am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

keine klagen (72)

zurück vom landhafen, wo es richtig kühl geweht hat. sehr angenehm. zum ersten mal verstanden, was die gomringer (aus)macht. ich hätte früher gehen sollen, pünktlich sein, zu ihrer performance. zum erste mal auch diesen photowettbwerb begriffen, wort im bild. in aller ruhe zugesehen und wirklich verstanden. schön.

wichtig auch vor allem, wichtig für das buch, in dem es ja auch um bilder sehen und die welt hören geht. warum auch immer, ich hab mir das nicht ausgedacht. aber heute verstanden, dass es bei bildern viel um schweigen geht. ganz anders als beim schreiben.

wenig menschen getroffen, die ganzen tage eigentlich. alles gut, alles anders. es ist, wie es ist. ich habe zu tun, das allein macht mich noch aus.

keine klagen (71)

temperatursturz auf gute 30°, dazu leichter wind. eine wohltat. ich bin früh am lendhafen, obwohl ziemlich verbummelt. als preis erhalte ich ohne aufpreis einen sitzplatz mit tisch, also so etwas wie einen arbeitsplatz. so residiere ich die ganze lesezeit im schatten, ohne groß herumrücken zu müssen. unglaublich.

die texte packen mich mehr als gestern, zumindest die vormittäglichen. seitdem denke ich nach über stil und stilistik, über thema und stoffe und deren umsetzung. und über sprache, ihre machbarkeit und das, was mit sprache nicht mehr machbar scheint. besser kann es gar nicht sein. über den nachmittag möchte ich schweigen. nichts für mich, nein.

ich weiß nicht warum, aber ich fahre dann wieder nicht an den see. was ein blödsinn ist, im zimmer ist es stickig und warm. ich muss erst die fenster öffnen, um durchzuatmen. und selber ein wenig durschwitzern. aber ich muss halt doch zeugs erledigen, einen anruf und ein paar mails. die rechnung noch? ach naa, das geht auch morgen, übermorgen. montag, bei 39° in wien. uff!

dann will ich erstmal eisessen, topfencremeeis. hervorragend. (gestern war’s übrigens holunderblüteneis und davor graumohneis. alles höllisch gut!) dann wollte ich sandalen haben, fahrradfahren in flipflops macht mir irgendwie angst. ich finde sogar welche, mehr so trekking, billigware. schließlich stehe ich vor einen stand mit kleidern! ich! weit geschnittene hemdartige gebilde, vermutlich einheitsgröße, aus baumwolle oder leinen, ich weiß nicht. ich!

gekauft habe ich keines, aber eher aus geiz als aus nichtgefallen. es wäre mein erstes (selbstgekauftes) kleid gewesen. schade.

PS jetzt wieder im zimmer und erstmalig die potcasts des literaturcafés hören. das dauert. ; )

keine klagen (70)

trotz hitze alle fünf heutigen texte am lendhafen gehört. das war gut auszuhalten, da ging sogar ein warmer wind. außerdem ist für viel schatten gesorgt in diesem jahr.

dannach gleich zügig zurück, eis und salat essen. aus den verschwitzten klamotten raus. nicht an den see, nein. war mir zu heiß, vor allem die fahrt da raus. immer noch 36° grad. die gewitter gehen wohl auch anderso runter, hier ziehen nur ein paar hohe wattewolken durch. bislang.

also ins hotel. jetzt liege ich auf dem bett und will auf jeden fall gleich fußball schauen. deutschland wird weltmeister. (schwer zu googlen, die termine der deutschen frauenfußballmannschaft. nach gefühlten drei bis sieben stunden immerhin steht fest, ich habe mich geirrt. der nächste termin ist erst samstag. ich meine, mich erinnern zu können, dass die drei (oder waren es womöglich fünf?) spiele der männermannschaft im letzten jahr on top auf der google-hauptseite zu finden waren.)

die texte selbst? ach, es ist wie jedes jahr. ich bin keine kritikerin, ich will das auch gar nicht. umgehauen hat mich nichts wirklich und vieles auch schlicht nicht interessiert. (schicke ausrede, wie so ein kritiker.) anderes war interessanter, aber dafür formal eher zäh. also, selber lesen, los.

meine achtung, meine arbeit liegt ganz woanders: in den deutlich fragileren entstehungsphasen von text, zwischen hoffnung und angst. exakt da, wo noch alles schief gehen kann. oder zum stillstand kommt, weil es so viele möglichkeiten gibt. die atemphase, die kein kritiker jemals durchpusten sollte. wobei teil der bachmannshow natürlich ist, dass genau das jederzeit passíeren kann. und auch zweifellos passiert.

