am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

#insight

draußen ist es strahlend und knackig kalt, schon den ganzen tag. es scheint sehr ruhig, die meisten menschen gehen oder fahren einzeln oder in kleinen gruppen. am morgen ein umzug, das ist sehr schlechtes timing. aber woher hätte man wissen sollen. und wegen der ansammlung der substitionierten vor der arztpraxis, wie jeden morgen, hat wohl jemand die polizei gerufen. oder sie ist einfach zufällig vorbeigekommen und wollte oder musste sich kümmern. vor dem späti bildet sich gelegentlich eine schlange, das gefällt mir. drinnen ist es eng, da passen jetzt höchstens zwei personen. besser nur eine. und die tür steht den ganzen tag offen. für die kleine biergruppe, vier oder fünf person, ein paar schritte abseits des spätis, kam keine polizei. obwohl die sich lange dort amüsierte, mehrere stunden. auch nicht neu, die sind dort zu hause.

ich war drinnen, den ganzen tag. und hier bleibe ich, ist ja auch kalt draußen. eigentlich hatte ich noch brot kauf wollen, ganz früh. aber ich habe noch sowas wie brot, ich muss also nicht. ich esse nicht viel. ich arbeite, ich schreibe. ich schlafe tief und selbstverständlich, das überrascht mich. ich träume nicht, weder schlecht noch gut. also vermutlich gut, sonst würde ich mich erinnern. ich will mich erinnern in den nächsten tagen und wochen, früher konnte ich das auch. ich will bei mir sein.

ich bin jetzt schon bei mir, wenn ich wach bin. wenn ich hier bin. sieht ganz so aus, als könnte ich die dinge mal zuende denken. ausnahmsweise.

in den staaten horten sie jetzt waffen, nicht klopapier. (oder whisky, wie in schottland.) habe ich eben gelesen und gestern schon gehört. was ist das für ein land, in dem die angst vor menschen, den mitmenschen, den nachbarn, größer ist als die vor dem rasanten virulenten programm, das sich der menschheit als transportmittel bedient.

bonding (95)

ich bemühe mich, was sonst soll ich tun. ich kann nichts anderes, also schreibe ich. und es geht wieder besser heute, nachdem mich die letzten tage fürchterlich desorientiert haben, zu durchdrungen waren sie von der wirren welt da draußen.

gestern habe ich zwar auch gearbeitet, kann mich aber kaum erinnern, was genau ich getan habe. heute morgen bin ich dann, gleich nach dem wöchentlichen einkauf, direkt an den schreibtisch. und bin bis gerade eben dort sitzen geblieben. (nein, ganz so schlimm war es nicht. ich bin auch mal aufgestanden.) das war gut. ich habe viel geschafft, ich bin zufrieden.

dabei war viel zu tun: die misslungene handlungsebene einer seitenlangen dialogpassage musste von grund auf durchsortiert werden. inhaltlich stimmte so gut wie alles, nur die handlungsabfolge war ein desaster. das hatte ich sogar schon selbst gemerkt, bevor es mir gestern vormittag dann auch noch explizit aufgezeigt wurde. ich hatte nur den nerv nicht, an den tagen davor, mich intensiv da hineinzubegeben. keine konzentration, nur stress und die wirre welt da draußen. deshalb wollte ich wohl versuchen, mich mit ein paar groben korrekturen aus dieser pflicht herauszuwinden.

also heute dann, es hilft ja nichts. da habe ich zum ersten mal seit langem mit papier und markern gearbeitet. arbeiten müssen, wei der kopf allein es nicht halten wollte. umgeben von dieser wirren welt. unter normalen umständen wäre ich sicher schneller gewesen, das stimmt. aber das resultat ist dennoch okay. denke ich. ich schau mal morgen.

weitere drei seiten sind noch offen, ebenfalls für morgen. mit diesen stünde dann so in etwa die hälfte des letzten kapitels. fest auf den beinen, ohne das sich noch darum bangen müsste.

anschließend geht es natürich weiter. der letzte satz steht bereits da. das sagte ich das schon, oder?

