am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

branding/61

buddha am schreibtisch

letzte tage in wien, (fast) alle ohne schreiben, aber bei weitem nicht ohne arbeit. das hirn hat sich langsam wieder gelockert, und wenn diese windungen sich wieder regen, ist sowieso bald kein halten mehr. das thema ist gesetzt, die struktur vorgegeben, es hilft ja nichts. es muss leben hinein.

neben der imagination existriert in der schreibarbeit ja immer auch die planung, das ist ein nicht zu verachtender aspekt. es wäre fatal, würde ich nicht verstehen, das was unbedingt gesagt sein muss, an der richtigen stelle unterzubringen. und zwar ohne, dass es dort wie aufgesetzt oder eingepflanzt wirkt. ein fremdkörper, der nicht anwachsen mag. das geht nicht. es gilt also zwei extrem unterschiedliche elemente miteinander zu verbinden, das freie schwingen und der zugzwang. doch nur so kann es gelingen.

angst macht mir das nicht, das macht die erfahrung in mir, ohne dass ich immer weiß, was ich tue. aber schön wird es erst im moment des tuns, also im schreiben selbst. und da muss ich ab jetzt wieder nach zeitplan agieren. morgen geht es zurück nach berlin, mit einer recht ungünstigen zugverbindung, die noch dazu bereits als instabil angekündigt ist. außerdem mit umsteigen, da komme ich vermutlich nicht recht in die konzentration. und am montag geht es gleich zurück in die arbeit, das habe ich nicht gut bedacht.

aber abwarten. warten, warten, warten. mein lieblingsspiel. (nein!)

ein paar dinge habe ich heute zum glück durchdenken und notieren können, soviel zeit muss sein. in einem ausgesprochen gut geeigneten café übrigens, gleich in der nähe, an dem ich dieser tage schon ein paar mal achtlos vorbeigegangen sein muss. (naja, achtlos. es war halt sehr voll, da vermutete ich keinen platz für mich.) es ist gut, dass ich das noch geschafft habe, heute, das wird helfen. aber es macht mich auch wieder wirr und angespannt, denn es ist viel. so viel noch, was da verflochten werden will. das wird den text, und damit die arbeit, wohl eher nicht verkürzen.

dennoch: langsam wächst in mir der eindruck, dass der text letztendlich nicht mehr schiefgehen kann. endlich!

schreibzeit/95

großteil der schreibzeit war auch heute wieder wienzeit, vielleicht auch eher laufzeit, im regen. das kann wien dann also doch, so ein dauerschmuddeliges regenwetter. allerdings ohne richtigen regen, nur so tröpfeln, ab und zu. nee, eigentlich andauerndes dauertröpfeln. morgen soll es besser werden.

ich tue also alles andere als schreiben. ich mache zeug, damit das schreibhirn sich lockern kann. denn was immer ich tue, wohin ich auch gehe, alles ist jetzt in der pflicht. naja, fast alles. aber es muss dieses manuskript fertiggestellt werden, um beinah jeden preis. selbst das schlafen ist aktuell nur diesem einen ziel unterworfen. mein ich ist eine dikatur, ein schurkenstaat, inklusive zwangsarbeit derzeit.

nach dem zeug, den erledigungen, weil es so schön ist, punkte von der liste zu streichen, und dem herumlaufen im regen, war dann auch tatsächlich auf einmal ein wenig raum. so habe ich nicht nur den zweiten teil, sondern gleich beide, noch ausstehenden teile, völlig neu durchstrukturieren können. fünf seiten, locker gefüllt mit stichworten. dazwischen ausreichend freiraum, spielraum für später. das alles, damit hatte ich nicht gerechnet.

um meine imaginationsräume zu öffnen. so sage ich, und genau so stimmt es. auch wenn ich sie gerade nicht so recht spüre, diese räume. sie sind halt zu, derzeit. und ich kann sie nicht mit gewalt öffnen, nicht die tür einschlagen, um in die arbeit zu kommen. es gibt keine tür, es gibt also auch keinen weg.

nicht in mehr in wien, zumindest. denke ich. obwohl ich noch zwei tage hier habe und dann die rückfahrt, dauert ja auch fast einen tag. leider nicht ein einem zug, sondern mit umsteigen in nürnberg. daran hab ich ja keine gute erinnerung.

okay, das ist also mein job. von außen betrachtet ergibt das alles sicher wenig sinn. aber derzeit ist es eben so: ich bewege ich mich von einem tag zum anderen und fahre weitgehend auf sicht. mehr ist nicht möglich. ich muss mir erst einmal selbst hinterher.

