am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

bonding (19)

nicht ganz ein jahr ist es her, daß ich zum ersten mal hier war, in dieser gegend, um mich mit dem so schwer vernachlässigten manuskript zu beschäftigen. zeit also, ein fazit zu ziehen.

ende august 2017 wußte ich kaum noch, was genau mich in den kapiteln erwarten würde, die bereits geschrieben waren. daß ich sie geschrieben hatte, immerhin, das war mir bewußt. daran konnte ich mich erinnern. seitdem waren aber zirka fünf jahre vergangen, und meine erste aufgabe war also, mich zunächst einmal wieder einlesen. beängstigend, bestimmt drei tage habe ich mich davor gedrückt. mich einzufinden in die story, in den stil, in die figuren, in die hauptfigur vor allem. denn die spricht, die gnaze zeit. das alles wiederzufinden, am besten auch wiederzuerkennen. und hinter all dem: den bestehenden text zu begutachten, mir klarheit verschaffen und entscheiden.

ob das alles überhaupt der mühe wert ist.

dafür saß ich eine woche hier, kühl war es, geregnet hat es. die wohnung war unbequem und dunkel. nur die bäume, die kiefern direkt vor dem fenster, waren zauberhaft. am ende hatte ich verstanden. ich wußte wieder, was ich wollte. und ich hatte beschlossen, es zu versuchen. so weit bin ich gekommen, einen plan aber hatte ich nicht.

nur, daß ich mir die zeit nehmen, sie mir quasi kaufen würde. daß ich das einfach tun müßte. das stand fest.

mein eindruck ist, daß ich ziemlich getrödelt habe. planlos vielleicht, was weiß ich. nebenbei habe ich zwei bücher übersetzt. oder waren es drei? der webseitenübersetzungsdauerauftrag läuft sowieso stetig nebenher, wie auch die halbtagsfestanstellung. zwei weitere stammkunden sind mittlerweile abgesprungen, einmal von meiner seite abgesagt. der andere, naja. wurde wohl zeit. dennoch sind mit dem heutigen tag 34 seiten intensiv überarbeitet, was bedeutet daß etzt exakt 50 seiten ziemlich gut dastehen.

eben habe ich mich mit der weiteren planung beschäftigt. zunächst warten noch einmal 25 seiten rohtext unmittelbar auf überarbeitung. rohtext ist dabei teilweise noch übertrieben. vieles ist nur grob notiert, außerdem muß noch so einiges eingearbeitet werden, von dem ich vor fünf jahren noch überhaupt nichts wußte. nicht einmal ahnte. also neu schreiben, weiterschreiben.

das dann sowieso, sicher noch einmal zirka 100 seiten. so viel, das noch fehlt. auch eine idee, worauf es hinauslaufen wird, habe ich bereits. noch nicht ausgegoren oder gar konkret, aber immerhin. die richtung stimmt. und das ist überaus hilfreich. alles.

ach so, das fazit fehlt noch: ich könnte, ich sollte zufrieden sein, oder? durchaus.

bonding (18)

auf der suche nach sparringspartnern kommt es vor, daß man in kämpfe gerät, mit denen man so nicht gerechnet hätte. auch beim schreiben, bei der arbeit an der schreibarbeit. eigenartiges tun. dann geht es auf einmal gar nicht um dies geschichte, um den text, sondern es greift tief in die vorstellung vom schreiben und vom leben nicht zuletzt. und dreht dort alles auf links und wieder zurück. anschließend ist nichts mehr wie es war oder sein soll. was auch immer, es steht in frage.

schön ist das nicht, doch je größer das gefälle, desto mehr sollte man dazu schweigen. das immerhin weiß ich inzwischen, es geht nicht um ich. ich bin nur ein schatten, ein spieler, ein nichts. doch wenn das eigene fremden welten begegnet, passiert nicht zwingend ein verstehen. im gegenteil, und im mißverstehen gerät alles in schräglage, rutscht und stürzt. und was dann?

von einem sollte man ausgehen: auf der suche nach sparringspartnern, auch im schreiben, trifft man auf adäquate gegner. nicht immer auf das, was man sich wünscht. nicht zwingend auf den harmonischen austausch, der beflügelt und berauscht. das ist schade. unbrauchbare gegner aber gibt es nicht, darauf ist verlass. so sitze ich jetzt hier und überdenke struktur und ansatz des romans, bis hin zu erzählstimme und -stimmung. nichts davon stelle ich in frage, dazu war der angriff zu schwach, zu wenig fundiert. dennoch frage ich mich und finde antworten. ich kläre mich, hebe den blick und verstehe, was ich tue, was ich will.

so soll das, so geht es weiter.

bonding (17)

experimente. etwas anderes bleibt mir wohl nicht in bezug auf das dranbleiben, das mir einfach so im alltag nicht gelingen mag. seit letzen sommer nicht, obwohl ich – immerhin – am thema, im text geblieben bin. das ist ein glück, aber es war auch höchste konzentration und disziplin. und immer noch befinde ich mich in der überarbeitung, gerade mal durch die hälfte des ohnehin schon angelegten materials bin ich seither. das ist unbefriedigend, definitiv. ich bin besser, ich kann mehr. das weiß ich.

daher also nun die experimente. als erstes zusammen mit einer (zufällig zusammengestellten) gruppe, die genau so heißt wie das, was ich dringend entwickeln muß: dranbleiben. an diesem angebot führte kein weg vorbei, bei aller skeptik, schon allein wegen des titels. so bin ich nun also sewit ende mai und bis ende august eingespannt in einen 14-tägigen rhythmus mit einer knapp 10-tägigen arbeitsphase.

rückblickend auf die erste arbeitsphase, die morgen abvend endet, stelle ich fest, daß es durchaus bereits ein wenig funktioniert. ich habe strukturelle arbeit gemacht, bin den vor mir liegenden text durchgegangen, zirka dreißig seiten durchgegangen, die danach statt in vier mit einem mal in sechs kapitel eingeteilt waren. geplant war das nicht, aber es ist sinnvoll, denn noch befindet sich der rohtext in der aufbauphase. er wird also noch wachsen, inhaltlich, in bezug auf details vor allem, vielleicht kommen auch noch kleine schleifen hinzu, von strängen will ich mal lieber nicht reden. aber wer weiß? wie auch imer, das textvolumen wird mit ziemlicher sicherheit nich wachsen. (und später geht es dann ans kürzen, auf jeden fall. das ist der lauf der dinge.) außerdem gegen wohl die arbeitstitelfindung, der beruf meiner ich-erzählerin und ein paar andere kleinigkeiten aus das konto der gruppenbedingten disziplinierung. das ist auch nicht schlecht.

und jetzt sitze ich hier, heute, an diesem superheißen sonntag. und ich schwitze, denn es ist für mich der letzte arbeitstag vor der abgabe. so steht es in meinem kalender. ein kapitel will ich final durchgehen, das vierte, an dem ich schon ostern gesessen habe. auch das habe ich im laufe der arbeit daran noch einmal geteilt, von daher ist es nicht ganz so schlimm. dennoch, zu ostern hat es geschneit, jetzt ist hochsommer. ich muß los, ich muß an die arbeit. jetzt.

bonding (16)

etwas von dranbleiben schrieb ich im april in hamburg. das ist fast zwei monate her, und nichts hat sich getan seither. nein, nicht nichts. aber nur wenig, und nichts davon am text. für einen einigermaßen angemessenen titel habe ich mich entscheiden können. endlich. einer der für die arbeit taugt, immerhin. und meine ich-erzählerin hat mir ihre berufliche ausrichtung verraten. auch das erleichtert mich. es wird für die story zwar nicht besonders wichtig sein, aber dennoch muß ich über die erzählte zeit hinweg, die ja einiges an jahren umspannt, darüberinformiert sein. andere kleinigkeiten noch, die vielleicht gar nicht so klein sind. dennoch fallen sie mir heute abend nicht ein.

doch ja, es geht weiter, mit jedem kleinen fetzen. das alles ist wichtig, ich weiß. noch ermüdet es vor allem, begeistert mich wenig und sitzt nicht auf dem punkt. eher liege ich immerzu hauch daneben.

aber es ist eben noch längst nicht alles erschöpft.

bonding (15)

ich muß dranbleiben, darf mich nicht wieder völlig verzetteln. und darüber den text nicht nur verlieren, sondern womöglich vergessen. also teste ich strategien aus, setze mir zeiten und orte fürs schreiben. heute in einem hamburger café, warum auch immer.

fertig geworden bin ich nicht mit dem anstehenden vierten kapitel. aber besser ist jetzt doch so einiges. überhaupt wird alles immer besser.

bonding (14)

durch die straßen gelaufen, aber nirgendwo eingekehrt. zuviel sonne auf einmal, zuviel licht und blau. und zuviel unruhe in mir, zuviel chaos. kein gedanke an eine titelfindung oder ähnliche kleinteiligkeiten. also radeln, am wasser entlang, und dann eben laufen. ich mag die kleine stadt, die so bieder ist, so sauber, ganz anders als berlin. doch das ist es nicht, warum ich am liebsten bleiben würde. es ist das licht. und das dunkel in der nacht. und die stille, die daraus erwächst.

am abend dann aber noch einmal durch das letzte kapitel, es hilft ja nichts. besser jetzt, klarer und tragender für alles weitere. aber immer noch nicht gut.

morgen geht es zurück nach berlin. wie es da dann weitergeht, kann ich noch nicht sagen. nur, daß es irgendwie weitergehen sollte, diesmal. alles andere wäre fatal. aber schon in den kommenden tagen bleibt kaum zeit. vielleicht sollte ich mich disziplinär selbstverpflichten. jeden tag wenigstens einmal die datei öffenen und reinlesen, notizen machen. das sowieso, eigentlich immer. jede woche wenigstens einen tag reservieren, um weiter am text zu arbeiten, und wenn es nur ein satz ist. oder drei worte. besser wäre natürlich mehr und kontinuierlich voran.

damit wäre das zeitproblem gelöst, vielleicht. das problem der kontinuität. ein anderes aber bleibt. eines, das ich gern vernachlässige, vergesse, weil ich es nicht wahrhaben mag. weil es kaum lösbar ist. die tatsache nämlich, daß es kein gegenüber gibt, keinen mitlesenden, keine kritikerin auf dem weg, keineN lektorIn.

das ist das eigentliche manko, das es so unendlich schwer macht. das ist das, was damals anders war. als ich das erste buch schrieb. und da weiß ich nicht weiter, ganz ehrlich. in einen volkshochschulkurs, wie vor dreißig jahren, passe ich natürlich nicht mehr. das liegt lange hinter mir. alles andere aber, was es da noch so geben mag, hat mich nie gefunden. da war ich wohl schon zu alt und in kein hochschulgeflecht eingebunden. und sowieso viel zu menschenscheu, für alles.

so ist das jetzt.

bonding (13)

das soll erfüllt, und das nicht nur irgendwie. bis auf die letzten fünf seiten fühlt sich alles recht solide bis gelungen an. danach sah es nicht aus in den ersten tagen. das wichtigste: ich erkenne mich wieder im schreiben, ich bin mir vertraut. im moment weiß ich nicht mehr, was all die zweifel immer sollen. da ist nichts, was nicht mehr funktioniert. so wie früher oder eben anders. aber es geht, mit aller leichtigkeit und schwere. eigentlich ist es sogar besser.

die fünf seiten sind auch kein problem. ich bin ja morgen noch hier. oder ich nehme sie mit nach berlin, da muß es ja schließlich auch irgendwie weitergehen. das wäre sogar gut, einen fixen anknüpfpunkt zu haben. möglich natürlich, daß der alltag in berlin das eigentliche problem ist.

wie also geht es weiter, zurück zu hause? wo ich keine tage zur verfügung habe, einen auf den anderen, an denen ich stunden vor dem bildschirm sitzen kann. ende offen, und wenn es zwei, drei oder vier uhr nachts wird. aber auch anfang offen, schlendern, glotzen und hadern. auch das gehört dazu. schreiben braucht so viel zeit. so viel disziplin.

wie also weiter, nächste woche?

bonding (12)

gestern habe ich über einen taubenschlag geschrieben, heute morgen auch nochmal, bei der überarbeitung. eben dann, beim flanieren durch die kleine stadt mit einem schokoeis in der hand, stand ich unvermittelt vor einem. ein taubenschlag, irre. hab ich ja ewig nicht mehr gesehen!

so findet sich alles. auch die dinge.

bonding (11)

die vorgehensweise der letzten monate stellt sich als nicht besonders glücklich heraus, was allerdings auch keine große überraschung ist. nichts, absolut gar nichts habe ich getan, seit ich das letzte mal hier in schreibklausur war. das läßt sich leicht am zeitstempel der datei anblesen: 16. 12. 2017.

also immer wieder von vorn, so fühlt es sich an. auch wenn es natürlich nicht ganz so ist, sondern vielmehr ein durchaus notwendiges wieder einfinden, das dann in einem kleinteiligen überarbeiten ausartet. normalerweise macht mir das richtig spaß, ist eigentlich mein liebstes. routinearbeit zwar, sorgfältigstes überdenken und arrangieren. dennoch toll. aber das dann immer und immer wieder an derselben stelle, alle paar monate, immer wieder die ersten beiden kapitel.

das nervt.

aber das ist jetzt getan, hoffentlich. weiter geht es ab jetzt im text, mit dem richtigen schreiben.

naja, richtiges schreiben. was immer das jetzt wieder heißen mag? oder: wie das wieder ausarten mag!

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