am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

arbeiten will ich

aller anfang ist schwer. noch schwerer aber ist es, verlorene, fast vergessene, womöglich längst verrottete fäden wieder aufzunehmen. doch genau das steht jetzt an, dafür bin ich hier. eigentlich. der griff nach etwas, das vor fast genau drei jahren in sich zusammengefallen ist. dazu sind blogs gut und schrecklich zugleich, um solche fakten glasklar nachschlagen zu können.

vom 17. august 2014 stammt der letzte eintrag, auch das war bereits ein anschlussversuch. ein gescheiterter, wie ich heute weiß. am 2. november 2014 dann eine affirmation, die verzweifelt klingt. und am 15. februar 2015 eine eher schlichte arbeitsnotiz über das erstellen eines exposés. mehr nicht. das ist alles.

bislang traue ich mich nicht, sämtliche einträge nachzulesen. vielleicht sollte ich das auch gar nicht, das ist schnee von gestern. vorvorgestern, wenn man es genau nimmt. womöglich ist es wichtiger, einfach den text aufzuschlagen, der griffbereit neben mir liegt. 59 seiten, plus notizen bezüglich personal, konstruktion und weiterentwicklung und verschränkung der story.

so sieht es aus. das steht an.

von den dingen möchte ich schreiben, ihnen folgen zunächst. ihren mustern und strukturen, in sie hineinkriechen. weil da die geschichten leben, die die menschen nicht erzählen. weil sie es nicht können, weil sie nicht wollen vielleicht. das kommt vor. meistens aber wissen sie nichts davon, sehen die zusammenhänge nicht. mir selbst geht es so, wenn ich mich betrachte. wenn ich das versuche. dann weiß ich nur, was ich längst schon weiß. je älter ich werde.

die dinge aber, die sprechen einen andere sprache.

ist so

ich gehöre nicht zu denjenigen, die schon vor schuleintritt lesen und schreiben konnten. das ist mein bruder. er ist die entscheidenden vier jahre jünger als ich, für ihn gab es die sesamstraße. die originale, sychronisierte, bei uns noch in schwarzweiß. damals. ich dagegen hatte keine gelegenheit, niemand saß je neben mir und hat mir vorgelesen. nicht so zumindest, daß ich mit ins buch hätte sehen könnte. kann sein, daß ich das nicht wollte, diese nähe. durchaus möglich. auch einen kindergarten oder eine vorschule gab es für mich nicht. als ich klein war, war ich meistens allein mit mir.

irgendwann in dieser zeit saß ich hinten in unserem opel kadett, als dieser aufgetankt wurde. ich erkannte das schild, rot und blau mit einem tiger. dort fuhren wir immer hin, gegenüber der gebrauchtwagenhandlung von helmut rahn. immer zu esso. ich wußte das und wagte auf einmal zu behaupten: das heißt esso, ich kann lesen. ich kann jetzt lesen! stolz war ich, doch auf den vordersitzen wurde gelacht. ich weiß nicht, warum. ich weiß auch nicht, ob ich in folge tatsächlich aufgefordert wurde, zum beweis die einzelnen buchstaben korrekt zu benennen. erinnerungen sind trüb, mitunter schon nach kurzer zeit. und diese episode liegt an die fünfzig jahre zurück. aber ich habe das nicht in guter erinnerung.

wie auch immer. sicherlich kannte ich damals die buchstaben noch nicht, in diesem sinne konnte ich also wirklich nicht lesen. (das habe ich de facto erst in der schule gelernt, allerdings in wenigen wochen. endlich.) ich kannte die uhr, die eine form hatte. die konnte ich lesen. daher wußte ich. oder glaubte zu wissen, bis sie darüber gelacht haben. dieses lachen hat mir den augenblick gelöscht.

heute weiß ich, daß ich im grunde recht hatte. man kennt die formen und zeichen, erkennt sie wieder, und glaubt, ihnen einen sinn zuordnen zu können. eine bedeutung sogar, einen zusammengang mitten in einem wachsenden und wuchernden chaos. einen anker setzen.

das ist lesen, das ist schreiben. es liegt eine gewisse unzulänglichkeit und not darin.

kleinklein

mehr lesen, ein 50-seiten-tagespensum, wie frau casino es sich vorgenommmen hat. das wäre schön, aber das schaffe ich derzeit nicht. die fast 500 seiten fallada, seit weihnachten immerhin, gehen nahezu ausschließlich auf das konto der neuen gewohnheit des ausgedehnten u-bahnfahrens. (zur arbeit nach charlottenburg.)

