am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

anders wien

ich habe mich bemüht, meine tage hier etwas besser aufzuteilen, zwischen der schreibarbeit und eben dem hiersein. das geht ja nun wirklich nicht, dass ich in wien bin, das erste und vielleicht einzige mal in diesem jahr, und doch irgendwie nicht hier bin. und ich habe recht banale dinge getan, also nicht so zeugs, das man sich aus dem hochkulturkalender heraussucht.

im kino war ich. in E.1027, und verdammt, hat sich das gelohnt! dieser film ist wie ein tanz inszeniert, wie ein gedankestrom zugleich, ein lebenslanger atemzug der dinge. das thema hätte schrecklich gestaltet sein können, es birgt in sich alles, was nur allzugern verabscheut wird. und damit meine ich nicht nur, am wenigstens sogar, das frau-mann-desaster. nein! sehen sie selbst:

im theater war ich auch. das war geplant, die karte habe ich vorab in berlin bereits besorgt. die leopoldstadt hat mich von vorne bis hinten gepackt und mitgenommen bis zum ebenso erwarteten wie beklemmenden schluss. dabei sind sowohl stück als auch inzenierung auf den ersten blick recht bieder, insbesondere die bühnengestaltung, die aus einer reinen drehbühnenkiste besteht. innenraum, außenraum, immer im wechsel. und das ist es. dem entgegen stehen allein der text und die vier, acht oder noch mehr personen auf der bühne, deren timing und brillanz eine familiengeschichte durch die zeit atmet.

dazu habe ich einiges mitgenommen, was meinen text stützt. und dafür bin ich ja hier, dass dieses wien mein wienkapitel unterfüttert. ebenso wie diese sicht von riesenrad mir die heimliche dominanz, immer noch, der flaktürme bestätigt hat:

die donauinsel habe ich gesehen und die donau. leider war es dort recht voll, ich vermute wegen des donauinselfestes. damit hatte ich nicht gerechnet, derzeit scheint hier alles mögliche stattzufinden, von dem ich nichts mitbekommen habe. aber die donau kann doch richtig blau sein, das kann ich nunmehr bestätigen. mit einem deutlichen stich ins grün.

gestern war dann ein gerumpel und geklapper hier im treppenhaus, das scheint ein umzug gewesen zu sein. überall lag zeugs herum und vor dem haus stand ein transportwagen bereit. das hat mich ja schon ein wenig getriggert. ich weiß zwar derzeit wirklich nicht, woran ich bin. aber das mit mir und diesem wien ist wohl doch noch nicht so richtig vorbei. ich kann es nicht sagen, nicht jetzt. das muss wachsen, über dieses jahr hinaus. im herbst werde ich wohl ein letztes mal als gast wiederkommen, habe ich mir eben gedacht.

ob ich danach, im jahr darauf, hier etwas eigenes benötige? etwas sehr kleines für den anfang? nicht für immer, nur für einen weitergehenden test. ein schreibschlafzimmer mit internet, kochecke und duschklo, ein eigenes rad vielleicht. ob das überhaupt denk- und bezahlbar sein kann? meine kapazitäten sind und bleiben ohne zweifel beschränkt, ich müsste auf einen zufall hoffen. auf mehr als das.

oje. es ist möglich, dass genau das nötig sein wird.

schweberad

immer noch in wien. es scheint als wäre mein entdeckungsdrang der letzten jahre weitgehend erloschen. womöglich habe ich es mir also wirklich entgültig abgeschminkt, auch innerlich, hier tatsächlich irgendwann einmal leben zu wollen. in diese richtung hatte ich mir ja im winter erst, hier vor ort, sämtliche umwägbarkeiten vorgerechnet. die finanziellen vor allem, die altersbedingten und überhaupt. ich war zu dem schluss gekommen, dass es nicht möglich sein wird. dass es sich einfach nicht rechnet.

ganz einfache rechnung übrigens, mit einem traurigen ergebnis eines weitgehend armen lebens.

