berlin
geschrei
draußen schreien sich zwei türkische männer an. kinderschänder, brüllt der eine immer wieder. (ein realer bezug ist nicht zu vermuten, eher eine üble beleidigung, provokation.) während der andere bierkästen in sein auto läd und dabei irgendetwas zurückschreit. nur bei dem wort kinderschänder will er jedesmal auf den anderen los. doch eine schmale frau steht dazwischen und hält die beiden auseinander. besonders den ihr zugehörigen, der einfach nicht von den beschimpfungen lassen kann, schiebt sie immer wieder zurück.
daneben zwei kleine jungs, heulen vor angst.
berliner pisser
es ist gerade vier uhr nachmittags. der typ ist derart besoffen, daß er kaum noch gehen kann. stehen auch nicht, deshalb lehnt er sich mit dem gesicht an das nächste auto, während er mit einer hand an seiner hose herumfummelt. aber selbst so kann er kaum ruhig bleiben. irgendwann haut der rückstoß ihn nach hinten. der typ schlägt auf den boden, lacht und bepisst sich dabei. sein blasser schlappschwanz hinterläßt sonst keinen bleibenden eindruck.
frühling in berlin, neukölln. (da, wo andere kreuzkölln zu sagen.)
neukölln integration
neulich komme ich abends mit einer freundin aus dem kino – wir waren übrigens in kinshasa symphony, ein wahrlich sehenswerter film – da pfeift uns ein frecher, kalter berlinwind entgegen. und ich bringe den blöden reißverschluß meiner schicken neuen jacke nicht schnell genug zu. das sind diese reißverschlüsse, die unten auch aufgehen, sage ich zu meiner freundin. damit hab ich immer kriegsfuß.
damit hab ich kriegsfuß, wiederholt sie irritiert. dann kichert sie los: da hab isch voll kriegsfuß, ey!
recht hat sie. ich bin wohl ein wenig neuköllnintegriert mittlerweile. andere machen das irgendwie besser.
das alte berlin
eben in charlottenburg gewesen. ist ja irgendwie eine andere welt, fast schon nicht mehr berlin. charlottenburg eben, da kenne ich mich nicht aus. einmal mußte ich sogar rechts halten, absteigen und auf die karte gucken. und dazu mußte ich den helm abnehmen, um die lesebrille aufsetzen zu können. das war erste mal in aller öffentlichkeit. altern kann sich recht peinlich anfühlen.