back to the story. grundstruktur und gewebe werden langsam fester. sehr langsam, aber immerhin. fast schon tragfähig. und während die eine geschichte sich ihren konkreten weg bahnt, macht sich bereits eine andere idee bemerkbar. bislang kaum mehr als eine stimmung, eine gegend, wie eine fotografie. noch stumm und regungslos. das wäre was, denke ich, wenn das was würde. aber eines nach dem anderen.
schreiben
totes land (10)
immer noch beim thema waffenwahl. es ist nicht so, daß unklar wäre, ob es eine schußwaffe oder irgendetwas anderes sein soll. das weiß meine hauptfigur durchaus. zwar jetzt noch nicht, aber ich weiß, daß sie es bald wissen wird. nur, warum ist noch nicht geklärt. schließlich macht es einen gewaltigen unterschied, ob sie sich ein solches gerät absichtlich und gezielt besorgt, oder ob das instrument ihr zufällig in den schoß fällt. wobei das ja immer so eine sache ist mit dem zufall in der storyplanung. gar nicht so einfach.
ganz am rande, und wegen luckys bemerkung, fällt mir meine persönliche waffengeschichte wieder ein. kaum zu glauben, daß ich eine solche habe. als stadtkind, meine ich. ist allerdings auch nicht weltbewegen, die sache.
mein opa, der bergmann im ruhrpott, hatte natürlich tauben. und wer tauben im schlag hat, hat auch einen haß auf wildtauben. und deshalb vorsorglich ein paar luftgewehre im schuppen. ich fand die dinger immer klasse, obwohl – oder vielleicht gerade weil – ich sie nicht einmal anfassen durfte. ich habe das natürlich trotzdem immer wieder gemacht, hab ihr gewicht gespürt und sie auf dieselbe art geknickt, wie auch mein opa das gemacht hat. mehr hab ich mich nicht getraut, immerhin hab ich auch meinen opa nie schießen sehen. ich habe mir zwar zeigen lassen, wie die munition aussieht. kleine, wie trapeze geformte metallteilchen. auch sehr schön, diese dinger. aber weiter habe ich mich nicht getraut.
insgesamt betrachtet natürlich alles sehr vernünftig. mein opa hat mir sogar ein holzschwert gebaut, als ersatz, und liebevoll zwei holzgewehre aus einem brett ausgesägt. mit einem loch drin für den zeigefinger und einem riemen dran zum schultern. auch die habe ich geliebt, zumindest solange ich bei ihm zu besuch war.
bei mir zuhause hatte ich die üblichen waffen aus der spielwarenabteilung. solche, wo man knaller reintun konnte. entweder sechs- oder zehn- oder zwölfschußringe aus plastik, die recht zuverlässig schossen. oder wabbelige papierspiralen mit sehr viel mehr schuß, die aber häufig nicht funktionierten. das war zwar wesentlich billiger, aber es sah irgendwie blöd aus, wenn die verschossene papierrolle oben aus der waffe wie aus einer registrierkasse herauskam. (gibt es sowas eigentlich noch? ich war schon lange in keinem spielwarenladen mehr. vielleicht sind kinderleben ja inzwischen völlig gewaltfrei. ;-)
als mein opa starb dachte ich, daß ich gerne die beiden gewehre haben würde. wer denn sonst? natürlich war mir auch klar, daß das nicht möglich sein würde. deshalb habe ich gar nicht erst gefragt. damals war ich gerade erst fünfzehn. so sind die waffen meines opas verschwunden, irgendwann, als meine oma aus dem halben zechenhaus mit garten in eine etagenwohnung umzog. ich habe keine ahnung, wohin.
(dafür hat, nach etlichen jahren, auf vermutlich verschlungenen verwandtschaftlichen umwegen, tatsächlich die bohrmaschine meines opas zu mir gefunden. ein schweres, inzwischen über dreißig jahre altes gerät, für das er selbst den holzkoffer konstruiert hat. das ist doch auch was.)
totes land (9)
in sachen schußwaffen lerne ich, daß es mit klarem, ruhigen gemüt kein besonders großes problem ist, legal in den besitz einer solchen zu kommen. jäger- und schützenvereine bilden da nur die offensichtlichsten möglichkeiten. sammler sein kann man vermutlich auch ganz allein, ohne den schutz oder druck einer gruppe. das ist vielleicht die bessere wahl. aber wo lernt man dann den umgang mit dem ding?
der erwerb von gas- und schreckschußpistolen sowie luftgewehren ist ab achtzehn erlaubt. die dinger kann man auch im internet kaufen, man muß nur irgendwie eine kopie des personalausweises übermitteln. wegen der altersbeschränkung eben. auf der straße mit sich führen darf man solche waffen dann aber nicht. oder nur mit einem kleinen waffenschein, der vermutlich nicht allzu schwer zu erlangen ist. warum auch immer man so etwas mit sich führen möchte. ansonsten darf man nur auf dem eigenen grundstück damit herumfuchteln soviel man will. auch schießen, so wie ich das verstanden habe.
softguns hingegen gelten als sportgerät, vielleicht sogar als spielzeug. keine ahnung, gibt es die in der spielwarenabteilung? ab vierzehn? ab neun? ab drei?
ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll. ich hatte als kind colts und schwere metallknarren, die richtig schön knallen und dampfen konnte. und ich habe sie geliebt, mehr als so manchen anderen spielkram. mit farbpatronen herumzuballern hätte ich vermutlich – für eine weile zumindest – geliebt.
totes land (8)
abwarten, die story sich selbst überlassen. irgendetwas fehlt, ich weiß nicht was. so geht das den ganzen tag. dann fällt es mir wieder ein. plötzlich sitze ich da und recherchiere über schußwaffen. und werde tatsächlich fündig: hübsch, besonders die ppk.
gewisse fragen bleiben natürlich. nicht alles läßt sich googlen.
totes land (7)
die drei kapitel durchgekürzt, anders kann ich es nicht sagen. ist aber gut so. beinah radikal, für meine verhältnisse. jetzt kommt ein brocken, das hab ich im blut. im nächsten kapitel muß das thema auf den tisch, zumindest ein stück weit. anders geht es nicht, sonst schreibe ich mich fest. oder in einen kreis hinein, was noch schlimmer wäre.
kommt davon, wenn man sich eine hermetische hauptfigur baut. da kriegt man dann schwierigkeiten, die geschehnisse klarzustellen. pech. ;-)
totes land (6)
murks. eine langsame steigerung wäre inhaltlich durchaus angebracht, habe ich festgestellt. praktisch gesehen läßt sich so aber nur schwer eine spannung aufbauen. zehn bis zwölf seiten, bis das kernthema (auf dem papier) steht, sind recht viel. und so viel wird es sicher.
das alte problem, literatur vs. lesekomfort. mist.
kürzen, denke ich. oder die chronologie verschränken. mit anderen worten, springen. was wiederum zu literarisch sein könnte. man entkommt dem einfach nicht.
totes land (5)
heute in die gestern so vermißte konkrete arbeit gefunden und das 3. kapitel durchgeackert. dabei festgestellt, daß das 1. und 2. kapitel ebenfalls noch einmal durchgeackert werden will. bin aber noch unschlüssig, ob es nur reine vergeßlichkeit ist oder ob wirklich arbeit ansteht.
andererseits: beim schreiben hab ich mich noch nie selbst betrügen können. fakt ist, daß allzulange pausen in der konkreten textarbeit immer schädlich sind. und auch, daß insbesondere der anfang besser solide gebaut sein sollte.
totes land (4)
nach wie vor bewegt sich das projekt sehr langsam. noch baut sich die struktur, und ich baue kräftig mit. so muß es sein. andererseits ist derzeit noch nicht allzuviel möglich in bezug der konkreten umsetzung, also schreiben. ich sitze am 3. kapitel. bislang sind aber die kapitel nicht sonderlich umfangreich gedacht, dementsprechend sehen sie auch aus. alles bleibt knapp und auf den punkt gerichtet, hoffe ich, selbst in der allerersten fassung. das ist gut so. das gefällt mir. mal was anderes, nach dem stilistisch etwas festgefahrenen geschreibsel der letzten zeit.
die grundlegenden eckdaten sind auch schon seit einiger zeit geklärt. die namen vergeben, die zeitstruktur einigermaßen geregelt. kann also nur besser werden, auch mit der konkreten arbeit.
totes land (3)
arbeiten, schreiben, ist immer auch warten, daß etwas sich zurechtwächst. das neue projekt wühlt derzeit noch tief, pflügt sich eine schmale, kaum sichtbare spur. konkret läßt sich in dieser phase kaum etwas sagen. ich sammle, inwendig zunächst, lasse vieles aber auch wieder ziehen. dinge, die nicht stimmen oder noch nicht vollständig sind. die vielleicht nie wieder kommen. hin und wieder notiere ich einzelheiten. fetzen, haken und ösen. nicht viel.
das denken, die linien und farben, die miteinander spielen, wie von selbst. so wunderbar wie gefährlich flüchtig. wie soll man da sagen: an die arbeit. in diesem zustand, stadium. sprache ist hier kaum mehr als ein stottern. zu recht. alles ist vertrauen. (selten genug, aber hier ist es da. immer.)