kann aber auch sein, dass ich diesmal wirklich viel text vor mir habe. viel schwerer zu bewältigen auch, weil es auf einen ersten fixen punkt zugeht. ich tue, was ich kann, und es läuft gut. (noch drei seiten.) außerdem habe ich mir eine heftige blase unter den linken fuß gelaufen, auf der anreise bereits. das rächt sich jetzt. ich kann gar nicht so viel herumlaufen und zu entdecken versuchen, wie ich möchte.

ich tue es aber doch, wie man sieht.

ja, mozartkugeln gibt es auch in wien. ganz echt, die aus salzburg. nicht überall, aber doch am prater.

da bin ich gestern hin, weil ich schnell mal mit dem riesenrad fahren musste. nicht für mich, für einen keinen teil des textes. dafür muss ich das wissen, wie das ist. meine erinnerung an riesenradfahren ist alt, sicher an die fünfzig jahre. jetzt also habe ich eine frische erinnerung, allerdings mit einem sicherlich viel moderneren riesenrad. und nun weiß ich auch nicht.

so ist schreiben, alles improvisation und imagination.

große lust hatte ich auf dieses riesenrad übrigens nicht. es ist auch gar nicht so riesig, aber dennoch war ich überraschenderweise begeistert. das ding ist tatsächlich gebaut wie die schwebebahn, alles genietet und gespannt. im rund gedacht, sieht das natürlich noch viel komplexer aus als in wuppertal.

großartig. auch die aussicht, ja. könnte durchaus sein, dass ich das noch einmal mache. einfach so.

wien im sommer

ja, ich bin hier. im dritten oder vierten sommer jetzt. und ich bin unbändig umschlungen von arbeit, versunken in schreiben, schreiben, schreiben. es ist wirklich schlimm diesmal, aber es ist auch kein wunder. mit diesem kapitel endet der hauptteil, das letzte kapitel spielt dann jahre später. ein ende zu setzen ist immer so eine sache, es ist eine herausforderung. es kann überraschen, und das zieht viele kleine korrekturen überall im text nach sich. das nervt, wirklich, das macht nicht immer spaß.

dieser sommer in wien ist bislang entspannt. vielleicht weil ich früher dran bin in diesem jahr. es sind keine dreißig grad, gestern nicht einmal ansatzweise. gestern war es sogar nass und nieselig, windig auch, beinah wie in wuppertal. vertrautes wetter. heute ist es schon wieder deutlich schwüler, aber immer noch windig und damit recht angenehm.

das wienwohnerlebnis ist seltsam diesmal. vielleicht, weil ich immer noch meiner lieblingswohnung nachtrauere, die leider nicht mehr zur verfügung steht. diese hier ist zwar ganz ähnlich aufgebaut, das scheint eine art baumuster zu sein. man tritt durch eine dieser doppeltüren mit glaseinsatz in einen winzigen flur und steht anschließend unmittelbar in einer durchgangsküche.

diese wohnung ist viel kleiner, was mir an sich nichts macht. der viele platz in der anderen wohnung, nur für mich allein, war mir schon auch immer ein wenig unheimlich. aber erstens gibt es kein extra zimmer zum schlafen. eines, das nach hinten geht, wo es ruhig ist. das habe ich getestet, ich war unten im hof. da hört man nichts von der straße. nach vorne raus ist es grenzwertig, ohne ohrstöpsel wäre ich geliefert. außerdem ist der wohnraum in wirklich jedem einzelnen element anders ausgestattet als auf den bildern zu sehen. die möbel meine ich, die gesamte einrichtung. alles ist anders.

was leider zur folge hat, dass ich jetzt an einem runden tisch arbeiten muss. niemals würde ich eine unterkunft mit einem runden tisch wählen, ebensowenig wie mit einen stehtisch. auf das sofa kann ich auch nicht ausweichen, was ich gelegentlich tue, wenn ich unterwegs bin. denn ein sofa gibt es nicht mehr.

nur ein riesiges bett mit extrabreiter umrahmung. hier ist also alles auf zwei personen ausgerichtet, die sich nicht viel in der unterkunft aufhalten möchten. zumal auch das bad, inklusive klo, winzig ist und keine tür mehr hat. auch keinen vorhang, nichts. man kann sehen, dass da mal eine war, eine schiebetür. auch die ist auf den bildern noch zu sehen, immerhin.

