am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

26 features

der größte teil des allgemeinen technikgeschwätzes, in das so viele blogger vertieft sind, geht ja nahtlos durch mich hindurch, meistens sogar gänzlich an mir vorbei. ganz egal, ob es um neue telefone, aktuelle twitter features oder diverse paymentkonzepte geht. interessiert mich alles nicht. (bis es mich dann vielleicht aus irgendeinem grund doch interessiert, ausnahmen bestätigen die regel.)

ich ziehe ja solide basisarbeit vor. die blogger also, die sich mit 26 buchstaben begnügen, simpelste features, die lediglich geschickt zu kombinieren sind. (okay, in deutschland sind es 30, wenn mans genau nimmt.) aber damit bin ich völlig zufrieden, absolut zu beglücken.

das hat mir soeben wieder mal malte welding bewiesen, den ich wohl endlich mal vollverlinken sollte. (auch wenn die seite immer wieder mal mit lausigen ladezeiten aufwartet. scheißtechnik aber auch!) und natürlich tut das seit jeher melancholie modeste, die gerade wieder in absoluter hochform glänzt.

jakob littners aufzeichnungen aus einem erdloch

Wir saßen im Erdloch und unterhielten uns. Es war eine schöne, frühe Sommernacht. … Im Ghetto schrie eine Frau.“

Wolfgang Koeppen, Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch

beeindruckend, beinah der ganze text. nur ein hauch von kitsch, hier und da. besonders am ende. das ist schade. das ist einfach zuviel. fast möchte ich mich dafür entschuldigen.

auch für die eigenartige publikationsgeschichte, die zwar verdeutlicht, wie geschichten entstehen. welchen bezug ein text nahezu immer zur sogenannten wahrheit hat. oder haben kann. anders geht es kaum. dennoch ist das offenliegen dieser zusammenhänge doch ein wenig hinderlich. die frage, die nicht beantwortet werden kann. ist es nun wahr, das alles? wie es da steht? oder ist es doch nur“ erfunden? von einem mietschreiber“ zusammengestellt?

wer will mag vergleichen, den originaltext von jakob littner selbst gibt es inzwischen auch.

das geschlecht der engel, der himmel, der heilgen

raoul schrott ist ja eigentlich nicht so mein fall. der ist mir einfach zu klug. oder – anders gesagt – ich bin wohl zu ungebildet. zu 90% kann ich seinen texten nicht folgen, die ja noch dazu häufig in wenigstens drei bis vier sprachen verfaßt sind, von denen ich fünf bis sechs gar nicht spreche. ich habe also per se keine chance. never!

obwohl es mitunter auch ganz witzig sein kann. wenn ich recht verstehe.

„Ich schieße Pfeile in die Nacht und hätte auch gern einmal einen Stern getroffen, ein einziges Mal wenigstens, aber statt dessen nehmen nur die Karnickel Reißaus, weil sie nicht mehr wissen, wie ihnen geschieht: da hagelt es plötzlich Pfeile ins Gras…“

klang und rhythmus kann der mann auch, das steht außer frage. wie kaum ein anderer, den ich kenne.

„Also antworte ich, daß ich an Nichts glaube, doch weil sich daran nicht gut glauben läßt, schütze ich das Licht und den Blick vor: und habe damit weder etwas gesagt noch dich verraten.“

verstehen kann ich das nicht, fürchte ich. nur ahnen vielleicht. doch wie käme ich jemals an einem buch, in dem es um engel geht, vorbei?

Raoul Schrott, Das Geschlecht der Engel, der Himmel, der Heiligen

eis

das habe ich lange nicht mehr gemacht, ein buch nach der farbe des umschlags gekauft. gut, es war ein mängelexemplar auf dem dem famosen flohmarktbücherstand am boxhagener platz. aber es hat einen sehr ansprechend gestalteten schutzumschlag, auf dem man zwar den buchtitel kaum finden kann, der dafür aber in einem schönen kühlen leicht grünlichem blau gehalten ist. oder ist es mehr richtig grün?

ich weiß nicht, aber mein eisbuch hatte gleich zwei davon. zwei eisblaue schutzumschläge, wie ich zuhause feststellte. gleich zwei, übereinander geschoben. wie, um es zu wärmen.

eis eben, von perikles monioudis, ist ein seltsames buch. nicht wirklich spannend, an keiner stelle atemberaubend, und dennoch von einer eindeutigen präsenz. alles ist gegenwart in diesem text, auch die erinnerungen und träume.

