am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

jenseitig

tanzen bis zuletzt, zu haben im TANZCAFE JENSEITS in wien.

meinwien/8

eines in berlin wird mich killen, das weiß ich jetzt schon. das mit dem verkehr. womöglich war ich ja in wien nur in gegenden, in denen es entweder verkehrsberuhigt oder aber sonstwie sowieso ruhig ist, kann sein. aber dieses aufeinander schauen, dieses unhektische und nicht aggressive. unfassbar, wie wohl das tut. alle mit allen, also alle zusammen. das ist kaum zu fassen, wenn man aus berlin kommt. ich kann gar nicht sagen, wie oft ich in den letzten tagen unschlüssig an irgendeiner wiener kreuzung stand und sämtliche, wirklich alle autos, die langsam daherkamen: sie blieben stehen. für mich, die ich nicht einmal sicher war, wohin ich denn eigentlich wollte. (beinah schon schweizer verhältnisse.)

in berlin unvorstellbar! keine ahnung, welche maßnahmen ergriffen werden und wie lange sie sich etablieren müssten, damit so etwas auch nur in den bereich des möglichen käme. allein davon zu träumen liegt im land der utopie. knn sein, dass das an der menge der menschen liegt. so viele autor, so viele fahrräder, roller, scooter und anderes zeug. so viel gedränge in den bussen und bahnen, ober- und unterirdisch. kann sein, dass es an der weite liegt, der riesigen ausdehnung der stadt. ja ja, ich weiß. das sind oft nicht leicht zu bewältigende strecken. aber das gehupe und geschrei, immerzu. als wäre es ein kampf, um den raum, den fahrraum, parkraum und schutzraum.

ja gut, vielleicht ist es das. in berlin. ein straßenkampf oder so ähnlich. (blödes wortspiel, ich weiß. ach egal.)

eines ist klar. in wien bräuchte ich kein motorrad, schon gar keine so große kiste wie die jetzige. die kawa käme weg, noch in berlin. das e-bike reicht, die öffentlichen sind super, und überhaupt. die stadt ist klein, da geht man auch zu fuß recht gut. (wie in wuppertal damals, nur ohne das treppensteigen). aber vielleicht eine brixton? sind die nicht eh aus österreich?

meinwien/7

schlechte nacht bei maximal dröhnender klimaanlage. irgendwann schlage ich taumelnd und ohne brille das fenster zu, klemme dabei offenichtlich die gardine ein, am morgen hat sie löcher. geholfen hat es auch nicht, in dem doch recht kleinen zimmer und in der hitze kommt ohnehin schnell das gefühl des eingesperrtseins auf. kurz danach wird nebenan ausgiebig gevögelt, vermutlich in einer wohltemerierten umgebung.

jetzt sitze ich in einem café mit durchschnittlichem kaffee, aber sehr guten pancakes. es gibt netz. ich habe den rechner dabei, den ganzen tag werde ich ihn mit mir herumschleppen, müssen. immerhin wird der tag nun wohl doch nicht der heißeste dieser woche. im gegenteil, ab nachmittag soll ein temperatursturz stattfinden, zehn grad weniger. schon jetzt weht ein guter, lauer wind durch die passage, in der ich sitze. und mir sorgen mache, ob es mir gegen abend nicht zu kühl sein wird.

ja, ich bin eine schlechte reisende.

ich sitze hier und lese. oder ich schreibe. ich habe vor, lange hier zu sitzen. die basilikum-limette-limo ist ausgezeichnet. laufen werde ich später, vielleicht. oder anderswo sitzen. das klingt schon besser, das klingt wie gutes reisen. richtig?

wenn es eines an wien zu bemängelt gibt, dann, dass es an schönen, großen bäumen fehlt. so viele fenster liegen prall in der sonne, unbeschützt, und auch insgesamt verbessert sich ja das klima einer stadt durch begrünung. berlin ist da ein segen. ich habe hier und da angemerkt, wie sehr das hier fehlt, und immer die antwort erhalten, dass nichts zu tief wurzeln dürfe, weil die unterirdische versorgung recht hoch läge. oder so ähnlich, keine ahnung. recherchiert habe ich das nicht.

aber ich registriere die vielen dachgärten, die von nahezu überall zu erkennen sind. das gefällt mir, auch wenn es mir nahezu unwirklich vorkommt. ich stelle mir das zu heiß vor da oben. aber wer weiß, vielleicht weht auch da ein guter wind. so ein begrüntes dach würde ich gern mal besuchen, um es selbst zu erfahren, aber vermutlich tragen diese gärten wie auch immer zur verbesserung des stadtklimas bei. könnte ich mir vorstellen.