branding/60

buddha am schreibtisch

es regnet wieder in wien. heute also zeit für zeug. wäsche waschen, einen kleinen übersetzungsauftrag fertigstellen, haare waschen und glasflaschen wegtragen. außerdem natürlich wieder mal den schreibfortschritt verbloggen.

drei teile soll das sechste kapitel bekommen, sechzig seiten vielleicht. so der plan. in wien im oktober wollte ich die grundlage legen, für alle drei teile. naja. erst planen, dann lachen. genau das mache ich jetzt.

die ersten fünf bis sechs tage meines aufenthalts hier habe ich ausschließlich den ersten teil erstellt. zuerst überraschend ruhig, weil es da noch ums fahren geht. dann in die rückblicke, die es in sich haben, mehr als ich erwartet hatte. anschließend in etwas geraten, was ich schreibirrsinn nennen möchte. eine verzweifelte bewältigung des materials, das sich ohnehin nicht an einer timeline orientiert. dennoch aber eine bewältigung fordert, wiel all das ja doch irgendwie in eine sprache muss. (nicht aufs papier.) es hilft ja nichts. damit verbunden ist die erfahrung von verlust, immer.

sechundzwanzig seiten also sind einigermaßen stabil fertiggestellt, in knapp einer woche. das ist viel, unfassbar viel im grunde. denn diese seiten sind sauber bis ins letzte ausgearbeitet. also für einen ersten entwurf, der nach fertigstellung der beiden weiteren teile auf jeden fall noch einmal überarbeitet werden muss. das ist keine frage, das ist eine absicht. ein muss.

danach aber war schluss, mehr schaffe ich einfach nicht. die eigenen grenzen sind nicht zuletzt auch physisch, und wie immer markieren sie die fehlerhaftigkeit eines jeden plans. allein für teil zwei gibt es noch einiges an vorarbeit zu leisten, viel zu lesen und zu denken. zum teil mache ich das jetzt. ich fülle das bereitstehende personal mit leben, denke mir namen aus und worte, die gesagt werden könnten. vielleicht gesagt werden müssen. manchmal morgens früh im bett, noch vor dem aufstehen. manchmal abends auf dem weg ins bett. schreiben ist immer, auch in all den anderen dingen meines lebens. (und es ist ja auch nichts, kein spiel. es muss ein abschluss werden.)

fetzen sammeln, sie mit in die kiste werfen, in der der zweite teil wartet. abwarten. auch das gehört dazu. ich fürchte, das ist das, was ich am schlechtesten kann. warten. und wachsen lassen.

wienzeit

statt schreibzeit sosagen, sonst wäre ich am ende zehn tage in der stadt gewesen, ohne wirklich in der stadt gewesen zu sein. das ist mir im sommer schon passiert, und das war ziemlich blöd. dem text ist es zugute gekommen, ja. aber mir nicht so wirklich.

für diesmal heißt es: die letzten tage waren reine schreibtage, bis heute. und zwar in dem muster, wie ich es hier schon festgehalten habe. also mit einer kleinen mittagspause irgendwo unterwegs in wien, für ein besseres funktionieren. schreiben hat ja immer auch etwas physisch anstrengendes, und das nicht nur, weil ich dabei auf enem blöde küchenstuhl vor einem bildschirm hocke.

die letzten tag waren außerdem zwar alle recht mild, aber auch ein klein bisschen verregnet. heute gab es dann sonne satt, da konne ich nicht anders. und musste noch einmal deutlich ausgedehnter ein weiteres stück wien erkunden, das mir bislang noch weitgehend unbekannt ist.

also zum schottenring gefahren und von dort aus in die berggasse, zum freudmuseum spaziert. ich war nicht sicher, ob ich auch hineingehen wollte. (wollte ich dann nicht.) aber ich wollte die gegend sehen, deren name mir bislang nicht einmal geläufig war. rossau, nie gehört. aber beachtlich, ganz anders als der bereich um den westbahnhof, in der ich mich hauptsächlich herumtreibe. aus gründen. allerings auch definitiv in der kathegorie unerschwinglich. (unleistbar, wie es hier heißt.) was schade ist, denn dort war es streckenweit sehr, sehr ruhig. und viel sauberer als hier. (fünfhaus, wenn ich mich nicht irre.)

weil ich eben schon schottentor statt schottenring geschrieben habe, fahre ich vielleicht morgen zum schottentor, steige dort aus und schae mal. obwohl ich da sicher schon war, aber mal sehen. es ist ja immer wieder überraschend , wenn in fremden städten so nach und nach die bekannten bereiche zusammenwachsen. ganz überraschend mitunter, an rändern, an denen man es nicht erwartet.

und gestern übrigens, da bin ich die pumpendorfer gegangen, von der u-bahn-station bis zum raimundhof. das war nicht so schön. das ist keine gute straße, zum laufen zumindest.

schreibzeit/94

was das schreiben angeht bin ich ja ein monster an disziplin, und das ganz besonders, wenn ich extra dafür wegfahre. ich gebe zu, ich zähle immer wieder die seiten, schaue dann auf die verbleibenden tage und versuche eine prognose. versuche vorab zu planen, was ich noch schaffen kann, in der verbleibenden zeit. natürlich angepasst an das material, damit ich das schreiben später auch wieder in die brotberufe einpassen kann. so läuft das, immer.

am schlechtesten allerdings bin ich beim einschätzen der eigenen kraft. ich denke nicht nur, ich weiß, dass ich mich überfordere. leider fällt mir aufgrund dieses wissens keine vernünftige handlungsstrategie ein, die nicht zu gunsten meiner schreibzeit ginge. alles, was ich versuche, bleibt letztendlich unzulänglich. in der ersten halben woche, hier in wien diesmal, versuche ich es mit so etwas wie mittagspausen. ich arbeite zusammen mit dem frühstück, dann dusche ich, ziehe mich an und gehe hinaus. zu hause würde ich das nicht tun, denn da ist ja nur berlin. hier aber ist wien, da macht das sinn.

und heute ganz besonders.

gestern nacht hat es geregnet und ein bisschen gestürmt vielleicht. heute morgen war es trüb, da habe ich viel erledigt gekriegt. so war es schon nachmittag, als ich endlich rauskam. die gegend hier kriegt mich, jeden tag ein bisschen mehr. ich erinnere mich, dass ich schon einmal genau hier herumgelaufen bin. als ich die meldeadresse meines opas herausgefunden habe, damals, aber da war meinwien noch anders, noch nicht so sehr meins.

ich laufe also zur gumpendorfer hinunter, bis dahin ist es nicht weit, und dann mit der u-bahn. dann verfahre ich mich, finde mich wieder, und laufe vom westbahnhof wieder zurück, die äußere mariahilfer hinauf. (sagt man so, ich meine weg von der einkaufsmeile.) ich weiß, dass ich so wieder an dem haus vorbeikommen werde. den heute rosafarbenen gründerzeitgebäude, in dem meine uroma mit meinem opa. davon gehe ich aus, zumindest mein opa war hier gemeldet.

als ich am eingang vorbeikomme bleibe ich stehe und schaue hinein. ich war schon einmal drinnen, damals. ich muss nicht mehr, denke ich. es ist ein riesiger komplax, das sieht man an den vielen klingeschildern. da kommt ein mann, der will hinein, und ich mache ihm platz. schaue auf die schlüsselboxen, und frage mich, ob ich mich auch hier einmieten könnte.

als ich wieder hochschaue hält mir der mann die tür auf und sagt: bitte!

ich lasse mich nicht bitten, also bin ich doch wieder drinnen. und ich sehe mich gründlicher um, weil ich weniger angst habe. ein paar jungs toben durch das großzüge treppenhaus, bis sie sich vor mir erschrecken und artig grüßen. bevor sie weitertoben.

ich gehe noch einmal bis fast nach oben. da habe ich nichts verloren, denn da war die wohnung nich. ich gehe also wieder hinunter und schaue mir die andere haushälfte an. es ist die schmalere, mit dem kleineren treppenhaus und ohne ausladen flure. eigentlich gibt es auf der seite gar keine flure. nur die stiegen und die türen, je zwei nach vorne und zwei nach hinten. es ist auch die seite, die älter riecht. muffiger, aber bis ganz unten, wo die keller beginnen, gehe nicht.

ich bleibe auch nicht lange, aber ich nehme ein geschenk mit am ende. ein buch aus der grabbelkiste, die es auch hier in den häusern gibt, wie in berlin. ein österreichisches wörterbuch von 1979.

ps es gibt auch bilder. (achtung, insta)

branding/59

buddha am schreibtisch

ich bin zurück in meinem angestammten schreibrhythmus, arbeite eines nach dem anderen ab und mache keine experimente mehr. also einfach mal im siebten und letzten kapitel herumbasteln, bevor das sechste auch nur begonnen ist. nein, das mache ich nicht mehr.