kleiner mann – was nun?, die originalfassung, ist ein fröhlich dahingeschriebenes, hochaktuelles und dabei todtrauriges berliner volksstück, das nicht zu unrecht ein welterfolg ist. oder war, das weiß ich gerade nicht. pinneberg, der held, der eigentlich ein antiheld ist, erinnert mich darüber hinaus immens an meinen vater. lässt sich treiben und schubsen und niedermachen. wehrt sich nicht, gegen nichts, wütet nur in sich selbst. und verkommt und verottet dabei, eher innerlich als äußerlich. ein schweiger, ein denker, ein versager. mein männerbild im grunde.

das wäre das.

als nächstes käme dann wohl nicht nur das nächste buch, sondern auch das schreiben. die grundvoraussetzungen entwickeln sich positiv. die lang ersehnte finanzielle entspanntheit ist auf einmal unübersehbar, das ist ausgesprochen beruhigend, vielversprechend sogar. das konzept lauert dicht an der oberfläche, da bin ich sicher. so lange schon, ein treues stück. doch fürs schreiben braucht es mehr als das, mehr als nur zeit. oder geld. oder ideen. dafür braucht es leere, und es bräuchte raum. beides zugleich.

und ich weiß nicht mehr wie.

sportlich

zum frühstück im radio hören, wie zwei schriftsteller (ja, männlich.) zu ihrem sportlerdasein befragt werden. mehr als fünf stunden am stück intensiv schreiben könne man gar nicht, sagt der eine*, der offensichtlich zum ausgleich (oder was auch immer.) diverse olympischen disziplinen ausübt. man müsse ja auch das, durch das man sich da hindurchschreibt, irgendwie verarbeiten, sagt der andere.*

sie haben recht, beide. die fremden welten, in die man abtaucht, die bizarren situationen, die intensive erfahrung, jenseits des alltags, des eigenen ichs auch. ich kenne das. durchaus.

dennoch frage ich mich natürlich, wann und ob diese (mehr oder weniger, ich weiß auch das.) abgesicherten schreiber – elitäre schöngeister oder was? –  (noch?) daran denken, wie es ist, mit all dem nach der arbeit anzufangen. nach der fremdarbeit, wo der geist stundenlang durchgetaktet wird, was auch immer zu tun sein mag. nach der heimarbeit, die sich (wie das schreiben.) in den privatbereich, ins wohnbüro frißt, dort vor allem die schreibzeit ruiniert. nachhaltig. (schönes wort!)

wenn ich träume, träume ich von arbeit. von buchungssystemen und kreditkartendaten, vom schreiben über fremdthemen und dem ständigem kümmern und bekümmern. die miete, der strom, das netz. energie. essen und trinken nicht zuletzt. oder doch zuletzt? wenn ich nicht essen müßte, nicht schlafen …

jeden monat aufs neue. es gibt kein geld, nicht genug zumindest. es bleibt keine zeit für die ausweitung, die es zum schreiben bräuchte. die zeit vor dem schreiben. über wochen und monate ohne den eigenen geist, der (dennoch!) schreiben will. das ist eine ganz andere (sportliche?) herausforderung.

* grob aus dem gedächtnis zusammengefaßt.

nachdenken über geld und zeit. und über die unfähigkeit, mein leben so zu organisieren, daß ich meine arbeit machen kann. trotzdem schreiben.

so gehen die jahre.

exposed

weiter am exposé geschrieben, stundenlang. drei seiten, die die hölle sind, gegen hunderte von seiten, die der roman irgendwann haben wird. irgendwie kaum zu begreifen.

die ersten zwei seiten in der letzten woche, wo es erstmal nur um inhaltliches ging, waren überraschend leicht, beinah ein spaziergang. das rächt sich nun, wo es auf der letzten seite um aufbau und struktur geht, um darstellung und erzählstil und all das. woher soll ich das wissen, jetzt schon? ich hab kaum die hälfte geschrieben, ich habe doch nur vorstellungen und lust. wie soll das auf eine seite?

jetzt muß ich ein wenig träumen. dringend.

es ist ganz einfach. ich muß einen weg finden, das ende mai angefangene buch zu ende zu schreiben. es wird ein gutes buch. es wird von familie handeln, vom scheitern darin und vom leben. vom lieben auch, von begegnung. ich muß einfach. dann wird es besser, ganz sicher.

so denke ich zumindest.

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