da arbeiten männer nahezu ohne jegliche technische aussrüstung auf einem see, um eis zu schneiden, das dann durch europa geschickt wird, weil es zur kühlung gebraucht wird. vorindustrielle zeiten. der kühlschrank wird gerade erst erfunden. gleichzeitig gibt es aber geländewagen mit vierradantrieb, motorräder, die von frauen gefahren werden, und mobiltelefone.

der vater-sohn-konflikt ist unklar, aber vorhanden. in schwäche erstarrt. die kälte dagegen ist eisig. so, wie es sein muß, bei dem titel. das paßt. immerhin handelt es sich um den dritten sohn. was hat so einer schon noch zu erledigen?

mein lieblingswort ist ab sofort eisgewölk.

Perikles Monioudis, Eis

nachtrag: der einband unter dem schutzumschlag ist übrigens langweilig. und was mache ich überhaupt mit dem zweiten, zusätzlichen? den schutzumschlag schützen?

seltsame materie

„Wenn alles erschöpft ist, kommt der Wahnsinn, …“

Terézia Mora, Seltsame Materie

das buch hat lange bei mir herumgelegen, bis ich es mir dann doch endlich mal gegriffen habe. sicher zwei jahre, wenn nicht noch länger. ich mag jetzt nicht soweit gehen zu sagen, daß das ein großer fehler war. vom hocker gerissen hat es mich nicht. oder in begeisterungsstürme versetzt. aber die erzähleungen sind geschickt zusammengefügt, eigenwillig erzählt, stilistisch durchaus beachtlich. nur hier und da vielleicht doch ein wenig überdreht.

der inhalt? dorfgeschichten. kinder und erwachsene. außdenseiter und durchreisende. grenzgänger.

selber lesen.

wie der soldat das grammofon repariert (2)

nun ja, der stil… vielleicht ist es auch eher die perspektive. das erzählich ist ein kind, zumindest für etwas mehr als die hälfte des buches. grob geschätzt. und das ist wohl das problem, mein problem. alles ist neu, gerade erst entdeckt. für das kind. worte werden gefunden, erfunden. ebenso die dinge, der krieg. das ist bestechend, das ist beinah phantastisch. für vierzig oder fünfzig seiten auf jeden fall.

dann beginnt es mich anzustrengen, zu gleichförmig und wiederkehrend sind die mittel, die ja einigermaßen aufdringlich daherkommen. und dabei nicht gerade unauffällig, nebensächlich sind. ich vermute den nichtmuttersprachler, erkenne einen märchenhaften ansatz, vielleicht. dennoch werde ich ärgerlich. nein, das ist keine kindheit. kindsein bedeutet nicht magie, keinen zauber und keine wundersame welt, die es erstmals zu entdecken gilt.

die welt der kinder ist keine andere als die unsere. wenn frühling ist, ist frühling. wenn es regnet, regnet es. und wenn krieg ist, dann ist eben krieg, dann ist angst und tod. egal ob kind oder erwachsener. das macht keine unterschied, das wissen wir alle. die überwältigung ist dieselbe, die bewältigung mag variieren, auch die sprache natürlich. was mich wieder zum thema stil bringt. aber das ist womöglich mein problem.

alles in allem, trotzdem ein empfehlenswertes buch, reichhaltig und vielfältig, vielleicht ein wenig lang, hier und da. aber das sind irgendwie die meisten, derzeit.

Saša Stanišić, Wie der Soldat das Grammofon repariert

wie der soldat das grammofon repariert (1)

weiter in dem text, den ich wieder und wieder unterbreche, ich weiß auch nicht warum. der stil, den ich anfangs durchaus zu würdigen wußte, fängt an, mich ein klein bißchen zu nerven. (mehr dazu später.) denn plötzlich gibt es eine amüsante überraschung. wir befinden uns in essen, und das geht so:

„Ganz Essen ist eigentlich eine Riesengarage und man möchte dem Unkraut zwischen den Bordsteinen danken, dass es hier aushält“

genial!

Saša Stanišić, Wie der Soldat das Grammofon repariert

das wochenende (2)

die schwester des terroristen heißt christiane, ausgerechnet. einzig das lesebändchen, das gefällt. und damit schluß jetzt.

Bernhard Schlink, Das Wochenende

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