und ich bin in wien, wieder einmal.

während der zugfahrt habe ich die ausstehende arbeit erledigt und den groben ablauf ins manuskript gekritzelt. also das, was ich in der vorbereitung hätte machen wollen, wozu ich aber nicht gekommen bin. das war eine interessante erfahrung, denn aufgrund der zugsituation, die mir mehr zeit und weniger ablenkung beschert, ist diese ausarbeitung wesentlich detaillierter geraten. es war einfach mehr raum da, schon dabei struktur und abfolge mitzubedenken. das gefällt mir. das ging im übrigen recht schnell, ich hatte noch stunden zeit, um herumzuträumen und musik zu hören. das alles mit freier sicht nach vorn, am lokführer vorbei. das war ebenso genial, wie auch ermüdend, und hat mir die eigenartige erfahrung von sekundenschlaf beschert. irgendwie schön, aber irgendwie auch nicht. lokführer wär jedenfalls nichts für mich.

seitdem sind drei tage vergangen, und ich bin am und im text vom ersten tag an. obwohl gerade da natürlich auch anderes zeug ansteht. die wohnung schreibkonform umorganisieren, den kühlschrank befüllen und all das besorgen, was die wohnung nicht oder nicht ausreichend bereitstellt. klopapier, zum beispiel, spülschwämme und kleine löffel. (dafür gibt es geschätzte fünfundzwanzig messer!) und das bereitgestellte kaffeepulver ist ja auch immer muffig alt.

done!

das sechste kapitel teilt sich in drei teile, das habe ich vor wochen schon entschieden. und das kommt mir nun sehr entgegen. ich arbeite mich durch den ersten teil, der viel mit motorrädern und englischen landschaften zu tun hat. ein bisschen mit fehlenden finanziellen mitteln und lästigen deutschen. ich komme gut voran, morgen oder am montag spätestens sollte ich damit durch sein.

der folgende teil wird schwieriger, weil ich da noch so einiges finden und erfinden muss. derzeit gehe ich also davon aus, dass ich ber diesen zweiten teil nicht hinauskommen werde, den dritten also unbearbeitet lassen muss. zumindest weitgehend, da bin ich ziemlich sicher.

ich habe aber nicht den eindruck, dass das ein problem sein wird. das ende des sechsten kapitels ist das eigentlich ende. nicht das siebte kapitel, das eher eine art epilog ist. für den dritten teil sollte ich mir also zeit nehmen, freiraum und geduld.

es ist also alles ganz gut, so wie es ist. fünfzehn seiten hat teil eins bislang, mehr als zwanzig sollen es nicht sein. und die ausarbeitung ist auch schon wesentlich präziser als sonst.

außerdem habe ich vermutlich zeit bis ende dezember. dann, oder spätestens im januar, steht das nächste coaching an.

also läuft!

echtes handwerk

am morgen, nicht allzu früh, ein kleiner schock. als das radiofeature, das ich noch im bett zu hören begonnen habe, plötzlich abbrach, und ich feststellen musste, dass das wlan ausgefallen war. nach zehn bis fünfzehn minuten leicht panischem herumprobieren, alle kabel checken, den router neustarten, dann nochmla und noch einmal, da ging es auf einmal wieder. da war ich kurz davor, den vermieter kontaktieren zu müssen, um ihm, leicht panisch, meine missliche lage darzulegen: also nein, ich bin hier nicht im urlaub, ich arbeite, ich muss also ein netz haben. sofort.

wie elend das doch alles ist. das erste buch habe ich ganz ohne geschrieben, aber immerhin auf einem computer.

dennoch: die wohnung, die mir gestern noch ein wenig unheimlich war, gefällt mir heute deutlich besser. eingerichtet ist sie ziemlich scheußlich, da gefällt mir wirklich nichts. auch die baulichen gegebenheiten sind eher fragwürdig, die heizung macht mitunter geräusche wie ein formel1-rennmotor und die klospülung scheint jedesmal zum abschluss aus den badewannenabfluss zu rülpsen. auch der blick aus dem fenster ist ein wenig traurig. an dieser stelle ist die straße schmal, deshalb schaue ich vor allem in die gegenüberliegenden fenster. aber gut, ich bin hier auch im ersten stock, und es gibt von drüben auch eine schöne reflektion des sonnenlichts von der fassade.

die gegend hingegen gefällt mir sehr, ich bin froh über meine entscheidung, diesmal genau hierher zu kommen. bislang war ich in der gegend ja nur herumspaziert, jetzt bin ich da. und ich erkenne eine art leichtigkeit. es ist alles gut durchwachsen, es gibt enge und weite momente. es gibt richtige dönerbuden, diverse alternativläden und echtes handwerk. es ist also keinesfalls so posh wie in neubau, und das ist gut so. ein bisschen dreckig ist es auch, aber nicht so sehr wie in neukölln. vielleicht komme ich wieder, im sommer.

von hier aus kann ich zum auer-welsbach-park spazieren, ich muss einfach nur der straße folgen. dort angekommen überkommt mich doch wieder der tiefe wunsch, doch noch einmal den ort wechseln zu können. herkommen zu können, für immer. das ist beängstigend, das geht einfach nicht weg. obwohl es nicht klug ist, diesen gedanken weiterzuverfolgen.

aber es hilft ja nichts. auf dem weg zurück fragt mich eine frau, ob ich von hier sei. ich schüttle den kopf, sage spontan naaa, mit einem langgezogenen a. und bin im gleichen moment peinlich berüht von meinem albernen versuch, aus tiefstem inneren offensichtlich so tun zu wollen, als sei ich eben doch von da. nein!

wien kann übrigens schon auch ziemlich überraschen. als ich mich das erste mal genau hier umgesehen habe, das war vor etwa drei jahren in etwa, schätze ich. da habe ich auch berichte gelesen, die einen umbau der äußeren mariahilfer ankündigten. und jetzt, jetzt ist das doch tatsächlich schon umgesetzt. da ist man als berliner*in ja platt. es ist fertig, richtig fertiggebaut, bis ziemlich genau zu dem haus, in dem mein opa damals. also hier, genau hier. und direkt gegenüber wird auch mächtig gebaut, eine stadtoase. wow!

wobei: eines muss ich jetzt mal klarstellen, auch für mich selbst und für das möglicherweise nächste buchprojekt. es ist nicht der opa, um den es geht. über den wird bald alles gesagt sein. eigentlich geht es um seine mutter, meine urgroßmutter, von der ich so gut wie nichts weiß. nicht einmal ihren vornamen. was ich aber weiß, ist hochspannend. das reicht für einen anfang. denn immerhin trage ich ihren nachnamen, von dem ich immer wusste, dass ich nie hergeben würde.

meinwien ist anders

wie immer, die geplante reise angetreten, ohne wirklich reisen zu wollen. das kenne ich ja inzwischen von mir, dass ich bereits im voraus reisemüde bin. das muss ich hier eigentlich auch nicht noch einmal erwähnen. nein, ich bin keine reisende. tue es aber dennoch, wenn es sein muss. weil es sein muss.

wien empfängt mich windig und kühl, schwer wolkenverhangen, aber ohne regen. das war gestern, nach einer langen zugfahrt, vorn im ersten wagen, auf dem panoramasitz. die scheibe war natürlich vernebelt, also habe ich getan, was ich tun muss und tun will. den rechner ausgepackt, die papiere dazu und in das bestehende chaos eingetaucht. daraus dann in drei stunden drei seiten zusammengeschrieben. noch nicht den text, erstmal nur die struktur. selbst dazu bin ich ja in der letzten woche nicht mehr gekommen. die arbeitszeit im zug war also ganz anders als bislang, wo ich gleich in den text springen konnte. möglich, dass auf diese weise mehr ruhe ins schreiben kommt.

heute ist das wetter hervorragend, solide zwölf grad, viel sonne und wind. also in der sonne gut warm und im wind recht frisch. morgen soll es ähnlich sein, in der nächsten woche dann richtig toll. die wohnung ist so lala. wieder eine, die eher etwas seltsam ist. das schlafzimmer hat keine tür und liegt direkt gegenüber des eingangs. das bad riecht seltsam, aber das liegt wohl an dem blauen klodeozeug, das bei jedem spülen aktviert wird. sage und schreibe elf plastikblumentöpfe stehen hier herum, die hab ich als erstes alle zusammen in eine ecke plaziert. da können sie gerne ein rudel bilden. außerdem darf ich nur die beiden handtücher nutzen, die mir bereitgelegt wurden. jedes weitere kostet drei euro. aber mit keinem darf ich mir die haare trocken, wenn diese gefärbt sind. wobei: nee, meine haare haben ja schon lange keine farbe mehr. da bin ich also raus.

die stadt überwältigt mich nicht mir auf anhieb, mehr ein wenig verzögert vielleicht. die rasanten u-bahn-rolltreppen überraschen mich nicht mehr, ich richte mich schon im vorfeld darauf ein. ich stehe vor straßenbahnschienen nicht mehr blöd herum und suche nach der ampelregelung. ich weiß, dass es keine gibt, dass es an mir ist, auf straßenbahnen zu achten. lediglich deren laute warnzeichen, immer und überall, erschrecken mich noch. aber wenn ich wieder schöne neue worte lerne, heute zum beispiel „wasserrohrgebrechlichkeit“, mit betonung auf rohr, wenn ich mich verhört habe. das war eine durchsage in der straßenbahn.

dass sich meinwien so ändert, liegt mit sicherheit auch daran, dass der wienteil des manuskripts fürs erste abgeschlossen ist. aktuell bewege ich mich in england, von wien aus, was aber ganz gut zu funktionieren schein. dahin reisen kann ich aktuell nun wirklich nicht. das andere ist, dass ich von hier aus jedesmal, wenn ich ein paar schritte bis auf die hauptstraße, die mariahilfer gehe, unmittelbar auf das haus schaue, in dem der opa gelebt hat. ich fahre mit der straßenbahn daran vorbei, und das erkennen dieses gebäudes macht es mir leicht, die richtige haltestelle zu erwischen.

dahinter wiederum liegt noch etwas anderes. die nächste buchidee, ein neues manuskript, dessen titel schon so lange feststeht. und das mit dem jetzigen eng zusammenhängt, mehr noch als mit den davor. mit dem aber auch.

wenn ich das noch tun will, wenn ich also einen kleinen funken sinn darin erkennen kann. dann muss ich wiederkommen, in mein anderes wien. denn dann gibt es hier viel zu tun.

bausteinsonntag

ein scheißsonntag, aber das nötigste ist geschafft. das wichtigste, wollte ich schreiben. 8 pdf mit fast 30 mb wurden ans finanzamt übermittelt. 3 tage vor fristende, weil es ja muss. wenn die frist abläuft, bin ich schon in wien. weg von allem, los. 12 tage immerhin. doch auch da ist ja arbeit, ein neues, ein letztes kapitel.

das dann auch noch ein wenig zu verteifen, wenigstens ein bisschen besser vorzubereiten, das habe ich nicht mehr geschafft. vieles ist mir heute von der liste gerutscht, weil es mir brennt in den augen und pocht im nacken. oder im kiefer, im ohr vielleicht. ich weiß es nicht so genau. ich hoffe nicht, dass ich noch einmal eilig zum zahnarzt muss. das hatte ich eigentlich in den oktober legen wollen, auf jeden fall nach wien. aber liegt das in meiner hand?

ersatzweise habe ich ein wenig kopflos mit dem packen begonnen. keine ahnung, ob das besonders sinnvoll ist. da hinein kam dann eine db-mail, die mir mitteilt, dass meine lange gebuchte rückfahrt so nicht funktioniert. das hat mir dann den rest gegeben, damit war nichts mehr an zielgerichtem denken oder gar handeln in reichweite. wenn man einmal in den fängen von textbaustein-emails landet und sich anschließend mit den textbausteinen der db-eingabemaske konfrontiert sieht. (dabei war die lösung letztendlich recht einfach. die zugbindung ist aufgehoben, ich musste nur zwei neue sitzplatzreservierungen machen. und bin am rückreisesonntag zirka zwei stunden später in berlin.)

mir fällt gar nicht ein, ob ich etwas kluges gemacht habe, heute, oder etwas schönes.

immerhin habe ich die wohnung in wien noch einmal recherchiert. zwei betten habe ich da zur auswahl, dazu noch ein schlafsofa. einen schreibtisch gibt es aber auch, zumindest ist da beschrieben, dass man sich einen ausklappen könnte. aber das beste, das wunderlichste vielleicht: die wohnung liegt – luftlinie – keine 200 meter entfernt von der letzten adresse meines opas vor über hundert jahren. (und nicht ein paar kilometer, wie ich im sommer irgendwo behauptet habe.) das wird seltsam.

wenn ich im herbstlichen wien das hochsommerliche englandkapitel schreibe. vielleicht schon im zug, aber ganz sicher ab donnerstag. was hift eigentlich besser gegen zahn- oder kiefer- oder nackenschmerzen? 2 oder 3 ibu? oder besser gleich schnaps?

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