt oder auch nur ansatzweise begeistert ist. wie es einmal war, vor fünf oder sechs jahren. ich weiß es nicht einmal genau. und ich mag es nicht nachsehen, hier im blog, wo ich es sicher finden würde. das ist nicht wichtig. es ist anders, heute, es gibt keine zuversicht.

nicht mehr. alles ist anders, damit muss nicht nur ich leben. und schreiben. was einerseits eine herausforderung ist, andererseits ist es traurig.

entsetzlich traurig. dieses schreiben, jetzt.

schreibzeit/65

ein tag, ein sonntag sogar, beginnt nicht ganz so gelungen, wenn ich fast eine stunde brauche, um herauszufinden, dass der hier vorhandene herd über ein induktionsfeld verfügt, und deshalb mein mitgebrachter, kleiner reiseespressokocher nicht funktionieren kann, weil er nämlich aus alu ist. kein kaffee also, aber sonst ist alles gut.

gekränkt bin ich dennoch und drücke mich darum, mich ins schreiben zu stürzen, weil das wetter so umwerfend gut ist. rasant strahlender sonnenschein, wofür ich hier die absolut beste wohnung erwischt habe. am morgen nur hell, noch nicht direkt beschienen, dafür am nachmittag und abend allerbeste sonnnenklarheit sowie untergangsstimmung aus allen fenstern.

ich fahre also ein bisschen durch den park, mit meinem e-bike, aber ohne e-zuschaltung. die braucht es hier nicht, nicht an einem sonntag im park. danach geht es ins café, nicht nur wegen des fehlenden kaffees, sondern für ein frühstücksbrot, wie ich es mir gestern versprochen hatte. also immer noch kein schreiben in sicht, aber den kapitelausdruck hatte ich natürlich dabei. immerhin.

es fällt auch mir mitunter schwer, das durchlesen und durchgehen als schreibarbeit zu begreifen. (von radfahren im park oder durch die stadt schlendern, was ich sicherlich morgen machen werden, wenn das wetter noch ein bisschen besser sein soll, ganz zu schweigen. oder musik hören gar, obwohl gerade das so ist.) während ich also da sitze, lese und mich unzulänglich fühle, versuche ich mir einzureden, dass es so vielleicht sogar besser sein könnte. alles gründlich durchgehen und dann erst in den text, dafür habe ich im alltagsdurcheinander oft nicht die zeit.

dass ich zwischendrin auch noch ins bett falle, einfach weil ich es kann und es sich hier gleich neben meinem schreibplatz befindet, spricht wohl für die tiefe meiner erschöpfung. oder für den früh fehlenden kaffee.

wozu

angekommen! ich glaube es ja manchmal nicht, vorab, wenn es auf reisen geht. dass es irgendwie sinnvoll sein könnte, das reisen. dein das kann doch nicht, all dieser stress. wozu?

vielleicht ja, um an einem absolut perfekten ort anzukommen, eine wohnung mit dem perfekten schreibtisch für mich. perfekte größe, perfekte laptop-höhe und einen stuhl, nun ja, der ein winzig kleines bisschen zu hoch ist. aber das sind sie alle für mich, die stühle, genau das. es ist also verzeihlich. der vermieter, der gerade heute morgen aus einem afrikanischen land zurückgekommen ist, dreht mir als erstes die heizung auf. er ist wohl noch nicht ganz wieder zurück, aber mich erleichtert das dann doch. dass die heizpolitik nicht lautet: morgens von sechs bis acht und dann erst wieder am abend. ich muss schließlich hier sitzen und arbeiten, stundenlang.

und natürlich schließe ich die beiden schweren glastüren zur küche, die oben auf rollen sitzen, klassische scheunentormechanik. der rest der wohnung heizt erstmal nicht, auch nicht am abend. wozu?

im sonnenlicht abgekommen, minuten nur, bevor der platzregen einsetzte. ein paar stunden gewartet, derweil die sachen ausgepackt und den schreibtisch eingerichtet. dann in ein regenloch hinein zum einkaufen gefahren, immerhin ist morgen sonntag. ist morgen sonntag? jetzt gibt es seltsames brot, fassbutter, besten ziegenkäse und kaffee für den morgen. dazu milch natürlich und salat für alle fälle. mehr muss nicht.

morgen mittag geht es zum frühstück ins café. das café in dem ich vor jahren saß und beschloss, es doch noch mal mit einem roman zu versuchen. ein seltsames café, nicht sehr einladend. aber das sonntagsfrühstück lohnt sich, ich erinnere mich. (vor corona.) ich hoffe, das stimmt so noch.

