ich war dann doch da, am sonntag nachmittag, ein ganz kleines bißchen jedenfalls. so ungefähr 4 stunden.
berlin
grün
es ist schon okay, in einer ziemlich grünen stadt zu leben.
berliner bürgeramtsbesuch
heute das bürgeramtsüberlaufungsdilemma auf ganz eigene art gelöst. zur öffnungszeit eine nummer gezogen, dann eine halbe stunde einkaufen gewesen, kurz zurückgekommen und die anzeigetafel gecheckt. anschließend hochgerechnet. 30 bediente kunden in 30 minuten machen zirka 60 in der stunde, also knapp zwei stunden zeit. zu hause ein paar mails erledigt, die wäsche abgenommen und ein brötchen gegessen. exakt 15 nummern vor meiner wieder in dem etablissement aufgeschlagen, nur 7 minuten gewartet und schon rein in die gute stube. zwei passbilder für perso und das neue (rosa?) europafläppchen auf den tisch gelegt, zur hauseigenen kasse rübergelatscht und tatsächlich exakt in dem moment wieder zurück und mit allem durch gewesen, als der gesamtberliner verwaltungcomputer abgestützt ist. zu allerletzt noch ein fröhliches: tschüssi! was will man mehr?
1. mai 2009, abends
der helikopter, der am kottbusser tor in der luft steht, ist bis hierher zu hören, aber sonst ist alles still in neukölln. die autonomen-demo ist auch gar nicht bis hier gekommen. sie ist einmal durch mayfest durch und war dann am lausitzer platz schon derart zersplittert, daß beschlossen wurde, gleich zurück auf anfang zu gehen. zum kottbusser tor. irgendwie war ich schon skeptisch, als ich die route gedruckt gesehen habe. mitten durchs fest? war das in den letzten jahren auch so? blöd angelegt?
die polizei ist quasi von anfang an in die demo hineingegangen, um sie zu stören. das sagt der mann am mikro im lautsprecherwagen. deshalb wird der weg radikal verkürzt, damit wir nicht zerschlagen werden. haltet zusammen, bildet ketten. sagt auch der mikromann. die polizei sagt, ihr sollt aufhören, euch zu vermummen und straftaten zu begehen.
erfahrungsgemäß stecken hinter solchen aussagen eilige absprachen zwischen demo- und einsatzleitung, um die masse so schnell wie möglich wieder auflösen zu können. viel hilft es nicht. nachdem endlich abgebogen werden kann, geht das steineschmeißen und gasknallen gleich wieder los. ungefähr an der stelle, an der der stöbele kurz zuvor noch mit seinem rad gestanden und telefoniert hat. zuvor ist eine reihe schwarzgekleideter bundespolizisten in reih und glied an mir vorbei. auch die wissen, wie das geht, das kettenbilden. ich sehe ihnen ins gesicht, jedem einzelnen. unter dem panzer haben sie ein gesicht. keiner von ihnen lacht oder lächelt auch nur. sie sind geschickt worden, gerade eben. ein scheißjob. fußvolk zu sein, ein zinnsoldat aus gummi.
menschenmassen bewegen sich wie wasser, das weiß man und nutzt dieses wissen, bei der planung von stadien und bahnhöfen zum beispiel. wenn man mitten in eine demo hineinschießt oder dazu noch vorstößt mit einer gruppe solide ausgebildeten und bewaffneten leuten, dann passiert dasselbe. die masse schwappt zu den rändern und fließt eilig in die seitenstraßen. auch ich sehe mich plötzlich genötig, zwei oder drei, vielleicht auch fünf schritte schneller zu gehen. ohne daß mir irgendetwas hätte passieren können, nur der schwung, ganz am rand, hat mich erfasst. ich bewege mich nach außen, hinter einen blumenbottich. das wasser umfließt solche hinternisse. andere hingegen rennen und kichern dabei. eine hat angst, überrollt zu werden. zwei haben jemanden verloren und stellen fest, daß sie dahin, wo sie ihn zuletzt gesehen haben, nun aber nicht zurückkönnen. zwei typen bleiben nebeneinander stehen, drehen sich um und finden es spannend. das ist das adrenalin vermutlich. oder das bier. ein anderer pißt unbeeindruckt an die nächste hausecke.
