am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

tangosüchtig

überproportional häufig wird mir beim tangotanzen mitgeteilt, ich solle nicht soviel denken. nun bin ich diesbezüglich ohnehin von grund auf anderer meinung, ich persönlich kann gar nicht genug denken. und ich bleibe dabei. außerdem ist es mir ein anliegen, an dieser stelle einmal festzuhalten: wer beim tango schwätzt (und nicht schwitzt), denkt zu wenig. (auch ich, mitunter.)

darüber hinaus komme ich nicht umhin, es mir endlich einzugestehen. ich komme einfach nicht mehr los von dem stoff. tango ist mir ein schleichendes, köstliches gift, das sich in meinem fall ausgesprochen langsam in meinem gemüt ausgebreitet hat und sich nunmehr anschickt, mich gänzlich zu fluten. ach.

laufen lernen

wie ich über den tango zurück zur musik gefunden habe, ausgerechnet. über das tanzen, nie zuvor bin ich darauf gekommen. den körper einzusetzen, den ganzen, nicht nur die hände, die stimme, das hirn. schmerzen sind der preis für diese späte erkenntnis, wenn der alte körper bei dem versuch, die verdrehten bewegungen zu meistern, bis an die grenzen geht. heute tief im rücken, bis in die rechte hüfte. nichts neues eigentlich und auch nur, wenn ich mich vorzubeugen wage. von den füßen und den schienbeinen ganz zu schweigen, die sind ständig mit von der partie.

außerdem nach etwas über einem jahr regelmäßigem (rudimentärem) tangogetanze festgestellt, daß ich (immer noch) falsch laufe. tatsächlich. mein leben lang dachte ich, das entengelatsche der kindheit einigermaßen überwunden zu haben. pustekuchen. ich laufe immer noch über die außenseiten der füße und tanze demensprechend, drehe statt mittig auf dem ballen irgendwo weit außen unweit des kleinen zehs. was weder der balance noch der stabilität dienlich ist und deshalb genau an diesem punkt langsam seine grenzen findet.

jetzt muß ich also laufen lernen. und das üben, schritt für schritt, auch auf der straße, fühlt sich sehr, sehr x-beinig an. verdammt.

täglichkeiten

noch vor dem aufstehen ein halbes buch leerlesen, das ist eine überraschung. dann die wohnung nach ebay-verwertbaren gegenständen durchsuchen und fündig werden. fotos davon machen, verkaufstexte vorbereiten und anschließend weiter in dem buch. lesen. plötzlich aufsehen und feststellen, daß jetzt tango stattfindet, in diesem moment. und daß ich dort sein sollte oder wollte, was auch immer. es aber nicht bin.

keinen wunsch haben, diese tatsache zu ändern. stattdessen die restlichen 90 seiten von „Angst“ lesen, heute nacht noch. das wäre dann mal wieder ein buch an einem tag, nach langer, langer zeit. so schwinden die welten, die mir seit jeher unbegreiflich sind. und unerträglich.

oder einfach nur untanzbar. in diesem moment.

was ich beim tango lerne

außer tango natürlich.

verschlossene türen bleiben verschlossen, was immer ich auch tue. das wurde lange vor mir entschieden. ich kann nicht leben, wie menschen zu leben scheinen. ich kann sie nicht erreichen, nicht verstehen. ich kann mich nicht zwingen und sie nicht, daran ist nichts zu ändern, nichts zu retten. doch diese unabänderlichkeit, die beschränkung macht es auch leicht, mitunter.

ich tanze trotzdem, besser sogar.

wenn ich aufhöre, an den türen zu rütteln, die nicht für mich gedacht sind.

tangokrise (die zweite, erst)

gestern nacht mit zwei hölzernen beinen und schweren herzens auf der milonga herumgestanden. heute nacht wird es kaum besser werden, die zeichen stehen schlecht. das mir eigene emotionale equipment befindet sich in einem derart desolaten grundzustand, selten zuvor hab ich das so erlebt. so klar, so nah. oder immerzu, damals. was weiß denn ich?

der letzte rest stabilität steht ständig auf der kippe, aus gründen. aus unausweichlichen gründen.

ja, ich bin bereit.

dazu meine grundsätzliche anfälligkeit für musik beinah jeder art. das ist schlimmer als das mit den worten, die ich ja immerhin beherrschen kann. tanzen dagegen. tanzen? was für eine seltsame idee.

tangopein

das mit dem tango ist so eine sache. die brustwirbelsäule zeigt sich erheblich überrascht von den ersten vorsichtigen ochos, nach kurzer zeit dann schmerzhaft überfordert. ganz abgesehen davon, daß stabilität im sinne von balance eine kniffelige sache ist, insbesondere zu zweit ausgeführt.

noch schlimmer ist nur die sich stetig steigernde schlagzahl von partner – und rollenwechseln. nicht, daß ich nicht folgen und führen lernen möchte, nein. gerne auch im wechsel. aber bitte nicht nach gefühlten 2 minuten gemeinsamen tanzens. danke.

zusammen genommen hat mich der unterricht heute grundlegend erschöpft. nach einer stunde war ich urplötzlich am ende meiner kräfte, hätte auf der stelle gehen mögen. konnte mich vor allem auf keine neue „begegnung“ mehr einlassen, nichts mehr sehen, kaum noch hören oder verstehen. langsam fängt das ganze an, mir peinlich zu werden. beinah wie damals bei den bandproben, wo ich vor anstrengung und lärm tatsächlich mitunter flüchten mußte.

fazit: neues scheitern in aussicht. schade.

wie sagt man einem lehrer, daß er grad beim lernen stört? (einem tangolehrer zum beispiel.)

tangogewölle

das, was ich heute in der tangostunde verzapft habe, fühlte sich an wie häkeln mit feuchter wolle. (plötzlich grausige erinnerungen an den schwer verachteten handarbeitsunterricht.)

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