und der roman, der ist inzwischen ja eigentlich so gut wie fertig. aber eben doch noch nicht so richtig. morgen geht also es weiter, im text.

und ich frage nicht, wozu.

sein

immer weniger gut bin ich im schachteln der vielen dinge, der vorhaben und erledigungen, die anstehen. ich weiß, dass es zuviel ist, doch es  muss ja. weiter, solange zumindest, bis es mir wieder gelungen ist, auch das schreiben solide in das geschehen einzufädeln. dann, ja dann.

bislang geschieht das schreiben nur fragmentarisch. ich verliere es nicht, bleibe aber auch nicht wirklich dran. das ist unbefriedigend.

dann fehlen nur noch die pausen, die weite und leere. mein körper sehnt sich danach, mehr denn je. doch ich finde dafür keinen platz. die steuern zum beispiel, damit habe ich mich montag nacht noch spontan beschäftigt. zwei oder drei stunden, und das war gut, das war wichtig. das musste endlich auch mal.

ab donnerstag habe ich urlaub, dann werde ich schlafen. so viel wie nie, am liebsten für immer. nicht mehr schreiben, sonst werde ich noch verrückt. noch verrückter?

räumen

manchmal nachts, wenn ich zu lange wach bin, dann knallt irgendetwas in mir durch. dann muss ich anfangen, ordnung zu schaffen, am besten etwas auf- oder umzuräumen. das ist am einfachsten, um mich zu beruhigen. manchmal aber gerät dann alles nur noch mehr in aufruhr.

so habe ich eben, von einer halben stunde vielleicht, beschlossen, dass ich kein fahrrad mehr im schlafzimmer haben will. also habe gleich das neue zweitrad, eines zum klappen, abgehängt und in die küche gebracht. zu seiner großen schwester mit dem motor. ganz leise natürlich, damit ich niemanden im haus störe.

und jetzt muss ich mich zusamenreißen, dass ich nicht alle die folgeveränderungen, die mir auf einmal möglich scheinen, auch gleich umsetzen will. die fahrradhalterung abschrauben, einer der beiden kisten von der wand anhängen und als tisch umbauen. vielleicht streichen, zumindest die füße. das bild abhängen und die andere kiste umhängen. ich weiß nicht, das muss ich sehen.

vor allem aber: zeug aus den schubladen in den schrank räumen, zeug aus den kisten in die schubladen, platz schaffen, raum. zeug wegwerfen.

das alles geht natürlich nicht, es ist nacht. ich bin wach und kann nicht schlafen. ich will bauen, ich will räumen. ich will die möglichkeiten finden, die veränderungen. jetzt.

wie soll man da schlafen?

am boden

den ganzen tag am boden, am badboden, und ein brett nach dem anderen gemessen, geschnitten und eingefügt. (naja, brett. eigentlich besteht so ein click-vinyl aus plastikbeschichteten plastikstücken.) am ende, nach stunden, dann am fenster angekommen, fertig.

das bad ist klein und eng. ich habe nicht mitgezählt, wie oft ich beim aufstehen vor den heizungtermostat gesemmelt bin oder ans waschbecken. auch die erkenntnis, dass es klug gewesen wäre, das klo vor der bodenverlegung zu putzen, nur am rande. da irgendwer vor jahrzehnten der meinung war, die schüssel mit silikon an den boden zu kleben, hatte ich das ding stundenlang in den armen, um meine nichtbrettchen drumherum zurechtzuschnitzen. das war gelegentlich recht unangenehm.

der boden liegt also. hier und da bin ich unzufrieden. es ist schwer, ein muster in einem so schmalen raum zu legen. das ist nicht wirklich gelungen, aber egal. wichtiger war, mit dem material zu sparen, weil ich noch die kleine kammer damit auslegen will. und immerhin waren drei von den plastikbrettchen verbraucht, bis ich verstanden hatte, wie man das zeug mit der stichsäge bearbeiten kann. an einer stelle hab ich auch die dichtigkeit nicht so gut hingekriegt. da muss ich vielleicht nochmal ran, bevor ich die kanten mit acryl verklebe und dann streiche. (eine saubklöde, bröckelnde mörtelkante übrigens, noch dazu abgerundet. wer macht sowas? und warum?) aber sonst, alles gut.

körperlich bin ich fertig, da hilft nix. kaum dass ich aktuell noch von einem stuhl aufstehen könnte, soviel katern alle muskeln. bodenarbeit, noch dazu in beengten räumen, war noch nie so meins. schon in der lehre nicht. warum nochmal bin ich schaufensterdekorateurin geworden? wo alles in enge passiert, viel auch auf dem boden und in der hitze von scheinwerfern.