dabei scheinen auch die kritiker_innen bislang etwas müde, wenn nicht zahm. sie mögen irgendwie fast alles, zumindest ein bisschen. udn wenn nicht, dann liegt es womöglich am stoff, am fehlenden eigenen interesse oder an sonst was. streiten tun sie mitunter über die art, wie sie streiten möchten. immerhin.

keine klagen (69)

heute alles anders. der zug überpünktlich, ziemlich leer und überaus angenehm, die ganze fahrt. es war ein österreichischer zug.

auch sonst alles ein wenig anders als sonst. gleich nach der ankunft rüber ins musil-museum zur stipendiatenlesung. liegt ja direkt gegenüber. diesmal aber nicht bis zuletzt geblieben, weil noch zu viel unruhe, so viel noch zu tun war. das fahrrad klarmachen, das hotel auch. auf dem weg festgestellt, dass eine rolle des rollkoffers den geist aufgegeben hat, sich quasi in zersetzung befindet. den rest dieser tage werde ich also mein gepäck auf einem verdaddelten stück plastik hinter mir herzerren. was bei diesem wetter kein spaß ist, sondern sport. t-shirt und hemd klatschnass. also duschen und ein bißchen was essen und trinken, bevor schon die eröffnung losgeht.

das hotel ist okay, das zimmer ist klein, aber es funktioniert. alles. wlan ist umsonst und funktioniert. oh, wunder. die geniale unterkunft der letzten beiden jahre, exakt zwischen lendhafen und orf-studio, war diesmal leider nicht zu haben. das macht mich traurig, jedesmal, wenn ich dort vorbeifahre. einen oder zwei tage ist sie belegt dieser tage, mittendrin, also vermutlich nicht von einem tddl-besucher. aber wer weiß.

zur eröffnung das übliche gerede, weil es so muss. wichtig ist nur die leseauslosung und rede zur literatur. immer. diesmal hat clemens setz von zersetzung gesprochen. über dichter, die sich an der realität verheben und nach berlin ziehen. und über die progrome unserer zeit.

danach ist die nacht keine mehr nacht geworden, längst bin ich zurück und blogge. in aller ruhe, denn es ist früh am tag. sozusagen. lange vorbei, die zeiten, in denen ich zwischen drei und vier oder fünf angetrunken den mobiltelefonwecker zu stellen versuchte. und der mir, nach erfolg des unterfangens, allen ernstes meldete, er würde dann ich zwei stunden dreizehn miniuten tätig werden. gnadenlos.

und das ich. so etwas tue ich sonst nie. und vermisse es auch nicht. oder vielleicht doch?

keine klagen (68)

morgen mittag gehts los. gut 25 stunden anfahrt diesmal, inklusive übernachtung in münchen und zugfahrt durch die berge am mittwoch früh. ankunft überpünktlich zur 1. lesung, der literaturkurslesung, die sonst kaum jemand besucht, den ich kenne. grundsätzlich ist da sowieso mehr so der betrieb, also menschen, die ich nur vom sehen kenne. und sie mich überhaupt nicht. aber ich bin gerne dort, immer wieder. inkognito, sozusagen. und diesmal erst recht.

die verlassenheit wird mich auf auch reisen begleiten, mehr noch vielleicht als hier. davon gehe ich im moment aus. so viele, die nicht dort sein werden in diesem jahr. es wird also einsam sein in klagenfurt. ich werde still sein inmitten des betriebs um mich herum, ich werde viel schweigen. vermutlich.

oder schreiben? das sterbekapitel in klagenfurt schreiben?

keine klagen (67)

gestern dann doch noch schnell in panik geraten und zwei züge und einen flug gebucht. bleibt noch die fahrt von klagenfurt nach wien am sonntag, da weiß ich noch nicht. aber zeit wars, allerhöchste, schließlich geht es am kommenden dienstag schon los. sonst habe ich die ganze planung immer schon spätestens im januar im sack gehabt. puh! immerhin, hotel und fahrrad sind schon länger sicher. aber nach dem hotel sollte ich vielleicht mal sehen. oder? wär ja blöd, wenn die zwischenzeitlich abgesagt hätten. oder abgebrannt wären.

der eine flug, jaja, ich weiß! aber sonst waren es immer vier flüge, und mehr geld habe ich einfach nicht. der nachtzug wien – berlin hätte meine gesamtfahrkosten gegenüber den vier billigfliegern quasi verdoppelt. das ist sowas von unglaublich.

und ich bin eine so schlechte reisende.