stayhome

die letzten tage haben mich zunächst weitgehend sprachlos gemacht. nicht ganz schreibfrei, das nicht. immerhin. doch musste ich so manches lernen und organisieren, um mein leben irgendwie weiterzuleben, in den kommenden wochen und monaten. klar ist dennoch so gut wie nichts, das denken stößt schnell an ein ende dieser tage. oder das planen, das wünschen, das träumen. selbst das hoffen. der kalender ist plötzlich weitgehend leer. es ist keine zwei wochen her, da habe ich um jeden moment gehofft und gekämpft, der für mich allein und für mein schreiben geeignet sein würde. terminfreie wochenenden habe ich hier wie trophäen präsentiert. alles arbeit, arbeit, arbeit. immerzu.

jetzt sitze ich hier und versuche zu begreifen, dass ich womöglich die kommenden wochen hier bleiben werde. in meiner wohnung, allein. dabei habe ich arbeit, und auch sonst habe ich zu tun. viel zu tun, weit darüber hinaus. das ist gut. die voraussetzungen sind also so schlecht nicht. darüber hinaus kann ich mit mir umgehen, ganz für mich. ich kann mich ertragen, mich auf mich verlassen. ich verfüge über erfahrung und technik. lange ist es her, dass ich das gelenrt habe. lernen musste. und lieber bin ich mit mir allein eingesperrt, heute, als noch einmal mit denen, die damals meine meister waren. und ich die ihre, meisterin.

danach. gibt es ein danach? ich werde anders sein, wie alles anders sein wird. hoffentlich. oder auch tot, wie mir eben noch einmal vor augen geführt wurde. ich wünschte, ich könnte das vergessen. mich selbst davon überzeugen, dass ich ich nur am rand des risikos schwimme. statistisch gut aufgehoben, wenigstens heute nacht. doch natürlich bin ich auch als randerscheinung teil des risikos, das stimmt. alterbedingt und auch sonst. immunzeugs.

ich atme durch. ich atme. diese permanente risikokanalyse. das ist nicht wichtig, denke ich. es ist albern. selbst wenn es mich erwischen sollte, dieses risiko. auch diese technik beherrsche ich, letztendlich.

schreibzeit (43)

es ist seltsam. zu schreiben, während um mich herum alles wankt, auch in mich hinein natürlich. keine ahnung, wie die nächsten wochen aussehen werden. an monate vermag ich kaum zu denken.

seltsam auch, in diesem zustand in das letzte kapitel zu gehen. für das ich so ziemlich alles schon weiß, bis hin zum letzten satz. der steht nämlich bereits da, rein provisorisch natürlich. dazwischen ist wenig raum für improvisation, die dann aber dennoch geschieht, mitunter sogar massiv. da bin ich immer wieder überrascht.

schreiben ist so anders als das, was derzeit real geschieht. wo von stunde zu stunde sich immerzu alles dreht, verdreht und verwirrt. ich trau mich kaum hinsehen. wenn ich ins schreiben hinein versinke, verschwindet alles das. wie eben alles verschwindet, im flow oder strom. was immer es ist. auch eine welt, eine andere aber. eine ohne spuren, ohne macht und verzicht. eine gute welt, im grunde. einer verlorene, wenn das wort verklungen ist. leider.

wenn ich daraus wieder auftauche, dann lese ich und lerne. damit ich weiß, was ich tun sollte, in nächster zeit, was ich tun muss. und was nicht, das vor allem. ich denke darüber nach, ob ich wirklich am öffentlichen nahverkehr teilnehmen sollte. wie ich es im grunde gleich am montag wieder muss, wenn ich im büro erwartet werde. und dienstag und mittwoch auch. ich suche nach einer lösung und finde, dass ich mir so schnell wie möglich einen bürorechner für zu hause einrichten (lassen) sollte. für alle fälle, wer weiß schon, was in einer woche sein wird. oder in zwei oder drei wochen vielleicht.

na, mal sehen, was mein chef dazu sagt, gleich am montag. aber das machen längst schon einige in der firma, das sollte kein problem sein. hoffe ich zumindest, auch wenn es mir im grunde nicht gefällt. ich will nicht mein schreiben und meine sonstige arbeit vermischen mit dem brotbürojob. am selben ort, am selben tisch, mit demselben blick. das ist mir nix.

dann höre ich auf damit, dem lesen, lernen und denken. und ich schreibe wieder. und wundere mich, dass es überhaupt geht.

abschlüsse, ausschlüsse, einschlüsse

alles wird abgesagt. die buchmesse, konzerte und theater, kino vermutlich, die re:publica, tango und sämtliche irgendwie vorgemerkte milongas. mehr ist es ja für mich nicht. und seit jeher bin ich gut genug für mich, so bin ich geboren.