morgen geht es in den baumarkt, das nötige zeug für die kanten besorgen. und noch anderes, für die ersten drei regale im wohnbüro. demnächst dann. aber auf den boden kriegt mich so bald erstmal nichts mehr. morgen sitze ich erstmal wieder ordnungsgemäß am schreibtisch.

luft

um endlich den neuen vinylboden im bad zu verlegen, hab ich mir heute einen urlaubstag genommen. solche arbeiten können dauern, da hab ich lieber ein bisschen luft nach hinten. ich kann und will auch nicht mehr acht bis zehn stunden täglich kloppen. mit dem feiertag am montag kommt auf jeden fall genug strecke zusammen, dachte ich.

dann hab ich heute vormittag den alten boden in knapp einer stunde rausgerissen und entsorgt. am nachmittag schnell die klebespuren beseitigt, die trittschallfolie gesäubert und besser befestigt. und anschließen nicht nur eine vinylreihe gelegt, so zum anschauen, sondern gleich mehr als ein drittel. dabei ausreichend erkennentnisse gewonnen, um zu wissen, wie ich die übergänge bewältigen kann. die türschwelle und die wandkanten. das ist alles mehr als unschön, aber so ist das eben hier. und die lösung ist einfach zu bewältigen und durchaus schön genug in einem auf retroschrott gemotzten bad. gut, dass ich nicht heute schon im baumarkt war, da hätte ich am freitag gleich wieder hingemusst.

überhaupt freitag. weil ich heute frei hatte, um eben all das zu tun, denke ich nun schon seit stunden, morgen sei samstag. (also eigentlich heute, sehe ich gerade.) mein zeitgefühl macht wirklich absurde sachen mit mir.

arbeitsleben

das mit den plänen ist so eine sache, das ist bekannt. man macht sie nicht, um sie zu befolgen oder gar reibungslos umzusetzen. erfolg, erfolg, erfolg! nein, alle pläne sind dem scheitern gewidmet, bevor sie noch geschmiedet sind.

das streichen einer decke ist nicht einfach so, schnell mal eben umgesetzt. zuerst muss die kante abgeklebt, dann alles ein bisschen oder auch etwas mehr abgedeckt werden. nein, es ist kein spaß, eine decke, die dunkler ist als die wand, neu zu machen, während der raum im grunde fertig und längst wieder in gebrauch ist. wirklich nicht! und wie immer habe ich das abschließende kratzen, saugen und putzen vergessen mit einzuplanen. auch das kostet schließlich nicht nur zeit, sondern auch kraft. ich hasse putzen, auch wenn das ergebnis mich meist mit zufriedenheit segnet.

zufrieden bin ich auch mit der decke, endlich. weil alles immer auch etwas gutes haben muss, ist sie nun ein klein wenig heller als zuvor. beim ersten mal ist mir das schwarz leicht entglitten und der ton zu dunkel geraten. (das ist bekannt, dass man so viel weiß gar nicht in den farbeimer kriegt, um auch nur eine winzige nuance aufhellung hinzubekommen, ja?) das endresultat war gar nicht schlecht, auch nicht schlimm, kein bisschen. ich musste mich nicht einmal abfinden. aber jetzt erst passt es wirklich. das freut mich bei jedem blick.

untergegangen ist bei all dem das schreiben und auch der vorsichtige planungsansatz, mit der steuererklärung voranzukommen. irgendwie zwischen die küche geklemmt hat nur das übersetzen noch irgendwie geklappt. muss ja, das ist arbeit. und arbeit ist das leben, richtig?

ganz zuletzt habe ich noch, tatsächlich wie geplant, den fenstersims mit elefantenhaus versiegelt. an der stelle wird es immer so schnell schmutzig, und man kann wandfarbe so schlecht putzen. aber der neuköllner dreck will rein, kommt rein zu mir, wenn das fenster offen steht. da kann man nichts machen.

damit sollte die küche nun also fertig sein, denke ich. der boden ist an einigen stellen ziemlich durch, vor allem da, wo sich mehrfach das wasser von oben gesammelt hat.  außerdem laufe ich offensichtlich nirgends so viel auf der stelle wievor der arbeitsfläche. dabei halte ich mich eigentlich gar nicht so viel in der küche auf, denke ich, doch die spuren sagen etwas anderes. zum küchenboden fällt mir aber gerade nichts ein. ganz neu machen will ich den bestimmt nicht, ob man einzelne bereiche auffrischen kann? keine ahnung.

fertig ist man ja nie.

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