erst verschlafen, vermutlich den wecksender über eine stunde überhört. dann träge an die arbeit: schreiben. mehr habe ich nicht geschafft, obwohl deutlich mehr auf dem programm stand.
zwischendurch der aus wuppertal mitgebrachten büropflanze, die im zimmereck vor sich hinwuchert und die ich schon seit jahren schon vergeblich zu töten versuche, mit einem messer kurzerhand den längst an den rand gedrängten mutterkern herausgeschnitten und auf den balkon geworfen. dazu das jüngste kind ausgerissen, mit bloßen händen, so brutal kann ich sein. mal sehen, wie sich die verbleibende kinderzahl, drei, um genau zu sein, das überleben gestaltet. entweder sie blühen auf, alle, in dem nunmehr riesigen topf. oder sie fangen ein krieg an, bemühen sich, die lästigen geschwister zügig zu verdrängen. vielleicht sterben sie auch endlich, alle. ich bin gespannt.
in alles eingeronnen ist der mittlerweile beinah tägliche kampf mit der pandemibedingten alltagsquälerei, den rein hirngesteuerten wiedergeburten meiner kindheitsfolter vor allem. schon einmal war ich auf mich gestellt, über jahre und jahrzehnte, ohne zukunft, ohne welt. ich brauche ich das nicht, im grunde, nicht noch einmal. ich kenne das schon.
ich bin gläubig, stelle ich fest. ich glaube zum beispiel, dass das leben nicht endet mit der zerstörung des körpers. vor allem aus dem leid gibt es kein entkommen, weder im leben, noch im tod. am ende ist alles dreck. das hat mein vater mir erklärt, eines nachts, da war ich siebzehn: der einfachste weg sei es, in einen müllsack zu kriechen und von innen den eingang zuzuschnüren. später müsse dann nur noch irgendwer den dreck wegräumen.
siebzehn war ich also, als mein vater mich bat, den müll zu beseitigen, der er zu sein glaubte. gewundert hat mich das nicht, auch nicht erschreckt, nur überfordert. die grundidee war mir vertraut, seit jahren. nur hatte er nicht die kraft, nicht wie ich ihn kannte. ich dagegen. siebzehn war ich und habe es getragen, für ihn. auch das.
so war sie, meine familie. mein vater hat einen weg gefunden, dreizehn jahre später, seinen körper zu zerstören auf natürlichem weg. ich durfte ihm zusehen dabei, ihn tragen. soweit ich konnte.
auch jetzt trage ich es, seit fast genau zehn monaten. allein, wie mich das immer enger werdende corona-regelwerk zwangsläufig hinterlässt.
leben will ich so nicht.