ich könnte mir vorstellen, dass es etwas kalt wird im winter. die eingangtür ist keinen meter entfernt, und die ist recht klapperig und undicht. wenn der dönermann unten im haus seine hintertür zum lüften ins treppenhaus öffnet, dann zieht der frische dönerduft auch mal bis zu mir an den runden arbeitstisch. bah!

es gibt aber auch schöne straßen und gassen hier. sehr aufgeräumt und ruhig, beinah menschenleer. ich musste ein bisschen laufen, um einen bestimmten blick zu suchen, den ich im roman beschreibe. genau in dieser gegend, und sie gefällt mir. obwohl es ein kleines bisschen wie zu hause in berlin ist. ein wenig dreckiger als neubau, aber nicht allzu sehr. deutlich weiter und entspannter als favoriten, da mochte ich es nicht so recht. ich weiß nicht, warum. vielleicht war ich am falschen fleck.

ich sollte mal leopoldstadt versuchen. ganz andere ecke. wie wäre das?

wien, abgewandt

erfahrungen von raum und zeit. gestern um diese zeit etwa, da gab es auf meinem weg durch wien eine topfengolatsche, die noch warm war. zufall, aber wunderbar. dann eine mangolassi mit einem sitzplatz für etwas über eine stunde, lesen.

jetzt zurück in deutschland, kurz hinter passau, der zug steht in plattling. bislang keine verzögerungen, aber. ach, egal. weil die zugreihung verkehrt wurde, und ich nie weiß, was die anzeige in einem solchen fall anzeigt, musste ich mich in meidling einmal durch den gesamten zug kämpfen. bis ich auf meinem panoranaplatz saß, auf dem ich nun rückwärts durch leicht verschneite gegenden rase. die scheibe ist klar, aber die sichtblenden unten. ein bisschen pech, ein bisschen glück. noch auf der österreichischen seite gab es für eine weile ein bisschen sicht auf deutlich mehr verschneites gebirge. seltsam, berge scheine ich ohne schnee nicht so recht wahrzunehmen.

wien war seltam diesmal, durchgehend tieftraurig, dennoch vertrauter, denn je. ob das am wetter lag, an der zunehmenden kälte. ob es an mir lag, am thema des viertes kapitels. kein spaß, sondern zutiefst traurig. beides liegt nicht in meiner hand. aber beides hat gestrahlt, wie wien irgendwie immer strahlt. jetzt wird es trübe, seit grenzübertritt, keine sonne mehr, kein wagnis.

es ist die ruhe, nicht die stille in wien. und ich bin durchaus bewusst, dass mein aufenhalt mitten im megakuschelbezirk neubau diesen eindruck mächtig verstärken mag. es gibt sie dennoch, diese tiefe ruhe. ich bin schon in müderen gegenden untergekommen, mit mehr menschen, mehr dreck und mehr lärm. ich hatte auch schon eine wohnung in gürtelnähe, meine liebste bislang. ja, das hört man. das macht nichts, mein dennoch bleibt.

in wien trete ich auf die straße und will dort sein. will bleiben, will gehen. die weite ausschreiten, die ich irgendwo dort zu finden können meine.

eine solche ruhe mag es vielfach geben, außerhalb von berlin, von neukölln. auch in der kleinen stadt, damals, war ich ja am meisten begeistert von der nächtlichen ruhe. aber die kleine stadt ist eine kleine stadt. wien dagegen ist groß, verfügt unverkennbar über weltweite, kennt ihr alter und ihre geschichte. und die menschen. so viel menschen, damals wie heute. sie stören mich nicht.

wirklich winter

das gestotter und geschwafel gestern hier im blog hat schon irgendwie alles gesagt, oder? heute also kein weiteres schreiben, das ohnehin zu einer eher basalen art texten geworden wäre. das ding ist durch, bis etwas mitte nächster woche, dann erst plane ich, die arbeit wieder aufzunehmen. zu hause also, in berlin.

somit ist jetzt noch ein bisschen wien übrig, nur für mich. das ist schön, auch wenn ich mir diesmal nichts wirklich vorgenommen habe. und mir auch nichts mehr suchen werde, so auf die letzten zwei tage. ab sofort ist nur noch wien und jetzt ist auch wirklich winter hier. kalt genug, dass mir nach ein paar minuten die fingerspitzen frieren, auch mit handschuhen. dass ich mir den dicken schal um den hals wickle und meine wintermütze vermisse. die mit den ohren am liebsten.

