die menschenleere wird immer größer, tagelang treffe ich niemanden, nicht einmal unterwegs, beim bäcker oder im bioladen. oft rede ich auch lange nicht, nicht einmal mehr zu mir selbst. oder nur stumm, in meinem kopf, der ist kein echoraum, nein. er ist eine resonanzmaschine, die mit den worten würfelt und neues leben erschafft. aber eben nur für mich, ich kann es nicht mehr mitteilen.
schon seltsam, wie nach einem jahr nur alles verschwunden ist. die menschen vor allem. weil sie andere verabredungen treffen oder verpflichtungen eingehen, die mich nicht einschließen. café, tango, theater. oder weil sie am anderen ende der stadt wohnen, wo ich ohne öffentliche verkehrmittel gerade nicht hinkommen. manche auch einfach, weil ich sie nicht mehr will. weil sie zu abgedreht den derzeitigen öffentlichen diskursen anheimfallen, ich weiß nicht warum.
ich bemühe mich, das nicht mehr zu tun. diese fürcherlichen debatten, ich will darüber nicht reden. nachdem ich ende letzten jahres erleichtert aufgeseufzt habe, als es endlich einen und mehr impfstoff/e gab, kann ich die aktuelle entwicklung kaum noch ertragen. ganz persönlich nicht ertragen, ich weiß einfach nicht, wie lange ich das noch schaffe. auch darüber will ich nicht mehr reden.
ich will auch nicht spazieren gehen. ich bin längst nicht mehr zumutbar. dabei hätte ich soviel vor, voller freude. und voller menschen auch, freunde und andere, neue begegnungen. das wäre es für mich. jetzt.
das sei isolationsfolter, schrieb eine freundin neulich. ich weiß nicht, ob das nicht zu hoch gegriffen ist. aber die beständige körperliche abwesenheit von menschen ist tatsächlich eigenartig schmerzhaft. selbst wenn ich gar nichts mit ihnen zu tun habe, nicht mit ihnen rede oder sonstwie kommuniziere. dann sind es doch ihre körper, die schwingen und wehen. bewegungen, die ich auf der haut spüre. oder auch tief in mir, manchmal. da ist resonanz.
normalerweise. doch seit wochen, seit anfang des jahres ist nun alles noch einmal viel weniger geworden. ich brauche keine kontaktreduzierung mehr.
ich bin schon auf null.