und dann es gibt diese großen wasserdüsen überall, die sprühnebel um sich verbreiten. einfach so auf der straße stehen die, und der asphalt darunter ist klatschnass. das ist witzig, ich mag das, hilfreich ist es auch. aber es ist wohl nix mit wassersparen, weniger duschen und die gärten verdursten lassen. hier scheint es wasser genug zu geben, anders als in berlin und brandenburg.

ich wünschte, ich könnte die politik und ihre themen ausblenden, wenigstens im urlaub. ein ganz klein wenig gelingt das vielleicht, weder in klagenfurt noch hier in wien habe oder hatte ich tv. das hilft, aber im grunde geht es eben nicht. nie.

meinwien/6

das war eine schlechte idee, gestern, die nur selten benutzten sandalen anzuziehen und den ganz tag lang darin herumzulaufen. nach kurzer zeit schon wusste ich wieder, warum die dinger so wenig zum einsatz kommen. (nicht nur, weil man mit sandalen nicht motorrad fährt.) das sohlenmaterial, innen das, auf dem man steht, das ist irgendwie bescheuert. es drückt und reibt mir innerhalb kürzester zeit großflächige blasen unter die füße, zusätzlich zu den üblichen scheuerstellen bei den riemen. so auch gestern. zwar konnte ich mich zwischenzeitlich noch verpflastern, aber geholfen hat das nur mäßig.

heute morgen hab ich die dinger entsorgt und die angesammelte flüssigkeit aus den blasen entfernt. gelaufen bin ich dann in turnschuhen, die barfußschuhe sind mir zu hart bei kilometerweise straßenpflaster. anstrengend war es dennoch, aber egal.

die neubaugsse kommt mir anders vor, als ich sie ein erinnerung habe. auch sie ist verkehrsberuhigt, wie man in deutschland dazu sagen würde. das heißt, wenig autos, nur straßenbahnen und busse, fahrräder und menschen zu fuß. das gibt weite, soviel steht fest. so entsteht raum. ich entdecke den bus, 13a, der mir mehrfach empfohlen wurde. gesucht habe ich danach nicht, ich hab ihn auch (noch) nicht benutzt. aber gefunden, das hat funktioniert. auch das basilikumeis, auf das ich gestern abend noch hingewiesen wurde, da habe ich einfach so hingefunden. (und zwar ohne googlemaps, obwohl ich neulich erst gelernt habe, den kompass zu kalibrieren, damit mich das ding nicht permanent rasend macht und sonstwo hinleitet. seitdem komme ich eigentlich ganz gut klar.) zum einem, weil ich mich erinnert habe, dass ich da schon mal war, 2019. zum anderen hatte ich da tatsächlich ein stückchen straßenkarte von vorgestern im kopf parat. läuft. und schmeckt auch super, so ein veganes basilikumeis.

mit dem eis in der hand habe ich dann zufällig zu einem dieser micky-maus-türme gefunden. so habe ich als kind die hiesigen flaktürme genannt, wegen der ohren. in dem am esterházy-park ist ein zoo, ein aquarium mit haien und krokodilen. drin war ich nicht, das schaffe ich auch diesmal nicht mehr, aber: haie? echt?

nach einem imbiss, der vor allem aus einem großen soda zitron bestand, warum gibt es das eigentlich nicht in deutschland? oder wenigstens bei mir zu hause, ab sofort! also danach weitergelaufen, am café jelinek vorbeigekommen, nachdem ich neulich schon am ernst-jandl-park war, zufällig natürlich. irgendwas mit nelly sachs war da auch in der nähe, das hab ich aber nicht mehr so parat. sorry.

heiß war es heute. für eine wie mich, die sporadisch schwitzen kann, dass es nur so läuft. von wegen, frauen schwitzen nicht. ein wenig fürchte ich mich vor morgen. da wird es auch heiß, und da bin ich für zwölf stunden obdachlos. von zehn am morgen, wenn ich die unterkunft verlassen muss, bis zehn uhr am abend, wenn ich dann mein bett im zug nach berlin beziehen kann. das ist ein komisches gefühl, nicht so schön, irgendwie wie warten. (ob ich mich mal für eine weile auf die mariahilfer setzen sollte, mit dem hut vor mir? nur, um das mal auszuprobieren. aber das stelle ich mir langweilig vor.) (eigenartige idee, ob das die hitze ist, die mir mein hirn durchdämpft?)

meinwien/5

mit klimaanlagen kenne ich mich nicht so aus, aber stellt man sie auf die höchste stufe inklusive ventilatorlamellenklappern, wenn man das haus verlässt? ich verstehe das ja, ich würde ein solche einrichtung wohl auch nutzen, wenn ich sie zur verfügung hätte, zumindest in diesen hitzetagen. andererseits wird anderswo darüber diskutiert, das duschen von drei auf zwei minuten zu reduzieren. es ist ja nicht nur der lärm, es geht um die existenz, habe ich den eindruck.