ein stück weiter lande ich – versehentlich – mitten im „schwarzen block“. naja, beinah. eigentlich wollte ich rüber zum myfest, von da kommt immer noch musik. ich gehe aber lieber wieder zurück, und kurz darauf fließt die masse wieder erschrocken in die seitenstraßen. am kottbusser tor sammelt sich bereits eine grüne horde in reih und glied, und eine weitere hundertschaft kommt bereits angetrabt. die einsatzwagen sammeln sich in den seitenstraßen, mit laufendem motor und licht. oder sie fahren hübsche schleifen und kreise, um ihre leute in position zu bringen.
mir reichts, ich fahre nach hause. die nacht überlasse ich anderen. denen, die krieg spielen wollen oder müssen. ich lese dann morgen darüber. und glaube etwa die hälfte, vielleicht.
1. mai 2009, nachmittags
gestern wurde auch in neukölln wieder mal ein 1.-mai-ritual performed. die sparkassenfiliale am platz der stadt hof wurde rundum fassadenverschönert. die nacht war eher lau, nur in friedrichshain gab es tatsächlich ein wenig ärger, wie man liest. auch die geliebte berichtete gestern von schlechter stimmung, die sich aber auf den boxhagener platz und ein stück der frankfurter alle beschränkte.
heute ist ein sonniger tag. die vögel flirten oder bauen an ihren nestern, na ja, jedenfalls piepen sie ununterbrochen. die menschen tragen t-shirts und dümpeln durch die straßen, es ist ein gemütlicher feiertag. ein kurzer rundritt in richtung kreuzberg ergibt ebenfalls ein entspanntes bild. die „revolutionäre 1.-mai-demo“ ist winzig, beinah wäre sie gar nicht erst zustande gekommen. das myfest ist voll und laut, es riecht nach verbranntem fett, hier und da. mehr rauch ist nicht. für mich heute nicht besonders einladend, das gedränge. überhaupt ist das myfest nicht so mein ding, auch wenn es sicher viel zur befriedung geleistet hat. so liest man ja zumindest immer.
rund um demos und fest puckern die clubsounds, house und reggae. menschen spielen feder- und fußball, trinken bier aus flaschen. jawohl. daneben hocken grün- oder schwarzgepanzerte polizisten bei oder in ihren säuberlich aufgereihten fahrzeugen. sie warten, mehr oder weniger gelangweilt, vermutlich. immer wieder werden sie fotografiert, die einsatzwagen. oder die beamten? keine ahnung, vorsichtig auf jeden fall, meistens von weitem. mit zoom.
das ist alles.
boxi tanzt in den mai
heute gegen mittag habe ich mich rund um den boxhagener platz bewegt, ausgerechnet. doch es galt eine ganz bestimmte besorgung machen, dazu noch ein paar eher unbestimmte, die ich auch irgendwo anders hätte erledigen können. aber was solls, war ja noch hell.
seit heute morgen acht uhr ist der platz autofrei, entsprechend riesig sieht er plötzlich aus. gegen mittag waren etliche, schwarz gekleidete und außerdem mehr oder weniger gepanzerte menschen damit beschäftigt, die vorgesehenen absperrungen zu komplettieren. nicht wirklich zu beneiden, diese leute. bei dem wetter. ich hab ja in meinem schwarzen kaputzenpulli schon rotz und wasser geschwitzt. wobei das mit dem rotz sicherlich an irgendwelchen barrikadebrechenden pollen gelegen hat.
gegen drei bin ich dann nach hause, rüber nach neukölln. da kam ich am boxi schon gar nicht mehr durch, nicht einmal mit dem motorrad. dann kann ja der tanz jetzt losgehen, denke ich.
städteranking
wien hat zürich überholt, das ist ja fein. außerdem wüßte ich gern, auf welchem platz berlin steht. aber immerhin vor bagdad, das ist doch auch ganz gut.
nachtrag: berlin auf sechzehn, also deutlich vor paris oder new york. nasowas.
pro reli gekontert
die abstimmung ist zwar erst am 26. april, also am nächsten wochenende, und ich habe meinen teil auch schon erledigt. wie, das kann man im MoMag nachlesen. im gerangel um das stimmvieh geht es aber immer noch hoch her. jetzt hat offensichtlich desirée nick, eine der promenenten unterstützerinnen des gesetzentwurfs, ihre meinung radikal umgeworfen und tritt nun – wie der tagesspiegel berichtet – vehement für ethik ein.