sach ma wo hier party ist! das schreit gerade draußen eine stimme, die klingt als gehöre sie einem 12jährigen.
alle tage
loser
ich erkläre den herbst für eröffnet, meinen herbst. es ist nicht, weil es kälter geworden ist. es ist noch nicht kalt, das weiß ich auch. obwohl ich schon ein bißchen mit der heizung übe. scheint, als wäre auch die immer noch unvertraute größe der wohnung irgendwie zu bewältigen. vielleicht sogar besser als die dachwohnung in wtal, unisoliert, ein bißchen pappe, stroh und dann schon der dachstuhl. jetzt sitze ich mittig zwischen je zwei anderen beheizten wohnungen. das also ist es nicht.
es ist all die zeit, die anstregung der umstellung, das schleppen und bauen, das kein ende nimmt. daß immer etwas nachkommt, hier ein stück, da ein stück. und alles ist schmutzig, staubig, nicht frisch und neu, wie ich es gern hätte. immer noch habe ich die anlage nicht zusammengebaut, keine musik, seit wochen nicht. warum?
oder es ist die jobsuche. fünf euro zehn die stunde – oder so ähnlich – wurden mir heute geboten, das ist grotesk. das ist berlin, halbierter lebensstandart. und dann haben sie mich doch nicht genommen. das letzte sonnenwochenende habe ich auf einem seminar verplempert, in dem mir eingehämmert werden sollte, daß es 95% loser und 5% erfolgsmenschen gibt. für einen anderen job, den ich – wenn ich ehrlich bin – sowieso nicht gewollt hätte. stunden um stunden (und das mit migräne) simpelste firmenphilosophie in beständiger wiederholung. fragwürdig, aber ‚diskutier nicht, mädel.‘ geplapper von veränderung und offenheit. aber ‚wenn du nicht willst, dann willst du eben nicht.‘ und ‚kein geld zu haben ist unsozial, weil man dann das geld anderer nehmen muß, die das sicher besser gebrauchen könnten.‘ immerhin, sie haben bis in den zweiten tag gebraucht, um mich auszumustern.
den job in wtal, den hätte ich gern mitgenommen. so was in der art zumindest. aber das hilft jetzt auch nichts. und noch ist das konto ja nicht völlig leergeschrubbt.
es ist herbst.
beats
inwendig übt sich der sprachfluß im alltäglichen, sinnlos vielleicht, noch ist kein rhythmus gefunden, keine struktur, immer noch kartons, immer noch sind regale zu bauen, fußleisten zu streichen, überhaupt, die dinge und sachen wollen verstaut sein. rhythmus ist auch ordnung, irgendwie, mathematik. außerdem brauche ich einen job, ein neuer auftrag täte es auch, fürs erste.
der rhythmus eben, zwischen innen und außen, den es zum arbeiten braucht, zum schreiben. ich zumindest. oder? alles offen.
geWOHNheit
während ich irgendwie rastlos bin und bleibe, schläft das lisatier heute mal im bücherregal. das könnte mir auch gefallen.
die kartonflut hat sich zwar mächtig reduziert, ich bin aber beim durchzählen – solle man auch nicht machen, ich weiß – darauf gekommen, daß es immer noch über fast ein drittel, also sprich 28 kisten sind. ich fasse es nicht.
dafür sind die pflanzen erst einmal versorgt, um nicht zu sagen gerettet. die sind ja einiges gewohnt von mir, aber über zwei wochen ohne wasser in wäschekörben? dann hab ich eine glühlampe zerschmissen und natürlich die ersatzbirnen nicht finden können. aber das radio ist endlich aufgetaucht. wenn ich schon die anlage noch nicht aufbauen kann, weil … ja, warum eigentlich? was soll – da war dann auf einmal musik. country, aber macht ja nix, nach fast drei wochen. sinnvolleres fällt mir zu sagen nicht ein.
und während ich laufe und renne und eines nach dem anderen abarbeite, denkt es, immerhin, wie von allein. wie ein lied, das man vor sich hin summt, ohne es zunächst zu bemerken.’leben ist körper und gewohnheit‘ zum beispiel, als ich nach dem küchenhandtuch rechts neben der spüle greifen, weil es doch immer da ist. war., 17 jahre lang. nur jetzt eben nicht mehr.
deko
ich bin es leid. ich schleppe, bohre und schraube, den ganzen tag, und lebe immer noch aus kisten und kartons. kaum freu ich mich, bin beinahe stolz, daß beinah alle regale inzwischen stehen und hängen, wo sie hinsollen – da fällt mir auf, daß im bad immer noch kein licht, in der küche auch nicht und eben die über 70 kartons… ich mag nicht mehr. der rechte daumen mag auch nicht mehr, greifen, zupacken, jeden abend ist das deutlich zu spüren. gibt es soetwas wie eine sehnenscheidenentzündung im daumen?
eines zumindest verstehe ich jetzt. warum die kolleginnen mich mit 17, mitten in der lehre zur dekorateurin, mehr oder weniger ausgelacht haben, wenn ich behauptet habe, immer in diesem beruf bleiben zu wollen. mit 40 noch im fenster? die schlepperei, der dreck, immerzu mit werkzeug, farbe und kraft? das war die standardantwort.
natürlich mache ich inzwischen längst etwas ganz anderes, in vielerlei hinsicht, bin allerhöchstens noch profiheimwerkerin. (all das werkzeug, das zu schleppen war beim umzug. zwingen z. b., du liebe zeit. aber sowas braucht man eben.) nur für das arbeitsamt bin ich vermutlich eine 41jährige dekorateurin ohne berufserfahrung.
küchenzeug
nicht nur das lisatier, auch ich reduziere mich offensichtlich. zumindest hab ich gerade die waage gefunden – nochmals fast drei kilo, behauptet sie. ich glaube ihr nicht so recht, doch wer weiß? da die küche noch nicht funktioniert, esse ich wenig, aber lauter zeug, das mir sonst kaum ins haus kommt. kein gemüse, kein brot, keine heißgeliebten salate, tagtäglich. nur viel süßkram zwischendrin, für die nerven. also wer weiß?
die spüle ist aber heute schon erfolgreich aktiviert, morgen such ich mir ne waschmaschine, dann ist die küche sicher bald fertig. dann geht es wieder aufwärts.
immer noch ist kein karton ausgepackt. schränke und regale aufbauen wär auch mal nicht schlecht. ich freu mich schon auf die ganzen überraschungsfunde.
und ich will endlich wieder musik!!! (hab ich auch heute festgestellt.)
zwischen den städten
die vorerst letzte pendelaktion zwischen wtal und bigB ist beendet, die alte wohnung endgültig aufgelöst und der letzte tag im büro verbracht. seltsam, wie man an den dingen hängt, an den strukturen, beinah mehr als an den menschen. oder bin ich das nur? sehe ich allein hin, wie an meinem büroplatz eine andere sitzt, wie sich die dinge bereits verschoben haben: der bildschirmschoner, der papierkorb, die stuhlhöhe. die menschen bleiben, man kann mit ihnen reden, telefonieren, emails schreiben. alles andere verliert sich schneller, leichter. nichts bleibt, und man sieht es verschwinden.
ein reißen und krachen, inwendig. das alles sind dinge, die sicherheit implizieren. vermeintliche sicherheit. dieselben wege, dieselben dinge, dasselbe programm, immer und immer wieder. hätte ich nicht gedacht, von mir. aber so ist es wohl. leichte spießertendenz. ;-)
es war also zeit, höchste zeit. auch wenn ich jetzt hier allein sitze, das lisatier immer noch kränkelt, wenn auch deutlich neugieriger umhertapst inzwischen. (es gibt katzenschonkost: 1 teil gekochten reis, 1 teil hüttenkäse und 1 teil lieblingsfleisch. reis ist gut gegen den durchfall, hüttenkäse wegen der proteine und den fleischanteil, damit das biest es auch frißt. wobei sie sich bemüht, den reis umständlich auszusortieren, was ihr aber nur mäßig gelingt.) fast alles ist noch in kisten verpackt, kein regal, kein schrank steht bislang an seinem platz. kein wasser in der küche, kein licht im bad. und ich bin ziemlich groggy von der arbeit in der alten wohnung. so gönne ich mir und dem tier eine pause. morgen ist auch noch ein tag.