wie auch immer, vor dem fenster lärmt wieder diese klimaanlage. die im übrigen in der beschreibung der ferienwohnung, ruhiger hinterhof, ganz unten, ganz am ende, hinter drei klicks versteckt, tatsächlich erwähnt ist. als potentielle lärmquelle, nun ja. sowas nennt sich marketing, richtig?

dabei fällt mir auf, dass ich bislang immer nur im sommer in wien war, die letzten zwei male im absoluten hochsommer. das sollte ich ändern und bald zurückkommen, einfach nur so, ohne klagenfurtbegründung. mal sehen, was sich in herbst und winter entdecken lässt. oder vielleicht besser im frühjahr? an meinem 60.?

entdecken lässt sich so viel hier. gestern zum beispiel eine passage abgehend von der mariahilfer, in der ich mich sofort in totnes wähnte, in der dortigen high street mit teeläden und bäckereien, esokram natürlich, allerdings ohne die druidenrichtung. an manchen ecken erwischt mich das wuppertaler treppengefühl, wenn zwischen zwei straßen auf unterschiedlichen ebenen plötzliche jede menge stufen für eine abkürzung auftauchen. kommt allerdings nicht so oft vor. berlin habe ich noch nicht gefunden. außer in dem „berliner döner“ vielleicht, eine paar schritte von meiner unterkunft. der sieht autentisch aus und riecht auch so, sehr vertraut. testen möchte ich das angebot dennoch nicht, das tue ich ja auch in neukölln so gut wie nie. doch das einzige, was hier komisch wirkt, ist, dass der laden mit dem rücken an einer kirche klebt.

und das wiederum ist wien. überall sind kirchen, auf schritt und tritt stehen sie da. und stören noch nicht einmal.

meinwien/3

den ganzen tag unterwegs gewesen und dabei viel gefunden, ohne nach etwas gesucht zu haben. so gefällt mir das, stelle ich fest. das sollte ich viel öfter machen. oder geschehen lassen, das trifft es wohl besser. eines will ich dabei hier erst einmal auslassen: meinen besuch in der mariahilfer straße 173-175, ein kleiner spaziergang von hier aus. (also schon so knapp zwei kilometer, aber als berlinerin bin ich distanzen ja gewöhnt.) das haus dort wollte ich sehen, dieses haus, einfach nur davor sitzen, es anschauen und ein bild machen vielleicht. obwohl das verlinkte bild schon ziemlich genau stimmt, so sieht es aus. dann habe ich aber noch ein paar aufnahmen von der tür machen wollen, der nummer oben, und durch das glas geschaut, als gerade eine bewohnerin ankam, die tür öffnete, eintrat und nicht hinter sich sah. da konnte ich dann also hinein, rein theoretisch, schnell hinterher. eigentlich ist das etwas, das ich nicht so gern mache. einfach so. dabei komme ich mir verboten vor und unverschämt. doch genau das habe ich dann getan, natürlich. ging gar nicht anders.

davon will ich später schreiben, auch die fotos aufbereiten. es gibt viele. vermutlich aber erst, wenn ich zurück in berlin bin, am großen bildschirm wird das bestimmt besser.

anschließend auf in den 4., so sagt man hier zu den bezirken, also den kiezen, nein, eigentlich eher den stadtteilen. im 4. also, einen internetmenschen treffen. sowas mache ich ja auch nicht allzu oft, das ist so zehn bis fünfzehn jahre her, das man das andauernd gemacht hat. so auch ich, gelegentlich, doch das ist lange her. es war also eher spontan heute, und irgendwie genau richtig. zumal sich im anschluss noch eine feine kleine lesung ergeben hat, im read!!ing room in der anzengrubergasse. (ich als zuschauerin natürlich.) wie lustig, dass es bei mir um die ecke in berlin eine anzengruberstraße gibt. anzengruber, aha, das habe ich noch nie nachgeschlagen.

auf dem heimweg gab es ein topfeneis. ich war kurz davor, wie eigentlich fast immer, schokolade zu nehmen. aber topfeneis, das gibt es nur hier. da musste ich wohl.

jetzt ist es spät, ich muss ins bett. leider dröhnt da heute wieder die klimaanlage. verdammt.

meinwien/2

immer noch schwer begeistert von meiner kleinen wohnung. gestern nacht blieb auch die klimanlage still, das war eine freude. regen gab es nicht so viel, aber ein wenig schon. heute wird es also angenehm, hoffe ich.