außerdem habe ich zu schreiben und nun also wirklich zeit genug für ein gutes ende.

dennoch bin ich ein wenig irritiert ob der bevorstehenden isolation. dass ich außerdem drei tage die woche s-bahn oder u-bahn zur arbeit fahre. das lässt sich eventuell lösen, indem ich den verbrennungsmotor alsbald aufleben lasse.

e-bike wäre natürlich schöner, ja. aber. auch nicht ungefährlich.

fülle

auf dem weg zur arbeit höre ich keine musik derzeit. ich höre mitschnitte von lesungen, zu denen ich nicht hingehen konnte. weil ich von nichts wusste oder keine zeit dafür hatte. ein hoch auf das internet und sein umfangreiches download-angebot. ich höre sie zweimal oder dreimal, pures gerede, wie musik. und ich lerne, mich zu sehnen. ausgefüllt zu sein, erfüllt. danach.

corvid-19 streckt sich weiter in meine richtung. italien ist dicht, deshalb ist jetzt mein tango eingeschränkt. weil eine mittänzerin in den bergen war, im schnee. ihr geht es gut, aber jetzt will oder soll sie gemächlich vierzahn tage runterzählen. macht ihr nix, denke ich, sie hat auch zu tun. und ich ja auch, ich gewinne ebenfalls ein paar abende für das letzte kapitel.

heute hat es dafür nicht gereicht. ich war spät dran, hatte außerdem den ganzen tag über fast nur das nächste projekt im kopf. inhaltlich ist es ja längst grob umrissen. heute haben mich dann namen und szenen umkreist, alles ohne besonderen tiefgang. auch die konstruktion treibt mich um, ohne dass ich einen konkreten ansatz dingfest machen könnte. einzig ein möglicher titel hat mich mächtig gepackt. ein arbeitstitel. also, dann sind die weichen wohl gestellt. irgendwie.

lernen muss ich auch ein neues programm. das wäre eine möglichkeit gewesen, eine oder zwei stunden hätte ich gehabt, heute abend. nur keine konzentration, leider. doch es ist so: für das aufbrechen meiner über jahre eingefahrenen arbeitsstruktur habe ich mir eine neue schreibmaschine zugelegt. und um die möglichkeiten dieser auszuloten, muss ich mich wohl oder übel damit beschäftigen. bevor ich damit loslegen kann. denn nichts nervt mehr, als sich mitten im schreibfluss mit der verwendeten software auseinandersetzen zu müssen.

doch das hat zeit, eigentlich. aber es ist auch mein alltag, mein sehnen.

schreibzeit (42)

einen tag in der gruppe, dann drei aufeinanderfolgende tage, alle in gänze zur schreibarbeit freigegeben. ich habe den eindruck, nicht viel geschafft zu haben. stattdessen viel zeit vertan zu haben, was ein unsinn ist.

bevor das ich vorletzte kapitel für erstmal ausreichend befunden habe, sind bei der letzten überarbeitung sicher noch einmal drei seiten hinzugekommen. und in das neue, das letzte kapitel habe immer wieder mal, zügig und ohne lange nachzudenken, ein wenig alltag und dialog hineingeschrieben. vorgeplänkel nur, brücken und ösen, die später dann, ganz bald, auf den einen oder anderen punkt führen werden. so hoffe ich.

das ist nichts, aber es ist wichtig. dass der weg geebnet ist in das neue, das letzte kapitel. fünf seiten fast, das ist gut.

ich sollte zufrieden sein. ich will. (ich kann nicht so recht.)

sonntage

ich fürchte, ich weiß gar nicht mehr, was das ist. und wozu. da hat man frei, glaube ich. frei! was ist das? und was macht man da?

heute habe ich mich zerhackt zwischen freiberuflicher organisation, emails und so, übersetzungsreparaturen, die ich seit wochen nicht erledigen konnte, weil es beim auftraggeber auf einmal keinen ansprechtpartner mehr gab, wäschewaschen, kochen und privater kommunikation, das heißt, irgendwie auch organisation. schon gegen fünf war ich hundemüde, was im grunde nicht überraschend ist. dennoch war ich überrascht.

gegen acht mit dem schreiben angefangen, was definitiv zu spät ist. oder die falsche reihenfolge, das auf jeden fall. an einem sonntag. ich weiß das, mache es aber dennoch immer wieder anders.

so ist es dann, so muss es. in ein paar stunden dann geht die arbeitswoche los.

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