unterwegs zur dritten ladung topfenstrudel stelle ich fest, dass sich auch hier über silvester ein bisschen mehr dreck ansammelt als sonst so. sogar ein paar abgefackelten knallfröschchen bin ich begegnet. unglaublich. dann erst in meine lieblingslokalität, die ganz und gar unspektakulär ist, besonders optisch, aber eine solide und bezahlbare nahrungsquelle darstellt. küche in interessanter lokaler ausprägung. zum beispiel dieses josephbrot.

anschließend bin ich froh, dass ich rechtzeitig daran gedacht habe, ein neues ticket für die wiener linien zu erwerben. so kann ich noch einmal loslaufen, einfach so, ohne sinn ohne ziel, egal wohin mich das führt. wobei sich der radius im gegensatz zu meinwien im sommer natürlich vermindert, es ist kalt und es wird dunkel und damit noch kälter. weit komme ich also nicht, gerade dass ich die schicke weihnachtsbeleuchtung im ersten bezirk noch wertschätzen kann. die ist echt schön gemacht, aber bleiben kann und will ich da nicht. es ist voller menschen, die alle paar meter irgendwo anstehen, keine ahnung. alle stehen rum, glotzen in die luft, machen fotos und freuen sich. vorwiegend ausländer, schätzungsweise. so wie ich.

ich suche mir eine u-bahn, fahre einmal kurz in die falsche richtung, dann in die richtige. in der wohnung ist es warm, ich habe mich inzwischen auch eingewöhnt. sagte ich das schon? es ist okay hier im kuscheligen neubaukiez. (kiez sagt man hier nicht, ich weiß.) die eingangsbereichsküchemitdusche hat eine gewölbedecke. ich bin ja immer wieder erstaunt darüber, das war schon in einigen wiener wohnungen so. die barieerefrei in eine ecke geklebte dusche funktioniert überraschend gut. nur der wasserdruck nicht, schade. und fußleisten sind auch nicht so beliebt, hier gibt es mal gar keine.

seit ich hier bin denke ich übrigens darüber nach, einmal kurz das akkordeon zu probieren. ein superschönes hohner amica, 72 bass und blau, dazu schicke register. genau meine größe. das wäre möglicherweise die letzte gelegenheit, denn kaufen werde ich mir soetwas sicher nicht. die dinger sind unbändig teuer, auf jedne fall vierstellig. und ehrlich: brauchen brauche ich das nicht.

winter in wien

ich werde wach, und es ist kalt. es ist winter, endlich winter in wien. keine sonne am himmel, kein blau. die wetter-app vermeldet minusgrade und industrieschnee. tatsächlich liegen feine weiße flöckchen auf allen autodächern, kaum aber auf dem boden. ich bin glücklich.

ich gehe schnell noch zum billa. (heißt es „der“? es ist ein supermarkt.) ich brauche etwas zu trinken und ein bisschen süßkram für den feiertag morgen. sonst brauche ich nichts. ich gehe noch in mein lieblingscafe-restaurant hier ummdie ecke und bestelle mir eine gulaschsuppe. das muss sein, so ähnlich wie ein schnitzel, dann und wann. nicht oft. dann wird es dunkel, und gehe zurück an die arbeit.

das schreiben läuft gut, ich komme voran. mehr als nur gut, aber es kostet viel zeit. wien gerät dabei ziemlich an den rand. man könnte meinen, dass es ein unsinn wäre, extra dafür herzukommen. aber das ist es natürlich nicht. ich tue nicht viel hier, nicht wie beim letzten besuch. wo ich im theater war, in verschiedenen museen und überhaupt.

immer wieder bin ich mal hier und da hingefahren, in gegenden, in denen ich bislang noch nicht gewesen bin. ich war ja auch lang genug hier, im sommer, um mit dem schreiben auch mal eine pause einlegen zu können. sogar zu müssen, wenn ich mich recht erinnere.