den abend im museumsviertel verbracht, mit einer wiener bekannten über das schreiben von allen möglichen fiktionen gequatscht, lange her sowas. das ist zu selten, liegt aber in der natur der sache. romane sind langwierige projekte, die so gut wie allein bewältigt sein wollen. ein wenig neidisch bin ich, dass sie da einen anderen weg gefunden hat, begeistert von perfekt passender zusammenarbeit berichtet. aber gut, sie schreibt für ein anderes medium, wo eben das naheliegender und dementsprechend leichter ist.

absatz.

da ich mir für diese woche nichts fix vorgenommen oder geplant habe, werde ich für heute wohl einfach mal loslaufen. mit dieser kamera vielleicht, die ich viel zu selten nutze.

let’s play it by ear. wie die ukulele.

meinwien/1

die stadt empfängt mich mit der größten menschenmasse auf einen schlag seit immer, wie mir scheint. am hauptbahnhof bin ich noch nie angekommen. der wiener hauptbahnhof scheint auf den ersten blick ein riesiges durcheinander zu sein. westbahnhof wäre so viel schöner gewesen, nur einen kilometer laufen bis zur unterkunft. nachdem mir aber der in selben zug gereiste und in wien beheimatete klagenfurtgast mir grob die richtung gewiesen hatte, taxi links, u-bahn recht, es gäbe auch einen bus, ging alles ziemlich schnell. die wochenkarte für die kernzone kostet 17,10€, wobei ich nicht weiß, was genau die kernzone ist. aber egal, das ist gekauft. keine stunde später stand ich in meinen appartement, keine 25qm, aber alles drin. ein überaus bezahlbares stück wohnen in wien für mich.

auch gestalterisch wie für mich gemacht. gelungene details, platzsparend und geschickt gelöst, keine besonderen möbel, viel aus dem bekannten möbelhaus, aber lustig eingesetzt. eine deckenlampe zum beispiel hängt an der küchenwand. eine begehbare dusche, durch die man auch zum klo geht und bilder, die nicht stören, ja, zum teil sogar passen. die hinterhoflage bescherte außerdem eine wunderbare ruhe. allerdings nur, bis in der nachbarferienwohnung die klimaanlage eingeschaltet wurde. die brauste und brummte dann die ganze nacht vor meinem einzigen fenster.

dennoch dachte ich gleich: sowas als zweitwohnung, als schreibzeitort, als altersarmutssitz vielleicht haben zu wollen. zu besitzen am besten (haha). damit sackte die utopie zügig in sich zusammen, logisch.

heute dann, schlafen und aufwachen ohne wecker. was nicht wirklich viel später war als in den tagen zuvor und auch nicht wesentlich später als sowieso. aber eben ohne wecker. auch nach dem aufstehen ziemlich rumgedümpelt, etwas orientierungslos, weil es ab jetzt keinen plan mehr gibt. schließlich aber doch endlich geduscht, dann milch für den kaffee besorgt und auch sonst ein bisschen den kühlschrank gefüllt. es ist ja übersichtlich, die zeit bis freitag.

jetzt erst, es ist fast nachmittag, kommt mir die frage, was ich denn hier will. 2019 gab es da eine idee, aber ich erinnere mich kaum noch. jedenfalls wollte ich 2020 zurückkehren und weitersehen. klar, da sind noch die zwei weiteren bücher (haha), die beide mit wien zu tun haben. eines ein bisschen, das letzte, wenn es denn dazu noch kommen wird, recht viel. darauf wollte ich hinarbeiten, das weiß ich noch.

und es gab die idee, vielleicht hierherzuziehen. immer schon, seit ich klein war. später ist kurzfristig zürich dazwischengekommen, was ich heute kaum noch nachvollziehen kann. dann war es wieder wien. doch auch der gedanke, sich durch die welt zu bewegen ist mir in den letzten zwei jahren so dermaßen aus dem kopf verschwunden, dass ich eindeutig begonnen habe, mich in neukölln einzurichen. für immer womöglich, obwohl ich in berlin so zehn bis fünfzehn jahre nur bleiben wollte.

meine mitbewohnerin in klagenfurt hat mich gestern an mein wien erinnert, als sie davon sprach, in fremden städten gerne in ferienwohnungen zu residieren, um das alltägliche leben dort ein wenig ausprobieren zu können. vielleicht tue ich ab heute einfach das.

und ich gehe hin und schaue mir das haus an, in dem mein opa im august 1902 gemeldet war. dieses haus, es steht noch. (viel mehr dazu hab ich noch nicht herausbekommen. ich muss erstmal herausbekommen, wie man solche alten geschichten herausbekommt. wenn überhaupt.)

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner