am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

selber schuld

… wenn du trolle fütterst.
… wenn du das nicht verstehst.
… wenn du glaubst, was DER schreibt.
… wenn ich dich  verarsche und vorführe.
… wenn du alles ernst nimmt, was ich sage.
… wenn du technisch nicht auf der höhe bist.
… wenn du dich im netz nicht zurecht findest.
… wenn ich deshalb in deinen raum eindringen kann.
… wenn du nicht bist wie ich, so vollvernetzt und verpeilt.

so klingt es mir nachhaltig in den ohren, dieses selber-schuld-netz, das mir – spät, aber immerhin – erst bei der letzten re:publica so richtig bewußt wurde. diese proll-troll-natur, jenseits aller menschlichkeit, die rücksichtslos vorzugsweise fremde räume zu fluten oder auszubrennen trachtet, je nach dem.

schuld. das ist das einfachste prinzip, um verantwortung zu vermeiden. um die dinge, die man anrichtet, absichtlich oder nicht, auf andere abzuwälzen. auf die opfer, versteht sich, die schwächeren. die, die nicht verstehen, die sich nicht auskennen, die sich (noch) keinen überblick verschaffen konnten. das ist der leichteste weg, aber das sagte ich bereits. geschwätz, häme und hybris helfen ebenfalls, soweit ich das erkennen kann. und selbstkonstruierte strukturen natürlich, die niemandem kontrollfreien zugang gewähren.

so wird es niemals ernst. es muß sich auch niemand jemals entscheiden, nicht wirklich. alles könnte ja auch ganz anders gemeint gewesen sein, von anfang an. dieser allerletzte trick funktioniert sowieso. selber schuld, wenn du das nicht verstehst. alles schwimmt und schwappt, wohin auch immer. so geht das spiel. verstehst du?

schwamm drüber. auf die art entsteht eh nix! also, keine gefahr.

re:publica – was bleibt

viele eindrücke, nette begegnungen, gute kontakte und eine endlose liste verpaßter momente, vermutlich. es ist immer seltsam, hinterher zu lesen, daß ich mit anke gröner auf derselben veranstaltung war, ebenso mit liz, über deren buch ich neulich erst im common reader geschrieben habe, oder auch franzi, deren derzeitiges tagebuchbloggen ich aufmerksam verfolge. dennoch bestand kaum eine möglichkeit, die beschriebenen zu erkennen. ich gucke den menschen nicht so gerne auf die vor dem bauchnabel baumelnden schilder. und wenn doch, was dann?

außerdem ist da diese plastiktasche. die riecht wie der wasserball, den ich als kind hatte. oder war es die luftmatratze? keine ahnung, jedenfalls stinkt sie. immer noch. und weil ich noch nicht weiß, ob es der wasserball oder die luftmatratze ist, an die ich mich das ding erinnert, muß ich wohl noch ein paarmal daran riechen.

das wars, einstweilen. obwohl: es gibt da was, dafür finde ich noch keine worte. vielleicht später, vielleicht nie …

re:publica 2010 #3

der letzte tag war er längste, für mich. vor elf los, nach kurzer arbeitssession, um zwölf bei miriam meckel, dann eins aufs andere, nicht immer erste sahne, aber naja. anschließend noch zum gows-treffen. (lauter frauen im netz, hat also eindeutig was mit feminismus zu tun, auch wenn es was mit girls heißt.) warum ich da dann stundenlang draußen vor der tür rumgestanden und gefroren habe, weiß ich jetzt auch nicht mehr. die aufwärmphase in der heißen wanne hat ein wenig gedauert.

für mehr zu müde.

fazit insgesamt: die re:publica lohnt sich, immer noch, besonders natürlich für treffen auge in auge. der input ist enorm und vielfältig, er kopf ist voll. ein wenig fehlt vielleicht die basis, das vermeintich persönliche, unpolitische, in irgendwelchen netznischen verlorene. wer weiß, womöglich soll das auch nicht. was allerdings schade wäre.

re:publica 2010 #2 – identitäten

wieder erst am späten mittag, dann aber tief eingestiegen. schlag auf schlag, eines nach dem anderen. manches kommt leicht und flockig daher, anderes amüsant bis laut. das meißte ist irgendwie bekannt.

auch sexismus ist natürlich nicht neu und daher im netz satt vertreten. selbstverständlich mit der üblich vertrollten verstärkung. ein altbekanntes thema also, trotzdem war das wohl die erste tatsächlich anregende diskussion, die am ende quasi gerade erst richtig hätte anfangen können. (gerne wüßte ich ja, was zeitgleich im dazugehörigen livestream los war. leider gab es da nur eine kurze, verheerend klingende andeutung.)

identitäten – das ist mir wohl das internetthema in diesen tagen. überall wirkt und webt es sich hindurch, manifestiert sich sogar im reallife. gestern verlangte der postmensch, daß ich einen lieferschein unterschreibe, auf dem ich herr engl hieß. (na gut, eigentlich herr engel, aber das ist ja sowieso immer so.) das hab ich einfach mal gemacht, ist doch eh alles nur viruell. und heute dann wollte mich eine der kalkscheunesecuritystiernacken nachdrücklich aufs männerklo schicken. dem nachzukommen konnte ich mich dann aber doch nicht entschließen.