jetzt ist winter, und zum ersten mal fallen mir dinge auf, die mir in wien nicht so gut gefallen. zum einen sind die gehsteige nicht so schön gepflastert, wie in deutschland. hier ist alles nur geteert und zumeist mehr oder weniger geflickt. das wiederum hat zur folge, dass man an jeder zweiten oder dritten ecke auf diese rinnsale trifft, die nur von hundigassirunden stammen können.

gut, möglicherweise ist das manchmal auch nur wasser, es scheint bewässerungssysteme für die spärliche straßenbegrünung zu geben. aber in den meisten fällen bin ich ziemlich sicher. was es auch ist, es versickert auf den voll versiegelten flächen jedenfalls nicht so recht.

der geringe baumgestand in wien ist übrigens auch so eine sache. die unendlich vielen, großen bäume in berlin, die sind ebenso unschlagbar. das muss auch mal gesagt sein.

draußen geht jetzt das geböller los. ich war nicht sicher, ob es das hier geben würde. tut es, auch wenn es im grunde gar nicht erlaubt ist. (habe ich mir in diesem internet sagen lassen.) bislang ist es recht harmlos, verglichen mit neukölln. da wird ja bereits seit wochen schon geschossen.

aussicht auf „böller-nebel“, nennt die wetter-pp das übrigens. wie lustig. oder auch nicht.

hadern in meinwien

es ist ein eigenartiges wien dieses mal. vielleicht weil doch recht viel hier inzwischen meinwien heißen sollte. ich bin mitten in der gegend gelandet, die mir weithin die liebste ist. mehr aus versehen zwar, weil die eigentlich gebuchte unterkunft nicht mehr verfügbar ist. aber dafür richtig fett mittendrin im siebten (neubau), wo es de facto so richtig schicki und micki posh ist. die wohnung kostet entsprechend einen beinah vierstelligen betrag für etwas über eine woche. das hätte ich nicht gebucht, wenn ich nicht ordentlich spesen machen müsste in diesem steuerjahr. und wenn es nicht eine art notfall gewesen wäre, eilig etwas neues für den exakten zeitraum finden zu müssen. zuticket, erste klasse für mehr arbeitsruhe war ja schon gebucht.

ich hadere mit dieser unterkunft, die direkt gegenüber des literaturhauses wien liegt, welch ein zufall. in der ersten nach habe ich übel geträumt. die räume wurden immer größer und größer, auch immer mehr, am ende war es wie in einer kirche. so groß und so hoch. dann wollte man mir all das schenken, und ich habe abgelehnt. glaube ich. jedenfalls bin ich davon aufgewacht.

es war schwer, die wohnung so hinzukriegen, dass ich darin sein und arbeiten kann. kein wunder, denn sie ist tatsächlich bewohnt. da ist der spielraum kleiner. es ist eine männerwohnung, obwohl mich ein paar begrüßt hat. vermutlich zieht er für die zeit zu ihr.

es gibt bücher, gar nicht so schlecht, über architektur und literatur, di enicht ohne ist. es handelt sich offensichtlich um eine überaus schicke gemeindewohnung, die einen neidisch werden lassen kann. (die miete hier würde ich wirklich gern wissen.) von treppenhaus geht es unmittelbar in die küche, so mit großen fenstern direkt zu den stiegen. dann ein großer rau und ein kleinerer, kein balkon. scheint hier eh nicht so üblich, das ist schade. keine wanne, die dusche ist in der küche. geht so, aber geht. vieles ist selbergebaut, das hat mich überrascht und amüsiert. überall sind bretter und latten, schrauben und werkzeug deponiert. ganz so wie bei mir. ich baue natürlich schöner und stabiler, aber egal. ich bin wirklich amüsiert.

außerdem ist es ein bisschen zu schmuddelig hier. vermutlich nicht anders als bei mir zu hause. wenn ich da nach einer steckdose suche, die ich selten nur anrühre, ist es vermutlich ähnlich versifft. aber es ist eben mein siff. hier fliegen zwei oder drei motten herum, von denen ich hoffe, dass sie nicht auf meinen strickjacke und meine pullover aus sind. sondern sich zügig in eine der vielen geöffneten packungen nudeln, reis, haferflocken usw. zurückziehen. in einem der handtücher hängt eine vielzahl von kleinen kletten, zum glück habe ich immer ein eigenen kleinem mit. für alle fälle. von den haaren an der handseife und ein paar mehr sachen sage ich jetzt mal nix.

es gibt ein akkordeon. ich frage mich, ob ich das mal probieren soll. näher komme ich wohl nie wieder an eines heran.

gegenüber sind viele fenster, aber kaum eines ist je erleuchtet. die menschen dort sind wohl alle nicht lange wach, oder sie leben nach hinten. die höfe hier sind auch nicht zu verachten. der hiesige ist nahezu prächtig, aber auch ein bisschen langweilig. frisch gemacht, sagte der wohnungsinhaber, als er mir den müllraum zeigte.

das wetter ist enorm, meinwien hat ja immer bestes wetter. natürlich sind die temparaturen eher niedrig, aber die sonne scheint sauber, satt und fett. ich bin überwältigt. was will dieses wien von mir, dass es sich so derart anbiedert, jetzt schon seit jahren.

solange es hell ist arbeite ich nicht, ich laufe durch die straßen. heute die neubaugasse hinunter bis in den achten (josefstadt), der umgekehrte weg, den ich im sommer in der nacht von theater aus nach hause gelaufen bin. in einer seltsamen art von glück, ohne jeden grund. nur die sanftheit der nacht, die menschenstille, die ich hier immer wieder finde, und eine tiefe zufriedenheit im sein. eine stunde in schönheit, eine der wenigen im leben, die ich nie vergessen können werde. zum glück.

vom achten weiter in den neunten (alsergrund), logisch, dort dann festgestellt, dass ich versehentlich schon großzügig zu einem drittel um den ersten (innere stadt) herumgelaufen war, ich nicht einmal einer stunde. das schwer antrainierte berliner distanzgefühl, über zwei jahre hat das gedauert, lässt sich so einfach offensichtlich nicht abschalten. so ganz die kurve habe ich dann auch nicht gekriegt, bin irgendwie zurückgeirrt und dann in die nächste u-bahn, die zufällig genau die richtige war.

manchmal ist hier alles ganz leicht. meinwien halt.

was alles nichts daran ändert, dass ich mich langsam aber sicher verabschieden muss von dem gedanken, der absicht womöglich, hier leben zu wollen. das wird wohl nichts mehr in diesem leben, vor allem nicht vor dem hintergrund meiner absehbaren mittelosigkeit im alter. ich werde in meiner berliner wohnung sitzen bis zum ende, wiewohl ich auch die miete letztendlich vermutlich nicht bezahlen können werde. aber das kommt mir vor wie eine harmlose last, so eine zwanzig, dreißig, am ende womöglich bis zu vierzig jahre alten miete. wer weiß?

zweite schreibende anreise, wien 2024

reibungsloser noch als die im sommer, ohne jegliche verspätung, über weite strecken wurde in der durchsage bahnhof für bahnhof sogar der jeweils herausgefahrene vorsprung verkündet. kaum zu glauben, im grunde.

ja, das schreiben im zug hat auch diesmal stattgefunden, allerdings mit ansage und mit vorab nicht unerheblichen zweifeln. ob sich etwas wiederholen lässt, das in der ersten fassung so überraschend kam. nicht wirklich, muss ich sagen. dieses mal war es einfach dran, und das war gut. aber es war auch anders, anstrengend vor allem. ergonomisch betrachtet sind züge sind nicht wirklich gute arbeitsplätze. nein.

auch ankommen in wien im winter ist anders. bislang hatte ich ja herbst und frühling versucht, mehrfach sogar, und jedes mal ist eigentlich sommer gewesen, wenn ich hier war. im sommer natürlich sowieso. ich bin schon im dunkeln angekommen, wenn ich riesige verspätungen eingefahren hatte, auch im regen und bei irrsinniger hitze. aber da war es immer warm. wien im winter, das fehlte mir noch.

immerhin, auf dem kurzen weg von der u-bahn-station war es kurz da. dieses wiengefühl, eine art gelassenheit. anders kann ich es nicht sagen. es gibt auch dreck und häßlichkeiten, so wie in berlin. möglicherweise nicht ganz so viel, aber ich bin hier meistens nicht in gegenden, die tourimäßig pikobello sauber gehalten werden. (ist das wirklich so? oder bilde ich mir das ein?) doch, es macht schon irgendwie sinn. dass wien immer und immer wieder zur lebenswertesten stadt der welt gewählt wird, es ist einfach wirklich da.