keine klagen (66)

so langsam sollte ich mich an die planung machen, wie vor einem jahr ausgedacht. es ist nicht mehr weit bis klagenfurt, keine drei wochen. nein, wenig mehr als zwei, sehe ich gerade.

aber ich weiß nicht. gestern dachte ich tatsächlich daran, die reise ausfallen zu lassen. auch dort wird niemand sein, nur die verlassenheit. wenn alle gegangen sind, dann stehe ich allein da, wie immer schon. und warte auf den moment, in dem sich alles klärt. in dem ich dann mitreden kann, endlich.

ich bin so anders als diese welt, als die menschen. deshalb kann ich schreiben, wie ich schreibe. aber es kostet das leben.

also gut: stattdessen einfach nur nach wien, vielleicht? das immerhin ist sinnvoll für den roman.

nein! so geht es dann auch wieder nicht. ich nehme alles, besten dank. oder nichts.

keine klagen (65)

das wars. mit den preisen bin ich einigermaßen einverstanden, auch wenn das eine oder andere innerhalb der prozedur wie auch bei den ergebnissen verwundert. doch wer kennt schon die geheimen dynamiken innerhalb einer solchen jury, hinter den türen vor allem und zwischen den gemütern. was noch dazu an strategien gefahren wird, das möchte ich gar nicht wissen. kein wettbewerb ist gerecht, schon gar keiner, in dem es um kunst geht.

jetzt sind alle weg, nur ich bleibe noch eine nacht. im nächsten jahr mache ich das anders, das habe ich heute morgen schnell noch mit frau kaltmamsell besprochen. da fahre ich auf zwei tage verteilt mit dem zug und zwar über münchen, übernachten kann ich bei ihr. zurück dann vielleicht über wien, ebenfalls mit dem zug. die strecken sollen ja recht schön sein. wien mit aufenthalt, zu recherchezwecken. bis dahin sollte ich so weit sein, auch wenn es mir gerade ein wenig gewagt erscheint.

nach abschluß der preisvergabe übrigens noch mit autorInnen, verlegerInnen, lektorInnen, moderatorInnen, agentInnen usw. zum essen. der betrieb halt. beim bewerb. ich bin nicht weiter aufgefallen und konnte ein wenig lauschen und spingsen, wie das so läuft. ganz harmlos eigentlich.

jetzt bin ich allein. wurde aber auch zeit. (einchecken, packen, abschied.)

keine klagen (64)

gestern dann doch noch ein wenig nächtlichen lendhafen genossen, bis spät für meine verhältnisse. gegen zwei oder so. das theatercafé hab ich mir dann aber nicht mehr gegeben, vor allem wegen der vorstellung, beengt in viel rauch zu sitzen. nein!

gleich geht’s zu den preisen in den studiogarten. mir war das immer schon der unwichtigste teil der veranstaltung, auch schon, als ich nur am tv dabei war. ein unbefriedigender teil, egal wie es ausgeht. und in diesem jahr bin ich gnaz besonders bei den autorInnen. vielleicht weil ich selbst der arbeit wieder so nah bin, mittendrin sozusagen. oder weil ich zwei von ihnen schon seit langem persönlich ein bißchen kenne. keine ahnung. jedenfalls überkam mich gestern in der lesepause ein heftiger jurorInnenunmut. also vielleicht irre ich mich, hab einfach nicht genug aufgepasst. aber.

die kritikleistung schien mir nahezu unterirdisch diesmal. verstolpert, verfahren, oft falsch. aber gut, so ist es immer, mehr oder weniger. aber warum wurden grundlegende regeln der literaturkritik ausgehebelt? verwechseln von autorInnenstimme und erzählstimme, herumlektorieren an als fertig zu betrachtenden texten und nicht zuletzt dem oder der autorIn gegenüber auf irgendeine art persönlich werden. ob nun frau sievers kieferorthopädischer alltag thematisiert oder anselms (den kenn ich halt) weitegehend großartiger text zu besprechen per se einfach verweigert wurde. was war das? unlust oder unfähigkeit? kapitulation? dafür wurde kaum gestritten innerhalb der jury, sich selbst haben sie nicht entblößt. kein feuer, kein licht.

ich will das nicht. ich will lesarten aufgezeigt bekommen, meinetwegen vorgeführt. ich will auf feinheiten hingewiesen werden, die mir beim ersten vorgelesen bekommen vielleicht zwangläufig entgehen. ich will, daß über verortungen gestritten wird, litararisch und weltlich. ich will, daß gejubelt wird und gejammert. verrissen natürlich. ich will, daß mir türen geöffnet werden, räume.

aber nie wieder will ich hören, daß falsche adjektive zu streichen seien.

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