überhaupt weiß ich nicht, was das jetzt wieder soll. wobei mich dieses wechselspiel ja sporadisch schon das ganze leben begleitet. ich bin es also irgendwie gewöhnt. heute war ich aber frisch rasiert, ich schwöre. der schädel glatt und nicht der hauch eines kinnbarts, definitiv.

re:publica 2010 #1

eher ein kurzer besuch heute, fünf stunden und (nur) drei veranstaltungspunkte. aber morgens mußten noch zwei termine erledigt und eine kleine liste abgearbeitet werden, hilft ja nix. außerdem ist ein eher schlechter tag heute, hab ziemlich rücken. immerhin kein kopf. ;-)

das schleppen von zirka 35 kilo noch vor dem frühstück war vielleicht auch keine so gute idee.

immerhin gelernt, daß ich kommentare vielleicht einfach nicht lesen sollte. das spart nicht nur zeit und nerven, sondern ich wäre auch nicht haftbar, wenn ich sie gar nicht erst zur kenntnis nehme. sagt zumindest herr vetter.

außerdem vom netzwerk deutscher bloggerinnen (achtung: facebook! ;-) erfahren, warum eigentlich erst jetzt? natürlich sofort beigetreten. am freitag soll es ein treffen geben. nur wo, weiß ich bis jetzt noch nicht.

schließlich dem wortstream von christian heller gelauscht. berauschend, wie flüssig der reden kann. schier endlos. thema war auch ganz spannend: identitäten und gesellschaft und das netz natürlich. gab aber eigentlich gar nicht so viel wort her, wie ich dann später gemerkt habe.

she:publica 2010?

der blogbeitrag im freitag – über mögliche notwendigkeit von wichtigtuerinnen – bringt mich darauf. außerdem der dort verlinkte beitrag Ich! Ich! Ich!, der mir in vielem sehr bekannt vorkommt. wenn auch nicht in allem, schon gar nicht in den beklagten grabenkriegen oder dem offensichtlich nicht auszurottenden mannweibvorwurf. das ist einfach nur ermüdend.

vom 14. bis zum 16. april ist es wieder soweit, die re:publica 2010 steht auf dem programm. geliebt und gescholten aus vielerlei richtungen und gründen, das kann man so oder auch anders sehen. ich sehe bislang keinen grund, dem spektakel fernzubleiben, nur weil es ein spektakel ist und zwangsläufig reichlich geschwätz enthält. nö, dazu mag ich das treffen von angesicht zu angesicht einfach zu sehr. und der eine oder andere kluge austausch findet auf jeden fall immer statt. also.

eines allerdings steht mit jetzt schon glasklar vor augen. auch in diesem jahr wird wieder ein mehr oder weniger eklatanter frauenmangel zu beklagen sein, sowohl auf den podien als im umherschleichenden fußvolk. indiz wird einmal mehr die fehlende schlange vor dem damenklo sein. wetten!?

das ist ein trauerspiel, keine frage. und es gibt keine lösung. klar, man könnte an der struktur drehen. mehr frauen aufs podium setzen, zum beispiel. vielleicht sogar eine quote einführen. oder eine ganze vortrags-, workshop-, themenreihe mit frauenthemen anschieben, quasi die she:publica parallel zum bekannten männergemacker zwischen schwanzvergleich und irokesenpräsenz. nur für frauen natürlich, alles klar!?

nix ist klar. ich weiß auch keine antwort auf diesen bedauernswerten zustand. und nur für frauen geht gar nicht, das steht fest. ehrlich gesagt fand ich selbst das immer schon ziemlich gewöhnungsbedürftig und nur in einem gewissen themenspektrum wichtig und fruchtbar. (da allerdings war und ist es bis heute hochnötig.) ansonsten tut es einfach nur weh, ich spreche da aus erfahrung.

also was? schweigen und zwischendrin ein bißchen jammern und klagen? den call for papers mit feministischen manifesten bombadieren? leise seufzen, wenn auf jede andeutung dieses leidigen themas in der immer selben leier gekontert wird: na, dann macht doch endlich was. wir warten, wir wollen das auch, gerne sogar. aber es kommt ja nichts, was sollen wir da machen. wenn ihr nicht wollt. das ist schuldverschiebungsniveau, das bringt gar nichts.

ich würde mich ja schon freuen und wundern, wenn ich einfach mal einen mann verzweifelt auf den tisch schlagen sähe. einer, der es auch sieht, daß es so doch einfach nicht sein kann. da reden wir alle über dieses ach so basisdemokratische instrument, mit dessen hilfe jeder und jede sich äußern, in dem nichts ausgeschlossen wird und alles seinen platz findet. und es stimmt ja, genau so ist es doch (noch), dieses internet. wir leben und arbeiten damit und freuen uns daran. wir wissen, wie viele frauen hier ganz selbstverständlich unterwegs sind.

trotzdem ist es einfach ein fakt, daß in der öffentlichen präsenz der frauenmangel auf dem gebiet internet und neue medien größer ist, auffallender vor allem, als auf den meisten anderen gebieten privater, beruflicher oder kultureller natur, die öffentlich verhandelt werden. und das ist nicht nur lächerlich, weil es (vermutlich) nicht stimmt. das ist scheiße!

p.s. echtzeitweb! finde ich übrigens irgendwie gruselig. oder eine ulknummer vielleicht. ich weiß noch nicht so genau. ;-)

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