viel mehr kann ich noch nicht sagen. ich bin höllisch müde, habe wenig geschlafen letzte nacht. und viel geschrieben im zug, ich sagte es bereits. die ankunft war easy, weil ich den weg ohne große recherche auswendig wusste. es ist, wieder mal, eine wirklich bewohnte wohnung, großzügig bestückt mit privatzeug. das ist okay. doch ich trauere noch der eigentlich gebuchten wohnung nach, in der ich bereits dreimal war. da gibt es eine wanne, das wäre für den winter ideal. (aber die gibt es nicht mehr, weil wien die ferienwohnungsregelungen offensichtlich stramm angezogen hat. ist ja richtig so, verdammt.)

vorteil ist auf jeden fall ein großer tisch und ein verstellbarer bürostuhl. damit hatte ich nicht gerechnet, auf den bildern ist nichts davon zu sehen. sieht also also nach arbeit aus, viel arbeit, aber grad bin ich echt zu müde.

gstopft

auf dem weg vom theater nach hause, durch die nacht aus der josefstadt in richtung neubau, kommt es dann doch endlich bei mir an. dass sich ich mich sein einer woche schon in wien befinde. große freude, durch die nacht zu laufen. was im übrigen ein katzensprung war, wie irgendwie fast alles hier. die hinfahrt unter u-bahn-nutzung hätte ich mir also sparen können. wobei ich genau da begriffen habe, dass einen noch kürzeren weg in die hiesige unterkunft gegeben hätte, indem ich einfach eine haltestelle weiter mit eben dieser u-bahn gefahren wäre. naja, alles weiß ich eben auch noch nicht.

gegen mittag erst zu diesem ARCUS, bei dem die frau einer freundin mitkuratiert hat. eine schöne idee, finde ich. also, die gestaltung, meine ich. in echt sieht es leider ein bisschen wie ein misslungenes klettergerüst aus, es steht sogar extra dran, dass man es nicht beklettern soll. wird aber offensichtlich doch gelegentlich gemacht, wie man an der verankerung im boden sehen kann. es braucht also ein bisschen aufwandt, bis es auf einem bild ein kleines bisschen schön aussieht. schade.

auf dem rückweg festgestellt, dass es im wiener zentrum doch auch recht unangenehm werden kann, wegen zu vieler autos und zu vieler menschen. und zuviel mozart, der mir an jeder dritten ecke vertickt werden sollte. aber ich wollte ja unbedingt mal in diesen dom, der von außen so lustig aussieht mit seinem bunt geflicktem dach. innen ist halt gothik, da hilft nix. aber schöner als der kölner ist er allemal. und teurer, wie mir scheint, es gibt ein inhärentes kassenhäuschen. wow.

wow war mir auch bei diesem mittig gehängten schwebenden kreuz, absolut gruselig. ich verstehe, dass das in etwa eine grundsätzliche christliche wahrheit symobiliert: die leichtigkeit einer erlösung mithilfe einer grauenhaften hinrichtung. in diesem sinne, absolut gelungen.

das theater dagegen, leben und sterben in wien, da muss ich noch nachlesen und nachdenken. die österreichische zwischenkriegsgeschichte, das muss ich zugeben, ist mir nicht besonders geläufig. die bezüge zu heutigem ist mir dennoch nicht entgangen, und auch der böse anklang des wortes „gemeindebau“ hat sich mir schnell erschlossen. was ein „gstopfter“ musste ich dann aber doch zu hause nachschlagen.

morgen nachmittag soll es gewittern, das sollte eine gute arbeitszeit sein. vorher gehe ich vielleicht ins möbelmuseum, das ist ganz in der nähe. und es gibt eine sonderausstellung frauen im design und noch mehr über frauen, wenn mich nicht alles täuscht. andererseits: vielleicht besser nicht, am ende bringt mich das noch auf ideen. und dann wird das nichts mit dem weiterschreiben, wenn ich wieder zu hause bin.

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