am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

nach hause kommen, in ein hotelzimmer, wo sie auf mich wartet. aber dann ist sie da mit einer anderen, und ich bin nicht eifersüchtig, aber doch zerstört, irgendwie, weil es jetzt vorbei ist. das warten.

auf der zugfahrt mit den beiden spreche ich mit der anderen, die nicht auf mich gewartet hat, und erzähle von der, mit der jetzt sie statt ich. die andere ist erstaunt, ohne abwehr, dennoch ungläubig. ich lasse sie fahren.

zu hause stehe ich in meinem bad, das dunkel ist, fast schwarz, wie kohlendreck. auch die armaturen sind heruntergekommen, verrrostet und verkalkt. und sie sind überall, an der wand vor allem. wenn ich daran reibe, um sie zu säubern, den kalk runterzukriegen vielleicht, dann sprüht das wasser in alle richtungen. das lasse ich lieber. es hilft auch nicht.

und also bleibt alles dunkel, bis ich aufwache.

der boden neben meinem bett löst sich auf, das holz splittert und bricht, am ende kann ich hindurchsehen. ich weiß nicht, was ich tun soll. eigentlich will ich es so lassen, soll passieren, was passieren muss. aber jemand ruft um hilfe, die feuerwehr vielleicht oder andere fachleute. die sperren mein schlafzimmer ab, indem sie eine plexiglasplatte in die tür schrauben. dahinter sind meine sachen, mein leben, meine nacht.

das geht nicht. es dauert nicht lang, und ich öffne die tür wieder. gäste kommen und flicken den kaputten boden mit kleinen brettern. das ist nicht schön, aber es funktioniert. ich kann wieder schlafen. dann wache ich auf und sehe, dass die wände weg sind. nicht alle, aber viele, mitsamt der türen. alles ist größer und weiter. es ist verwirrend, aber ist gut.

dann wache ich auf und weiß: ich habe arbeit.

ich sitze am wasser, am meer. es ist türkis und reicht bis zu mir. ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr. sage ich mir in dauerschleife, bis ich aufwache.

eine interviewreihe mit „alten“ frauen. ich sitze hinten bei der kamera, ich weiß nicht warum. als wäre ich noch nicht „alt“. aber ich bin auch nicht die kamerafrau. oder die interviewerin. ich bin nur da und freue mich auf meine frühere lieblingslehrerin, die auch interviewt wird. ich freue mich so, dass ich von dem interview selbst gar nichts mitbekomme. ich sehe nur eine frau in meinem „alter“, was mich nicht im geringsten wundert.

dann ist es vorbei, und ich frage mich, was ich tun kann. damit ich erkannt werde. als frühere schülerin, als mensch auch, als „alte“. das scheint mir aussichtslos, was mich aufregt und betrübt zugleich. in der kurzen zeit, die bleibt, in der eile. wie als kind in dieser schule, tag für tag. wo ich niemals war, wo aber doch mein eigentliches, mein einziges leben stattfand.

dann aber steht sie hinter mir, die alte lehrerin, dann neben mir, dann stehe ich auf und dann begrüßen wir uns. nein, sie begrüßt mich, vorsichtig, rechts und links. dann zeigt sie mir eine tätowierung oder nein, eine narbe eher, mittig zwischen ihren brüsten. eine helle sonne über ihrem solar plexus. oder ein tier womöglich. nein, zwei tiere. vielleicht auch ein zeichen, ein bogen oder kern. ja, was denn?

es ist zu schnell, es geht vorbei, das leben. ich bin autorin, will ich sagen, aber sie ist schon weg: meine lehrerin. es ist nicht wichtig. ich wache auf und vergesse sie, sofort. bis sie wieder da ist, als ich in der küche stehe, beim kaffee, und kurz die brille weglege. sie ist immer da, sie sind es alle. so gehe ich in den tag.

immer wieder werde ich bestohlen. das merke ich, wenn dinge in meiner wohnung fehlen. aber ich weiß nie, wann sie verschwunden sind. manchmal nicht einmal, ob sie verschwunden sind. bis ich leute sehe, von außen, innen in meiner wohnung. ich gehe hinein, die große halle am eingang. ich scheuche die beiden in den lichtkegel links hinten, in der ecke. ich nehme ihnen alles ab, was sie genommen haben. der frau nehme ich auch den mantel und ziehe ihn an. dann weise ich ihnen den weg hinaus.

tagelang laufe ich mit diesem mantel, die hände in den taschen. links eine handvoll glasmurmeln, das gefällt mir. das will ich auch. rechts ein schriftstück, handgeschrieben. ich lese es nicht. aber die murmeln will ich behalten, denke ich. bis ich die frau auf der straße treffe, und sie auf mich zuläuft, sich zu entschuldigen. ich gebe ihr alles, was in den taschen ist, auch die murmeln. und mehr noch, dinge, die ich gar nicht begreife.

den mantel behalte ich, sage ich der frau. und sie nickt als wäre es recht. dann gehe ich, ohne zurückzusehen. ich bin frei und wache auf.

sie sollten sich scheiden lassen, sagt mir die therapeutin, die gar nicht meine therapeutin ist. ich bin gar nicht verheiratet, sage ich. ein bisschen bin ich verärgert, weil ich denke, dass sie mich verwechselt. und dass sie mich abwimmeln will. ich drehe mich, um den traum zu korrigieren. ich will mich nicht wegschieben lassen, nicht so beiläufig. andererseits habe ich mich ja geschieden, endlich, neulich erst.

ich bin nur hier, um mein interesse zu bekräftigen, sage ich. jaja, sagt die therapeutin, die gar nicht meine therapeutin ist. der antrag ist schon raus. sie zeigt mir einen brief, unscheinbares papier. dann werde ich wach.

und finde beide versionen irgendwie komisch. no satisfaction!

erst höre ich, wie ein lektorat besprochen wird. es geht um platzhalter im text, kleine, gelbe flächen anstelle der worte. das sei ein problem. es geht nicht um mein manuskript, aber ich verstehe sofort. ja, rufe ich, das soll so, das muss. ich tue das, weil ich die autorin unterstützen will. weil ich es weiß. die aber merkt das nicht, braucht mich auch gar nicht. sie weiß selbst, was sie tut.

dann sitze ich beim frühstück mit zwei anderen. wir werden bedient, aber ich denke doch, dass es mein balkon ist, wo wir sind. sein muss, denn anders geht ja nicht. denke ich, genau weiß ich es aber nicht. ich bin auch gar nicht wirklich dabei. ich suche, ich denke, ich schreibe alles auf. ich plane eine geburt, während die anderen bestellen und reden, dann essen und trinken. davon kriege ich gar nichts mit. aber das macht nichts, es ist alles gut, nur habe ich immer noch nicht gefrühstückt oder auch nur bestellt, als die beiden fertig sind und sich verabschieden. restpektvoll, ohne mich stören zu wollen. sie wissen von mir.

und ich habe keine ahnung. ich habe nichts gehört, nichts gesehen. ich war nicht da. obwohl ich da war, das ist meine art. das ist seltsam, aber es ist richtig. es ist gut.

zuletzt stehe ich ich einem café, jetzt aber wirklich, vor einer riesigen, sich drehenden kuchentheke. und die frau, deren buch ich gerade lese, winkt von der anderen seite. ich soll mir etwas aussuchen, egal was. ich bin überfordert, da ist zuviel auswahl, alles dreht sich auch viel zu schnell, und ich kann es nicht glauben. das vor allem. ich schaue kurz an die decke, da ist ruhe. nur die frau hinter der theke, die ist noch da, das weiß ich. als ich zu ihr zurückschaue, ist die theke leer, vielleicht ist sie sogar weg. alles ist auf einmal weg, wie in einem traum. nur die frau, deren buch ich gerade lese. ein geschenk.

so trunken werde ich wach.

programmierebene? ich bin auf der programmierebene gelandet. immer wieder geht es dahin zurück, ich komme nicht weiter. ich bin ein programm, das sich aufgehängt hat. endlosschleife. ich wohne in räumen aus glas, bis auf den boden, überall glas. ich wohne im erdgeschoss, gleich neben dem glas ist der bürgersteig, ebenerdig. ich bin zugrunde, ich will das nicht. ich will das leben. ich steige aus und verliere mich, finde nicht zurück. auf die programmierebene. ich werde nicht wach.

ich teste es, obwohl ich fast schon wach bin. ich drehe mich auf die andere seite und träume tatsächlich weiter. seltsam, aber es ist wichtig. da ist etwas hartes in mir, eine art kubus, den ich selbst herstelle mit viel kraft. ich teste, wie es ist, es fließen zu lassen, das harte, das kantige. und es ist groß, es ist reich. es ist besser. dabei ist es nicht weich, es ist stabil. es nutzt dieselbe kraft. das ist es, was ich will. das steht noch aus. ich wache auf, obwohl ich längst wach bin.

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